Um ein Projekt strukturiert und zielgerichtet durchzuführen, braucht es einen Projektplan. Dieser sieht so aus:
Projektname
Auftraggeber/Auftragnehmer
Ausgangssituation
Was ist die Problem-/Fragestellung und was sind die Rahmenbedingungen?
Projektziele
Was soll in/mit dem Projekt erreicht werden: Prozess-, Ergebnis-, Wirkungsziele?
Projektaufgaben
Was ist im Projekt zu tun: Aufgaben und Teilaufgaben (Projektstrukturplan und Aufgabenpakete)?
Personen und Kompetenzen
Welche Kompetenzen/Personen werden gebraucht? Wer soll am Projekt beteiligt werden?
Projektorganisation
Wie ist das Projekt nach innen strukturiert (Projektleitung, Steuergruppe, Arbeitsgruppen), wie sind die Schnitstellen zur Umwelt geregelt?
Ressourcen
Welche personellen, finanziellen, informellen und sächlichen Ressourcen werden im Verlauf benötigt?
Zeitplan (Phasen, Meilensteine)
Wie ist die Schrittfolge (Projektphasen), was sind die Meilensteine? Wann ist von wem was zu tun und wann sind von wem welche Ergebnisse wem vorzulegen?
Risikoanalyse und -prävention
Wo liegen die zentralen Risiken, woran sind sie zu erkennen, wie kann die Eintrittswahrscheinlichkeit reduziert werden und was ist zu tun, wenn der Risikofall eintritt?
(nach Valentin Dessoy, S. 162, in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 655-667))
Kirchenentwicklung - Notwendige Innovationen
Räume entstehen heute durch Kommunikation und Beziehung.
Es braucht neue, ansprechende Leitbilder.
Neue Rollen und Aufgaben entwickeln sich im Bereich der Pastoral (z.B. in Moderation, Kommunikation, Koordination, Verwaltung), die zugleich andere für „geistliche“ Aufgaben entlasten; Stichwort: Changemanagement.
(vgl. Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015)
Kirchenentwicklung - Was ist eine "gute" Pfarre?
Bei einer Befragung von „guten“ Pfarren haben sich einige Faktoren herauskristallisiert, die eine gut Kirchenentwicklung vor Ort fördern:
Einbeziehung von Laien auf unterschiedlichen Ebenen und in vielfältigen Zusammenhängen
Kompetenz und Qualität des Pastoralteams
eine gute Atmosphäre, Freude, Selbstbewusstsein („Stolz“) in der pfarrlichen Gemeinschaft
die Sorge um die Nöte der Mitmenschen
die Unterstützung von Pfarrmitgliedern
eine klare Vision des Pastoralteams
verschiedene neue geistliche Initiativen
die Einbeziehung von Pfarrmitgliedern in Entscheidungsprozesse
Gebet
die geistliche Verwurzelung des Pastoralteams im Evangelium
(nach Andreas Fritsch, Der Elefant im Raum – Fokussierung auf das Wesentliche. Erfahrungen und Beipsiele zur Kirchenentwicklung in den USA, in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten Band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 65-80, 67)
Kirchenentwicklung – Ausgangspunkte
Das Zeugnis geschwisterlichsolidarischen Lebens
Das ist die Grundlage jeder Evangelisierung. Es konkretisiert sich in Nachbarschaftshilfe, in Hilfsbereitschaft gegenüber jenen, die da sind und etwas brauchen, in Solidarität am Arbeitsplatz, in Mitarbeit in Bürgerinitiativen usw. – und zwar in einem Stil eines liebenswürdigen, wertschätzenden Miteinander. Kirchentwicklung ist diakonisch ausgerichtet.
Eine Sendung leben
Eine Vergewisserung über die konkrete Situation, über die Zeichen der Zeit ist Voraussetzung für eine adäquate Verwirklichung des Sendungsauftrages. Sendung geschieht im Alltag, in der Familie, im Berufsleben, in der Nachbarschaft, im Wohnviertel. Präsenz und das Engagement haben eine Kraft zur Veränderung, zur Verbesserung, zur Verlebendigung einer Gemeinschaft. Es geht nicht um Machtpositionen und Durchsetzungsvermögen, sondern darum, Sauerteig, Salz, Licht zu sein.
Entdeckung und Entscheidung für ein „anders besser leben“
Das bedeutet eine Loslösung vom Zeitgeist und von Sachzwängen, um dem eigenen Leben eine tragfähige Mitte zu geben. Es ist eine Einladung, wesentlich zu werden, zu erkennen, was im Leben letztlich wirklich zählt. So kann der Heilszusage Gottes der Boden bereitet werden, damit sie ihre wohltuende Kraft entfalten kann.
Begegnen, Beziehung aufbauen, Erzählen
Kirchliches handeln will Menschen mit der Frohen Botschaft in Berührung bringen. Dabei geht es nicht um Katechismuswissen, sondern um das, was das Herz bewegt. In diesem Geschehen hat das Teilen des Wortes Gottes eine zentrale Bedeutung. Dazu braucht es einladende Orte und passende Gelegenheiten.
Aus sakramentalen Zeichen leben
Sakramente haben eine Wirkung für das Leben, wenn sich die empfangene Gnade entfalten kann. Die Eucharistiefeier verbindet Menschen mit Gott und miteinander. Sie ist ein Bezugspunkt für Kirchenentwicklung. Zugleich ist sie wie jede liturgische Feier eine Vorwegnahme des Reiches Gottes, indem Menschen über alle Unterschiede hinweg gemeinsam vor Gott treten.
Funktionen, Rollen, Organisationsformen
Es braucht eine Offenheit für manche neue Gestaltung von Leitungs- und Seelsorgeaufgaben, für eine Sensibilität für Charismen, für neue Berufsbilder, für ein Zusammenspiel kirchlicher Wirklichkeiten in einem Netzwerk, in dem volkskirchliche Traditionen ebenso wertgeschätzt werden wie experimentelle Formen kirchlicher Verbundenheit. Ecclesia semper reformanda bezieht sich auf viele Ebenen.
(nach Alfons Vietmeier, „…Mehr in den Händen der Leute“. Kirchenentwicklung in Lateinamerika in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten Band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 49-64, 57ff; vgl. Guido Lames, Kirchenbildung – Kirchenentwicklung. Kriterien aus pastoraltheologischer Perspektive, 617-620)
Kirchenentwicklung - Es braucht Kommunikation und Dialoge
Es geht um eine doppelte Loyalität:
gegenüber der Kirche (mit ihren Traditionen, ihrer Botschaft, dem Lehramt)
gegenüber einer Welt mit anderen religiösen und kulturellen Traditionen, die als locus theologicus gesehen werden
Herausgefordert ist ein Dialog
mit den Traditionen und Kulturen in einer Gesellschaft,
mit anderen Religionen,
mit den Menschen vor Ort.
Dialog ist kein Konzept, sondern Beziehung.
Das setzt Vertrauen voraus, um das man sich bemühen muss.
Ehrlichkeit, Offenheit, Respekt, Klarheit, Freundlichkeit sind wesentlich.
(nach Monika Kling, Aufmerksame Präsenz und Suche. Kirchenentwicklung in Asien in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten Band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 37-48, 39)
Kirchenentwicklung - Von Versorgung zur Verantwortung
Versorgte Kirche: Hauptamtliche sorgen dafür, dass die Gläubigen erhalten, was sie von der Kirche erwarten
In einer Kirche der Helfer unterstützen Ehrenamtliche die Hauptamtlichen
Ein Bewusstsein von Mitverantwortung entsteht: Mehr Personen beteiligen sich auf unterschiedliche Weise, damit eine aufwachende Kirche vor Ort lebt.
Es geht den Gläubigen darum, in ihrem Engagement Christus in einer Kirche der Jünger nachzufolgen, mit ihm zu sein und mit ihm zu wirken.
Man nimmt wahr und fördert, dass es viele unterschiedliche Wege gibt, Kirche zu leben, und man versteht sich über alle Unterschiede hinweg als Gemeinschaft von Gemeinschaften.
Kirchenentwicklung braucht ständige Begleitung und Inspiration. Eine Entwicklung entfaltet sich nicht automatisch, wenn sie einmal begonnen hat.
(nach Michael Wüstenberg, Kirchenentwicklung in Afrika, in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten Band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 25-36, 27)
Kirchenentwicklung – Wie es einmal aussehen wird
Erscheinungsbild: Die Kirche der Zukunft wird signifikant kleiner sein, sie wird ärmer sein und gesellschaftliche Relevanz einbüßen. Das kann jedoch helfen, glaubwürdiger zu werden, insbesondere durch Personen und die Vertrauenswürdigkeit von Beziehungen.
In Bezug auf die Umwelt wird die Kirche missionarisch-lebensweltorientiert sein. Sie wird ihre Sendung leben inmitten der Menschen, für die sie da ist. Das kann von Ort zu Ort, von Milieu zu Milieu, von Gruppe zu Gruppe verschieden sein. Die Kirche der Zukunft wird sehr bunt sein. Unterschiedliche lokale Kirchenkulturen wird es nebeneinander geben, teilweise in Ergänzung, teilweise in gegenseitiger Irritation. Man wird sich der gemeinsamen Basis immer wieder vergewissern müssen.
Das pastorale Handeln wird mehr nach Projekten und Experimenten ausgerichtet sein. Das „Es war immer schon so und soll so bleiben“ wird weniger werden, wobei der Wunsch der Menschen nach Stabilität und Vertrautheit nicht unterschätzt werden darf. Aber es geht um eine Zukunft, die wird herausfordern, dass man neu auf Menschen zugeht, die man auf tradierten Wegen nicht mehr erreicht. Dabei wird es viele Ideen und kreative Bemühungen brauchen, damit zumindest die eine oder andere ankommt.
In ihrer Sozialgestalt wird die Kirche dezentral werden. Der Zusammenhang bleibt, aber man wird sich viel mehr selbstständig fühlen in der eigenen Gestaltung kirchlicher Wirklichkeiten. Das erhöht die Differenzierung und Diversität und wird dennoch profilierte kirchliche Zentren brauchen zur Koordination, zur Aufrechterhaltung der gemeinsamen Vision, zur Vernetzung und zum Zusammenhalt.
Rollen, Aufgaben und Funktionen von kirchlich Engagierten werden sich ausdifferenzieren, vermutlich mehr Charismen-orientiert sein. Flexibilität wird es brauchen, eine pastorale Steuerung wird weniger hierarchisch angenommen werden, sondern vielmehr durch zielorientierte Begleitung von Charismen und einem … ermöglichen. Gebraucht werden Coaches, Moderatoren, Trainer, Projektberater, Ehrenamtsmanager, Fund-Raiser usw. Wichtig werden einheitsstiftenden Formen (insbesondere in der Eucharistiefeier).
Prozesse werden wichtiger als Programme. Diese Prozesse sollten partizipativ möglichst viele, zumindest alle Betroffenen, einbinden und zwar nicht nur mit Information, sondern auch in Entscheidungen. Diese Prozesse bedeuten in gewisser Weise auch Offenheit für Ergebnisse, und somit ist der Stil der Weg der Prozessgestaltung von umso größerer Bedeutung.
Eine Kommunikation, die wertschätzend, ermutigend und inspirierend ist, auf der Basis eines grundlegenden Vertrauens wird wesentlich sein, damit Personen den Wert kirchlicher Wirklichkeiten schätzen. Dazu gehören einerseits klare Perspektiven, andererseits Toleranz gegenüber Fehlern. Es geht um ein gegenseitiges Empowerment. Die Kirche orientiert sich an der Kommunikation der Menschen, unter denen sie lebt. Sie hört zu, um ihre Sprache zu verstehen, ihre Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen und ihr Kommunikationsverhalten so einzurichten, dass sie verstanden wird.
Vgl. Valentin Dessoy, Perspektiven nachhaltiger Kirchenentwicklung, in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 655-667)