Texte
Vorbereiten
Aufbrechen
Gehen
Ankommen
Eintreten
Beten
Abreisen
Nach dem Entschluss zu einem solchen Weg ist ein Mindestmaß an Vorbereitung nötig. Dabei gilt: je einfacher, desto besser. Nichts Beschwerliches sollte unnötig belasten, weder äußerlich noch innerlich.
Zu einem Anfang kommen.
Es hat schon längst begonnen,
bevor ich den Anfang sehe.
Der Tag hat begonnen,
mein Leben hat begonnen,
die Welt hat einst begonnen.
Alles hat sich zusammengefügt
zu dieser Stunde,
in der ich jetzt bin.
Zum Anfang des Weges kommen.
Am Morgen geht alles wie gewohnt, automatisch,
da brauche ich nicht zu denken.
Heute gibt es jedoch ein paar letzte Vorbereitungen
für diesen Weg:
Was nehme ich mit?
Was brauche ich?
Was brauche ich wirklich?
Je einfacher ich unterwegs bin, desto besser,
aber nichts Not-wendiges soll fehlen.
Einen Anfang setzen.
Es hat einen Entschluss gebraucht,
eine Entscheidung, einen Willen,
eine Einladung, eine Motivation
für diesen Weg.
Ich habe diesen Anfang empfangen.
Einen "neuen" Anfang?
Was ist heute mein Ziel?
Aufbrechen
Die ersten Schritte führen aus dem Alltag heraus in eine Offenheit und Unbekümmertheit, in eine sorgsame und dankbare Aufmerksamkeit für das, was ist. Ich habe Zeit und Vertrauen: es wird gut.
Ich habe Zeit
Nichts drängt sich auf, das zu tun wäre.
Die Zeit hat heute ein anderes Maß,
fern vom Alltag, der Arbeit.
Der Terminkalender hat keine Bedeutung.
Ich bin frei von Verpflichtungen, von Gewohnheiten,
vom Denken an das Unerledigte.
Ich habe Zeit
zu betrachten, zu bewundern, zu entdecken.
Ich habe Zeit,
einen neuen Geschmack am Leben zu finden.
Sich in Bewegung setzen
mit Bedacht, nicht zu hastig.
Die ersten Schritte sind leicht.
Vieles ist da, das ich kenne,
aber noch nie so gesehen habe.
Ich will offen sein
für das, was ist,
für das, was kommt.
Den Alltag lasse ich zurück.
Ich werde ihn später wieder finden.
Jetzt bin ich hier.
Wirklichkeit in mich aufnehmen:
Landschaft und Himmel, Wind und Sonne,
Gerüche und Düfte, Wärme und Stille.
Wahrnehmen, was in mir ist,
meine eigene Wirklichkeit:
Was bewegt mich?
Was gibt mir Sicherheit?
Was beunruhigt mich?
Womit bin ich zufrieden?
Was sollte noch geschehen?
Auf wen kann ich bauen?
Wen trage ich in mir?
Ich öffne mich.
Ich spüre den Hauch des Windes,
höre das Plätschern einer Quelle,
rieche den Duft der Felder und des Waldes,
sehe das Spiel von Licht und Schatten.
Ich lebe.
Herr, öffne mich,
dass ich dich erahne in allen Dingen,
dass ich dich lobe und dir danke.
Herr, öffne mich,
dass ich deine Spuren entdecke
in den kleinen Ereignissen dieses Tages.
Herr, öffne mich,
dass ich dir begegne in den Menschen
und dass ich aufmerksam bin.
Herr, öffne mich,
für das Wort, das du heute zu mir sprichst
durch alles, was um mich ist.
Gelobt seist du, o Herr.
Wir geben dir unsere Zeit.
Gelobt seist du, o Herr.
Die Luft ist frisch.
Sie duftet von Blumen und geschnittenem Gras,
von Wäldern und von Früchten.
Gelobt seist du, o Herr,
für die Farben des Himmels und der Erde.
Gelobt seist du für das Licht.
Gelobt seist du, o Herr,
für die Quellen,
aus denen Wasser des Lebens entspringt.
Gelobt seist du für das Wasser der Taufe,
das uns zu ewigem Leben mit dir verbindet.
Gelobt seist du, o Herr,
für die Kraft in unseren Schritten,
für die Zuversicht, die uns diesen Weg gehen lässt,
für die Ermutigung durch unsere Weggefährten.
Gelobt seist du, o Herr,
für all deine Zeichen und Wunder.
Amen. Halleluja.
Gehen
Der Weg selbst ist das Ziel. Was jetzt ist, zählt. So wandere ich durch die Landschaft und entdecke immer wieder, wie ich auf meinem Lebensweg unterwegs bin.
Ich vertraue mich diesem Weg an.
Gott geht mit.
Es ist seine Schöpfung,
die ich sehe, höre, rieche, spüre, schmecke und atme.
Er ist in den Menschen,
denen ich begegne und an die ich denke.
Er ist in mir.
Ich vertraue mich diesem Weg an,
er drängt mich nicht.
Ich mache ihn mir zu eigen,
ich vereine seinen Rhythmus mit dem meiner Schritte:
auf flachen oder steilen Wegstücken,
wenn das Gehen leicht fällt oder Überwindung kostet,
mit Hitze oder Kälte, Sonne oder Regen,
mit Windungen und geraden Strecken,
mit der wechselnden Landschaft
und der voranschreitenden Tageszeit,
Zwischendurch eine Rast,
sich stärken, Kraft schöpfen,
sich vergewissern, ob es der rechte Weg ist
und weitergehen.
Ich vertraue mich diesem Weg an,
er führt mich.
Jeder Schritt ist sinnvoll
und bringt mich näher zu meinem Ziel.
Jeder Augenblick hat seinen Wert.
Gott geht mit.
Psalm 121
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: / Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, / der Himmel und Erde gemacht hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; / er, der dich behütet, schläft nicht.
Nein, der Hüter Israels / schläft und schlummert nicht.
Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten; / er steht dir zur Seite.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden / noch der Mond in der Nacht.
Der Herr behüte dich vor allem Bösen, / er behüte dein Leben.
Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, / von nun an bis in Ewigkeit.
Ankommen
Die Ankunft bewirkt Freude und Erleichterung. Der Ort ist erreicht, zu dem ich wollte. Aber was soll nun geschehen? Das werden die nächsten Schritte zeigen, die in aller Kürze noch vor mir liegen.
Das Ziel ist zu sehen,
die Ankunft ist nahe.
Die letzten Schritte öffnen den Blick: Haus Gottes,
groß, steinern, mächtig,
ein wenig fremd und vertraut zugleich;
Gott ist so nahe und doch unfassbar, unermesslich;
Gott ist so vertraut und so anders,
ewig derselbe
und doch jedem Menschen persönlich zugewandt,
an jedem Ort
und zu jeder Zeit.
Noch ist es das Äußere,
das sich zeigt und mich berührt.
Gut ist es,
die letzten Schritte langsam zu gehen,
den Eingang nicht zu erobern,
sondern die Einladung anzunehmen:
Komm näher,
hier ist heiliger Boden.
Ich komme innerlich an.
Ich lasse den Weg zurück
mit all seinen Erfahrungen.
Ich öffne mein Herz.
Hinter der Wirklichkeit,
die ich sehe, höre, spüre, rieche, schmecke und atme,
ist die Wirklichkeit Gottes.
Er ist da.
Ich trete ein.
Herr, wer darf kommen in dein heiliges Haus?
Wer ist dir willkommen an deinem heiligen Ort?
Wer rechtschaffen lebt und verlässlich ist,
der sein Versprechen hält, das er gegeben hat,
der die Wahrheit sagt und niemanden verleumdet,
der hilfsbereit ist, ohne an den eigenen Vorteil zu denken,
der sich in der Freundschaft bewährt
und den Nächsten nicht verachtet,
der jene meidet, die Böses tun,
aber Gemeinschaft sucht bei allen, die Gott lieben.
Wer so lebt, findet in Gott seine Kraft.
(nach Psalm 15)
Eintreten
Ich stehe an einer Schwelle, die ich überschreite, um ins Innere zu kommen. Dort lassen mich die Äußerlichkeiten des Raumes staunen, bewundern - und manchmal verwundern sie mich. Was hat all das zu bedeuten? Es ist ein heiliger Ort. So führt mich der letzte Schritt in ein Inneres, wo Gott auf mich wartet.
Gott, ich trete ein in dein Haus.
Ich komme so, wie ich bin,
mit meiner Freude und meinem Dank,
mit meinen Sorgen und meinen Bitten,
mit meinen Plänen und meinen Wünschen,
mit meinem Leiden und meinem Erdulden,
mit meinen Stärken und meinem Gelingen,
mit meinem Scheitern und meinen Grenzen.
Ich komme so, wie ich bin.
Gott, ich trete ein in dein Haus.
Ich bringe die Menschen mit,
die mir verbunden sind:
Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen.
Ich danke dir für jene, die zu mir stehen:
Beschütze und segne sie.
Ich bitte dich für jene, die deine Hilfe brauchen:
Stärke und begleite sie.
Ich denke an jene, mit denen ich Probleme habe:
Zeige uns Wege zur Versöhnung und zu mehr Verständnis.
Gott, ich trete ein in dein Haus,
in der Gemeinschaft der Gläubigen.
Manche sind um mich herum.
Andere sind fern von hier,
dennoch sind wir im Glauben miteinander verbunden.
Wir sind alle dein Volk auf dem Weg durch die Zeit.
Du führst uns und führst uns zusammen,
aus allen Nationen und Kontinenten,
aus allen Milieus und Generationen
zu der einen Familie des Glaubens.
Gott, ich trete ein in dein Haus,
wie so viele vor mir und nach mir.
So manche/r Heilige mag dabei sein.
Es kommen Menschen mit unterschiedlichen Anliegen.
Es kommen Menschen, die dich suchen.
Es kommen Menschen, die Interesse haben an diesem Ort,
aber nicht an dir…
Gott, alle sind dir willkommen.
Allen willst du dein Wort schenken,
damit sie erfahren, dass du sie liebst.
Gott, ich trete ein in dein Haus.
Ich sehe mich um:
Bilder, Statuen, Ornamente, Schmuck.
Herr, dein Haus ist schön,
aber auch ein wenig verwirrend.
Vieles erinnert an Menschen,
die dich durch ihr Leben bezeugten.
Unsere Heiligen
sind uns Beispiel und Zeichen.
Vieles erinnert an Ereignisse,
in denen dein Wirken offenbar wurde.
Das gibt uns Hoffnung,
dass du uns jederzeit
deine Kraft wieder spüren lässt.
Vieles lässt deine Herrlichkeit erahnen,
und deine Unfassbarkeit.
Wenn vieles hier so schön ist:
wie herrlich musst du erst sein.
Lass mich all das verstehen
als vielfältige Spuren,
die uns zu dir führen.
Du hast dich so oft und so unterschiedlich gezeigt,
damit wir deinen Willen begreifen,
der alles zum Guten führt.
Psalm 100
Jauchzt vor dem Herrn, alle Länder der Erde! / Dient dem Herrn mit Freude! / Kommt vor sein Antlitz mit Jubel!
Erkennt: Der Herr allein ist Gott. / Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum, / Sein Volk und die Herde seiner Weide.
Tretet mit Dank durch seine Tore ein! / Kommt mit Lobgesang in die Vorhöfe seines Tempels! / Dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der Herr ist gütig, / ewig währt seine Huld, / von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.
Beten
Ich bin ganz da. Ich spreche und schweige, ich höre und spüre, Gott ist da. Er spricht in der Stille, in Zeichen, in Worten, in meinen Gedanken. Ich trage vor ihn meine Bitten, meinen Dank, meine Freude, mein Leid und all die Menschen, denen ich verbunden bin. Gott nimmt uns an.
Herr, hier stehe ich vor dir
Danke für diese Zeit in deiner Gegenwart,
in der Geborgenheit des Schweigens,
in der Stille meines Gebetes
Herr, hier stehe ich vor dir.
Ich kenne dich von so vielen Bildern.
Jedes berührt dich, keines umfasst dich.
Ich freue mich auf dein Kommen.
Herr, hier stehe ich vor dir.
Ich bringe meine Liebe zu dir,
Menschen, dir mir vertraut sind,
und eine Sehnsucht, die nur du stillen kannst.
Herr, hier stehe ich vor dir.
Psalm 130
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir: / Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu, / achte auf mein lautes Felhen!
Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, / Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, / damit man in Ehrfurcht dir dient.
Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, / ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen.
Mehr als die Wächter auf den Morgen / soll Israel harren auf den Herrn.
Denn beim Herrn ist die Huld, / bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen / von all seinen Sünden.
Psalm 131
Herr, mein Herz ist nicht stolz, / nicht hochmütig blicken meine Augen.
Ich gehe nicht um mit den Dingen, / die mir zu wunderbar und zu hoch sind.
Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; / wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.
Isreal, harre auf den Herrn / von nun an bis in Ewigkeit!
Lieber Gott, ich weiß nicht, was ich sagen soll
Ich habe nicht gelernt, mit dir zu sprechen.
Aber ich spüre, dass es dich gibt
und dass du da bist,
an diesem Ort,
aber auch tief in meinem Inneren.
Jetzt stehe ich vor dir.
Ich bringe dir mit,
was ich erlebt habe,
was ich gesehen habe,
was mich beschäftigt,
was mich beunruhigt,
was mich glücklich macht.
Lieber, Gott,
nimm dies alles an.
Nimm mich an,
und lehre mich beten.
Herr, mein Gott, ich habe lange nicht mehr gebetet
Ohne dass es mir aufgefallen ist,
habe ich vor langer Zeit aufgehört,
mir dir zu sprechen.
Jetzt will ich es wieder versuchen.
Aber es fällt mir schwer.
Herr, mein Gott, du warst immer bei mir, die ganze Zeit,
auch als ich nicht gebetet habe.
Herr, mein Gott, danke für das Leben.
Es ist zwar manchmal schwer und mühsam,
aber es ist doch schön,
und es ist wert, gelebt zu werden.
Im Namen des Vaters, des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Gebet beim Anzünden einer Kerze
Herr,
diese Kerze, die ich hier anzünde,
soll ein Licht sein,
durch das Du mich erleuchtest
in meinen Schwierigkeiten und meinen Entscheidungen.
Es soll ein Feuer sein, durch das Du
in mir allen Stolz, allen Egoismus
und alle Unreinheiten verbrennst,
durch das du mein Herz erwärmst
und mich lieben lehrst.
Herr,
ich kann nicht lange in deiner Kirche weilen.
Mit dem Brennenlassen dieses Lichtes
soll ein Stück von mir selbst hierbleiben,
das ich Dir schenken möchte.
Hilf mir,
mein Gebet im Tun und in der Arbeit
dieses Tages fortzusetzen. Amen.
(aus Maria Taferl)
Gebet für Menschen, an die ich denke
Gott möge dir zur Seite stehen
in guten und schlechten Zeiten
und dich immer beschützen.
Er soll dich erhören und dir stets Hilfe zukommen lassen
zur rechten Zeit.
Er sei bei dir in all deinem Bemühen.
Er schenke dir, was du von ihm erbittest,
und lasse all deine Pläne gelingen.
Dann werden wir uns mit dir freuen.
Ich bin gewiss, Gott führt alles zum Guten
bei den Menschen, die ihn lieben.
Sicher gibt es andere, die stark sind
durch Ansehen, Macht und Besitz.
Aber wir sind stark im Namen des Herrn, unseres Gottes.
Macht, Ansehen und Besitz sind beeindruckend,
schenken aber letztlich keinen Halt.
Wer Gott vertraut, bleibt aufrecht.
Herr, lass alles Gute gelingen,
erhöre uns, wenn wir zu dir rufen.
(nach Psalm 20)
Lieber Gott,
steh allen bei, dir mir vertraut sind.
Beschütze und begleite sie.
Lass sie das Glück dort suchen,
wo es wirklich zu finden ist.
Herr, mein Gott, hilf uns,
richtige Entscheidungen zu treffen.
Zeige uns den rechten Weg für unser Leben.
Mach uns stark in allem Guten.
Gebet im Leiden
Herr, ich leide. Mir geht es schlecht.
Ich komme zu dir und möchte deinem Willen folgen,
aber ich erkenne ihn nicht.
Herr, bist du taub oder blind?
Siehst du nicht mein Elend, mein Leid?
Hörst du mein Beten nicht?
Kennst du mich überhaupt noch?
Herr, wenn du da bist, dann gib mir ein bisschen Mut,
erleichtere meine Last,
die wie Blei auf meinen Schultern liegt.
Gib mir nur ein wenig freien Atem,
ein wenig Licht, eine kleine Hoffnung.
Herr, komm mir zu Hilfe.
Herr, wo bist du?
Ich kenne Menschen, die nur an sich selbst denken.
Für sie zählt nur der eigene Vorteil:
Dann ist ihnen jedes Mittel recht.
Sie lügen, betrügen, spinnen Intrigen.
Ihre Halbwahrheiten sind oft nur schwer zu durchschauen.
Sie nützen andere aus,
sie verachten alle, die sie für schwach halten.
Herr, sie verachten dich!
Und sie kommen damit durch!
Es geht ihnen gut, während sie Böses tun.
Herr, wo bist du?
Komm und hilf den Menschen,
die ihre Opfern werden.
Warum darf so viel Böses geschehen?
Verhindere es doch!
Lass die Bösen so schwach werden,
dass sie kein Unheil mehr anrichten
und niemanden mehr bedrohen können.
Herr, steh jenen zur Seite,
die bedrängt werden.
Herr, du bist unser Gott.
Du verleihst den Menschen Würde.
Du stärkst alle, die zu dir kommen.
Zeige uns Wege, dein Reich aufzubauen.
wo alle Menschen zusammenleben
in Gerechtigkeit und Frieden,
in Freundschaft und gegenseitiger Achtung,
in Aufrichtigkeit und in Liebe.
(nach Psalm 10)
Gebet in Einsamkeit
Herr, ich bin allein.
Es ist alles zu schwer für mich.
Ich höre nur meine eigene Stimme.
Ich kann nicht mehr zuhören.
Aber ich habe niemanden, mit dem ich reden kann.
Es ist mir alles einfach zu viel.
Warum hört das denn nicht auf?
Ich habe keine Kraft, keine Geduld, keinen Mut.
Warum quält mich das alles so?
Ich fühle mich lebendig begraben
und komme nicht heraus aus diesem Grab.
Um mich ist es dunkel, und ich sehe kein Licht.
Freunde sind mir fremd geworden,
Vertrauen wurde gebrochen.
Ich wurde betrogen, verraten.
Jene, denen ich einst vertraute,
sind zu Feinden geworden.
Wie konnte all das geschehen?
Hast auch du mich verlassen? Warum? Wo bist du?
Ich bin einsam. Niemand ist da, der mich beachtet.
Niemand schenkt mir ein Lächeln.
Niemand fragt nach mir.
Wo bist du?
Herr, ich schreie zu dir.
Reiß mich heraus aus diesem Gefängnis,
zu dem mein Leben geworden ist,
und lass mich wieder leben.
Herr, es gibt viele, die allein sind wie ich.
Wir sind dabei, aufzugeben, uns fallen zu lassen.
Aber wenn wir das tun, stürzen wir in einen Abgrund.
Außer: Du bist da, um uns aufzufangen.
Herr, wenn du das tust,
wenn du uns mit deiner Liebe umfängst,
sodass wir es spüren und uns wieder aufrichtest,
vollbringst du wirklich ein Wunder.
Dann werden wir davon erzählen,
dass du uns gerettet hast,
dass du uns wieder einen Sinn finden ließest,
dass du uns den Geschmack am Leben
wieder zurückgegeben hast.
Dann werden wir wieder aufrecht stehen
und unsere gebeugten Rücken gerade richten.
Wir werden dieser Welt Auge in Auge
wieder ins Angesicht sehen - in der Gewissheit,
dass du bei uns bist.
Wir werden in unserem Herzen
das Lied wieder finden, das du in uns gelegt hast.
Und seine Melodie wird zusammenklingen
in Harmonie mit dir und dem Leben,
das du uns neu schenkst.
(nach Psalm 88 und 142)
Gebet nach Überwindung einer Krise
Gott, du hast mich gerettet.
Ich war am Boden zerstört, ich war am Ende.
Alles schien aussichtslos, sinnlos. Ich war verloren.
Da habe ich zu dir gerufen, und du hast mich erhört.
Du hast mir die Hand gereicht
und mich herausgeholt aus meinem Elend.
Deshalb will ich dir danken
und von deiner Güte erzählen.
Alle sollen es hören und sich mit mir freuen.
Einst hatte ich gedacht, mir könnte nichts geschehen,
mein Leben wäre geordnet und sicher,
ich hätte alles in der Hand.
Wie sehr habe ich mein Glück genossen.
Und ich habe deine Nähe gespürt.
Damals meinte ich: Mir kann nichts geschehen.
Doch dann ist alles zusammengebrochen,
eines nach dem andern.
Ich wurde verzweifelt und rief:
Es nützt doch niemandem, wenn ich am Ende bin!
Erhöre mich, Herr, sende mir Hilfe!
Da hast du mein Klagen in Freude verwandelt.
Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.
(nach Psalm 30)
Abreisen
Der Abschied von diesem Ort ist zugleich wie ein Aufbruch zurück (bzw. voran) in den Alltag. Dorthin ruft uns Gott, damit wir teilen, was wir empfangen haben: ein bisschen Hoffnung, ein bisschen Lebensfreude, ein bisschen Liebe. Gott geht mit uns. So sind Wallfahrt, Pilgerweg oder Alltag nur unterschiedliche Etappen auf unserem einen Weg mit und zu ihm.
Noch ein letzter Augenblick,
das Ziel ist erreicht,
der Weg hat sich für heute vollendet.
Doch es geht weiter.
Was nehme ich heute mit?
Eine Erfahrung, einen Gedanken, ein Wort Gottes,
ein Staunen, ein Lächeln, eine angenehme Erinnerung,
eine Ermutigung, eine Hoffnung, einen Trost,
eine Bestärkung, eine Zuversicht, dass Gott da ist
beim Aufbruch, am Weg und am Ziel.
Gott, danke, dass du mit uns gehst.
Wohin wirst du mich führen?
Was ist dein Plan für mein Leben?
Ich erhebe mich
und will es mir deiner Hilfe herausfinden.
Ich schreite voran
und höre deine Verheißung,
dein Versprechen, bei mir zu sein alle Tage,
bis zum Ende der Welt.
Du bist mein alltäglicher Himmel,
mein Gott, der mich ruft.
Psalm 117
Lobet den Herrn, alle Völker, / preist ihn, alle Nationen!
Denn mächtig waltet über uns seine Huld, / die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. / Halleluja!