Erscheinungsbild: Die Kirche der Zukunft wird signifikant kleiner sein, sie wird ärmer sein und gesellschaftliche Relevanz einbüßen. Das kann jedoch helfen, glaubwürdiger zu werden, insbesondere durch Personen und die Vertrauenswürdigkeit von Beziehungen.
In Bezug auf die Umwelt wird die Kirche missionarisch-lebensweltorientiert sein. Sie wird ihre Sendung leben inmitten der Menschen, für die sie da ist. Das kann von Ort zu Ort, von Milieu zu Milieu, von Gruppe zu Gruppe verschieden sein. Die Kirche der Zukunft wird sehr bunt sein. Unterschiedliche lokale Kirchenkulturen wird es nebeneinander geben, teilweise in Ergänzung, teilweise in gegenseitiger Irritation. Man wird sich der gemeinsamen Basis immer wieder vergewissern müssen.
Das pastorale Handeln wird mehr nach Projekten und Experimenten ausgerichtet sein. Das „Es war immer schon so und soll so bleiben“ wird weniger werden, wobei der Wunsch der Menschen nach Stabilität und Vertrautheit nicht unterschätzt werden darf. Aber es geht um eine Zukunft, die wird herausfordern, dass man neu auf Menschen zugeht, die man auf tradierten Wegen nicht mehr erreicht. Dabei wird es viele Ideen und kreative Bemühungen brauchen, damit zumindest die eine oder andere ankommt.
In ihrer Sozialgestalt wird die Kirche dezentral werden. Der Zusammenhang bleibt, aber man wird sich viel mehr selbstständig fühlen in der eigenen Gestaltung kirchlicher Wirklichkeiten. Das erhöht die Differenzierung und Diversität und wird dennoch profilierte kirchliche Zentren brauchen zur Koordination, zur Aufrechterhaltung der gemeinsamen Vision, zur Vernetzung und zum Zusammenhalt.
Rollen, Aufgaben und Funktionen von kirchlich Engagierten werden sich ausdifferenzieren, vermutlich mehr Charismen-orientiert sein. Flexibilität wird es brauchen, eine pastorale Steuerung wird weniger hierarchisch angenommen werden, sondern vielmehr durch zielorientierte Begleitung von Charismen und einem … ermöglichen. Gebraucht werden Coaches, Moderatoren, Trainer, Projektberater, Ehrenamtsmanager, Fund-Raiser usw. Wichtig werden einheitsstiftenden Formen (insbesondere in der Eucharistiefeier).
Prozesse werden wichtiger als Programme. Diese Prozesse sollten partizipativ möglichst viele, zumindest alle Betroffenen, einbinden und zwar nicht nur mit Information, sondern auch in Entscheidungen. Diese Prozesse bedeuten in gewisser Weise auch Offenheit für Ergebnisse, und somit ist der Stil der Weg der Prozessgestaltung von umso größerer Bedeutung.
Eine Kommunikation, die wertschätzend, ermutigend und inspirierend ist, auf der Basis eines grundlegenden Vertrauens wird wesentlich sein, damit Personen den Wert kirchlicher Wirklichkeiten schätzen. Dazu gehören einerseits klare Perspektiven, andererseits Toleranz gegenüber Fehlern. Es geht um ein gegenseitiges Empowerment. Die Kirche orientiert sich an der Kommunikation der Menschen, unter denen sie lebt. Sie hört zu, um ihre Sprache zu verstehen, ihre Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen und ihr Kommunikationsverhalten so einzurichten, dass sie verstanden wird.
Vgl. Valentin Dessoy, Perspektiven nachhaltiger Kirchenentwicklung, in: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015, 655-667)