Blitzlicht - Bischof Dr. Josef Marketz: Worte der Eröffnung
Das Wort des HERRN erging an mich: Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. Da sagte ich: Ach, Herr und GOTT, ich kann doch nicht reden, ich bin ja noch so jung. Aber der HERR erwiderte mir: Sag nicht: Ich bin noch so jung. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen, und was ich dir auftrage, das sollst du verkünden. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten – Spruch des HERRN. Dann streckte der HERR seine Hand aus, berührte meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund.
(Jer 1,4-9)
Liebe Veranstalter/innen und Mitgestalter/innen dieser Pastoraltagung, liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen, darunter, wie ich hoffe, viele junge Menschen!
Lieber würde ich euch jetzt ins Gesicht blicken als in meinen Laptop.
Aber intensive Begegnung geht auch anders, wie wir eben gehört haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Gott mit dem jungen Jeremia von Angesicht zu Angesicht spricht, aber dann hören wir Jeremia sagen: „Dann … berührte der Herr meinen Mund und sagte zu mir: Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund.“
Ja, das Wort Gottes kann uns berühren, und unsere Worte können andere auch berühren, sogar auf Distanz. Das ist eine wertvolle Botschaft unserer Glaubensgemeinschaft und an eine Gesellschaft in Corona-Zeiten. Aber: Achten wir gerade in diesen Zeiten auf unsere Worte, dass sie nicht verstören oder gar zerstören, sondern aufbauen und ermutigen.
Das könnte in der gegenwärtigen Situation unser Auftrag sein.
Auf jeden Fall entdecken wir in der biblischen Erzählung, dass Gott sagt: Ich habe eine Geschichte mit dir. Das ist ein Zuspruch, eine Zusage.
In der Berufung des Jeremia wird deutlich: Gott macht Geschichte mit Menschen. Diese Geschichte beginnt lange im Voraus: „ehe ich dich geformt habe im Mutterleib.“ Jeremia ist in eine bestimmte Zeit hineingeboren. Damit gleicht sein Schicksal dem aller Menschen. Wir können uns die Zeit, den Ort, die Familie, in der wir zur Welt kommen, nicht aussuchen. Aber wir dürfen daran glauben, dass es gottgewollt ist, dass Gott mit unserer Geschichte eine Absicht verfolgt. Das bedeutet, dass sich damit ein Auftrag verbindet. Welcher das ist, wird uns vielleicht ein wenig klarer werden in diesen Tagen. Eines ist klar, Gott traut uns etwas zu! Uns allen! Den Älteren, Erfahreneren, aber auch den Jüngeren, den Suchenden und Forschenden.
Der Vorbehalt gegenüber dem Zu-jung-sein wird jedenfalls eindrucksvoll entkräftet. Der gilt nicht. Und das heißt vielleicht: Warte nicht darauf, bis andere zu dir sagen, dass du dran seist. Denn du bist dran, aufgrund deines Alters, deines Wissens und deiner Fähigkeiten.
Das Motto der Tagung ist: „Ihr seid das Jetzt Gottes!“
Gott hat eine Geschichte mit euch und er will mit euch Geschichte machen: die Geschichte unserer Welt, die auch seine Welt ist. Er braucht euch, damit ihr euch einmischt ins Geschehen!
Ich wünsche diesen Beiträgen, dass sie uns Impulse schenken, die uns allen, Jungen und Älteren helfen, unsere Bestimmung besser zu erkennen und in der Jetztzeit in der Kirche zu Propheten für die Völker zu werden.