Das Zeugnis geschwisterlichsolidarischen Lebens
Das ist die Grundlage jeder Evangelisierung. Es konkretisiert sich in Nachbarschaftshilfe, in Hilfsbereitschaft gegenüber jenen, die da sind und etwas brauchen, in Solidarität am Arbeitsplatz, in Mitarbeit in Bürgerinitiativen usw. – und zwar in einem Stil eines liebenswürdigen, wertschätzenden Miteinander. Kirchentwicklung ist diakonisch ausgerichtet.
Eine Sendung leben
Eine Vergewisserung über die konkrete Situation, über die Zeichen der Zeit ist Voraussetzung für eine adäquate Verwirklichung des Sendungsauftrages. Sendung geschieht im Alltag, in der Familie, im Berufsleben, in der Nachbarschaft, im Wohnviertel. Präsenz und das Engagement haben eine Kraft zur Veränderung, zur Verbesserung, zur Verlebendigung einer Gemeinschaft. Es geht nicht um Machtpositionen und Durchsetzungsvermögen, sondern darum, Sauerteig, Salz, Licht zu sein.
Entdeckung und Entscheidung für ein „anders besser leben“
Das bedeutet eine Loslösung vom Zeitgeist und von Sachzwängen, um dem eigenen Leben eine tragfähige Mitte zu geben. Es ist eine Einladung, wesentlich zu werden, zu erkennen, was im Leben letztlich wirklich zählt. So kann der Heilszusage Gottes der Boden bereitet werden, damit sie ihre wohltuende Kraft entfalten kann.
Begegnen, Beziehung aufbauen, Erzählen
Kirchliches handeln will Menschen mit der Frohen Botschaft in Berührung bringen. Dabei geht es nicht um Katechismuswissen, sondern um das, was das Herz bewegt. In diesem Geschehen hat das Teilen des Wortes Gottes eine zentrale Bedeutung. Dazu braucht es einladende Orte und passende Gelegenheiten.
Aus sakramentalen Zeichen leben
Sakramente haben eine Wirkung für das Leben, wenn sich die empfangene Gnade entfalten kann. Die Eucharistiefeier verbindet Menschen mit Gott und miteinander. Sie ist ein Bezugspunkt für Kirchenentwicklung. Zugleich ist sie wie jede liturgische Feier eine Vorwegnahme des Reiches Gottes, indem Menschen über alle Unterschiede hinweg gemeinsam vor Gott treten.
Funktionen, Rollen, Organisationsformen
Es braucht eine Offenheit für manche neue Gestaltung von Leitungs- und Seelsorgeaufgaben, für eine Sensibilität für Charismen, für neue Berufsbilder, für ein Zusammenspiel kirchlicher Wirklichkeiten in einem Netzwerk, in dem volkskirchliche Traditionen ebenso wertgeschätzt werden wie experimentelle Formen kirchlicher Verbundenheit. Ecclesia semper reformanda bezieht sich auf viele Ebenen.
(nach Alfons Vietmeier, „…Mehr in den Händen der Leute“. Kirchenentwicklung in Lateinamerika in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten Band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 49-64, 57ff; vgl. Guido Lames, Kirchenbildung – Kirchenentwicklung. Kriterien aus pastoraltheologischer Perspektive, 617-620)