Konfliktkultur: Vertrauen - "Bittet und ihr werdet empfangen..."
„Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.“ (Joh 15,7)
Evangelium: „Bittet und ihr werdet empfangen“ (Mt 7,7-11, Mk 11, 24, Lk 11,9-13, Joh 14, 13-14; 15,7; 16, 23-24)
Die Grunddimension der Beziehung der Christen zum Vater vollzieht sich im lebendigen Kontakt. Man weiß sich von Gott geführt und vertraut seiner Vorsehung. Trotzdem bleibt die Aufgabe, alles in der eigenen Kraft Stehende für eine gute Lebens- und Weltgestaltung zu tun. Gott verspricht seine Unterstützung in höchstem Maß, lässt aber Freiheit und nimmt deshalb niemandem die Verantwortung für sein Leben ab.
Selbstverständlich gehört das Gespräch mit Gott in all seiner Breite zum christlichen Alltag. Jederzeit sind daher Bitten angebracht, deren Erfüllung im Sinn Gottes zugesagt wird, was aber nicht immer den eigenen Vorstellungen entspricht.
Bitten haben auch ihren Platz in einer christlichen Konfliktkultur. Hier wendet man sich an Gott, um für die rechte Sicht, die Kraft, die Lösung eines Konflikts zu beten. Gottes Konfliktbewältigung mag anders aussehen, als wir es wünschen, aber sie wird zu ihrer Zeit gründlicher und tiefer befreien, als es je die Konfliktlösungsinstrumentarien tun können, die den Menschen immer schon zur Verfügung stehen (würden). Zuallererst muss das Herz berührt werden. Das geschieht nur, wenn Gott hilft. So führt das Bitten angesichts von Konfliktsituationen überraschenderweise zu einer Bitte für ein weises, unverzagtes Herz (vgl. Mt 13, 20, Mt 15, 18, Mk 7, 19-21, Mk 16, 15, Joh 12, 49). Dazu lassen sich z.B. folgende Anregungen finden:
Altes Testament:
gottliebend (Dtn 6,5), von Gott bewohnt (1 Sam 10,26), aufrichtig (1 Kön 3), hörend (1 Kön 3,9), weise, verständig (1 Kön 3,12), weit (1 Kön 5,9), von Gott erfreut (Ps 19,9), auflebend (Ps 22,27), angstfrei (Ps 25,17), Gott vertrauend (Ps 28,7), nach Gott gebildet (Ps 33,15), zu Gott gelenkt (1 Kön 8,58), ungeteilt (1 Kön 8,61), Gott suchend (1 Chr 22,19), ehrlich (2 Chr 19,9), redlich (Ps 7,11), Gott hingegeben (2 Chr 31,21), gotttreu (Neh 9,8), hoffend (Jdt 6,9; 2 Makk 1,3), fest (Ijob 41,16), allein auf Gott gerichtet (Ps 86,11), nicht bösen Worten zugeneigt (Ps 141, 4), fröhlich (Spr 15,13), für Gott leidenschaftlich (Spr 23,17), für Gott bereit (Sir 2,17), gottliebend (Sir 47,8), zu Gott umgekehrt (Jer 24,7), verständig (Bar 2,31), anders, lebendig, neu (Ez 11,19)
Neues Testament:
rein (Mt 5,8), alles kommt aus dem Herzen (Mt 15,18), nicht verstockt (Mk 3,5), brennend (Lk 24,32), nicht verwirrt (Joh 14,1), nicht beunruhigt und nicht verzagt (Joh 14,27), einfältig (Apg 2,46), von der Liebe Gottes erfüllt (Röm 5,5) Gott gehorsam (Röm 6,17), von Jesus Christus bewohnt (Eph 3,17), vom Frieden Christi beherrscht (Kol 3,18), gefestigt (1 Thess 3,13 2 Thess 3,5) stark (Jak 5,8), von Gott gelenkt (Offb 17,17)
Diese Bitte schließt alle ein, besonders jene, die in einen Konflikt verstrickt sind.
Dass dem rechten Bitten rechte Taten folgen, resultiert aus dem Gebet, aus dem Hören und Befolgen des Willens Gottes. Die Liebe, die größte Kraft der Überwindung des Bösen und Trennenden, muss das Herz erfüllen.
Mit einem Beten um ein rechtes Herz ließe sich auch ein neuer Zugang zu einer lebensnahen Herz Jesu-Verehrung finden.