Derzeit ist eine Re-Theologisierung von Politik zu beobachten. Damit findet eine Metaphysierung von Politik statt, die nicht mehr hinterfragbar wird. Politik findet (sich) Unterstützung durch Religion; Religion lässt sich darauf ein und wird instrumentalisiert.
Es gibt mehrere Spielarten einer Öffentlichen Theologie:
Religiöse Vertreter reden öffentlich mit. Wichtig: man will nicht etwas für die Religion, sondern einen Dienst an der Gesellschaft leisten. Es geht z.B. um ethische Standpunkte, für die man die Allgemeingültigkeit will.
Kirchen sollen nicht Politik machen, sondern Politik in gewisser Weise möglich machen. Gemeint ist: Man fördert demokratiefreundliche Haltungen. Kirchen beteiligen sich im Geist des Evangeliums (inhaltlich und stilistisch) an der öffentlichen Meinungsbildung. Aber die kirchlichen Standunkte sind nicht das Maß aller Dinge.
Kirche soll sich nicht nur diskursiv, sondern auch prophetisch beteiligen; und zwar durch Personen, nicht durch Institutionen.
Zum Begriff Volkskirche
Eine Kirche des Volkes ist keine Kirche der Obrigkeit
Theologischer Anknüpfungspunkt könnte das Priestertum aller Getauften sein.
Eine Kirche für das Volk könnte auch eine Versorgungskirche meinen –
oder ein Kirche als Anwältin des Gemeinwohls.
Es gibt Begriffe (Identität, Heimat, Leitkultur, Leitwerte…), die man nicht „rechts“ überlassen darf. Man sollte sie „diversitätsfreundlich“ füllen.
Man muss auf Kultur-Konflikte eingehen.
Es ist klar zu machen: Vielfalt ist eine (kulturelle) Bereicherung; Vielfalt ist keine Bedrohung von Identität oder Heimat oder Werten – Rahmen ist der Rechtsstaat. Es geht nicht um Homogenität, sondern um gutes Zusammenleben.
Es gibt kulturelle Mehrheitsrechte und kulturelle Minderheitsrechte, die einen Rahmen (Rechtsstaat, Haltungen in der Bevölkerung) brauchen, um jeweils angemessen berücksichtigt zu werden; dies ist ggf. immer wieder auszuhandeln.
Ein wesentliches Kriterium für eine Gesellschaft: Wie geht man mit Minderheiten um?
Schlussfolgerung
Grundrechte, Menschenrechte, Minderheitenrechte müssen thematisiert werden.
Ein Staatsvolk ist keine einheitliche Ethnie!
Die Kirche braucht mehr Dogmatik (katechetisches, religiöses Grundwissen): Was bedeutet die christliche Religion? Natürlich braucht es auch Ethik; Moral muss begründet werden.
Nicht der Konsens, sondern der Streit und die Streitkultur sind Zeichen einer Demokratie.
Theologisch ist zu reflektieren: Wo sind Grenzen der Pluralität? Was ist nicht verhandelbar?