Impulstexte zu pastoralen Themen: Zerreißt das Band der Solidarität zwischen den Menschen?
Wer hält zusammen?
Warum setzt sich jemand für andere ein?
Die Verbundenheit und der Zusammenhalt in einer Gemeinschaft ermöglicht den Menschen, ihr Leben zu meistern. In unserem Land haben sich für verschiedene Lebensbereiche zuständige Stellen herausgebildet. Damit kann das Sozialgefüge funktionieren. Aber es genügt nicht, Solidarität den „Zuständigen“ zu überlassen. Sie allein schaffen es nicht oder sind selbst ratlos angesichts neuer Herausforderungen (z.B. Arbeitslosigkeit, Integration). Es braucht Menschen, die aus persönlicher Überzeugung wie selbstverständlich solidarisch handeln und andere dazu ermutigen. Sie geben dem sozialen Netz Liebenswürdigkeit und ein menschliches Gesicht. Sie leisten der gesellschaftlichen „Ent-Solidarisierung“ Widerstand. Von diesen vergleichsweise wenigen und ihrer Freude, geben zu können, lebt der Zusammenhalt der ganzen Gesellschaft.
In einer Interessensgruppe ist Solidarität relativ leicht. Schwieriger wird es, wenn – berechtigte – Interessen verschiedener Gruppen gegeneinander stehen. Bei solchen Solidarkonflikten ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben und eine Lösung zu suchen, die dem größeren Wohl der Gemeinschaft entspricht. Das erfordert Kompromisse und einen Verzicht, die eigenen Ansprüche durchzusetzen. Das ist nicht populär und wird oft eher als Schwäche denn als Weisheit verstanden: Politik, Sozialpartnerschaft u.a. stehen unter dem Druck verschiedener Gruppenegoismen, denen es nicht immer um eine Lösung des Problems im Sinn des Gemeinwohls geht.
Solidarität ist eine Entschlossenheit, mit der sich Menschen für das Wohl anderer einsetzen. Täten sie es nicht, wäre diese Welt kälter. Es gibt keine Garantie, dass Solidarität bedankt wird. Darauf kommt es nicht an. Aber es ist ein Problem für weitsichtiges, solidarisches und unter Umständen unpopuläres politisches Handeln, das die Würde und die Rechte von Menschen gegenüber anderen Interessen schützen muss.
Es gibt viel Solidarität in unserem Land. Das zeigen die zahlreichen freiwilligen Hilfsleistungen für Opfer von Katastrophen, Kriegen und Not. Die Kirchen spielen dabei eine große Rolle. Kirchliche Orte und Gemeinschaften bilden das dichteste Netz, das zu Solidarleistungen bereit und fähig ist. Sie erweisen sich als besondere Orte der Solidarisierung, des Helfens, des Teilens und des Empfangens, wo Bedürftige in ihrer Not nicht beschämt werden.
Wo ein Mensch mit der Haltung der Solidarität wirklich ernst macht, öffnet er sich grundsätzlich allen. Er ahnt die tiefe Verbundenheit aller Menschen. Dann ist Solidarität ein anderes Wort für Liebe, die letztlich im anderen Jesus Christus begegnet. – Trotzdem: Die Solidarität in unserem Land ist gefährdet!
Mit wem halte ich zusammen?
Wer braucht meine Solidarität, meine Anteilnahme, meine Hilfe?
Wie gehe ich mit Ablehnung, Bürokratie, Unverständnis, Undank und Gleichgültigkeit um?
Welche Formen von Solidarität benötigen Menschen in unserem Pfarrgebiet?
Wo werden Menschen von Solidarität ausgeschlossen?
Wo ist es nötig, Stimme derer zu sein, die keine Stimme haben oder es nicht wagen, sie zu erheben?
Wie kann in unserer Pfarre ein Ort der Solidarität bzw. der Ermutigung zur Solidarität aussehen?
Welche „Solidaritätsprojekte“ wollen wir in unserer Gemeinde verwirklichen?
Was kann unsere Pfarre im Teilen, Helfen, Verzichten usw. gewinnen?
Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit. Wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.