Impulstexte zu pastoralen Themen: Werden Menschen in eine neue Armut gedrängt?
Welche Ängste haben Menschen, deren Existenz materiell nicht gesichert ist?
Welche Botschaft hat Gott für jene, die „arm“ sind?
Auswirkungen des Sparpakets der Regierung, Berichte der Caritas Österreich und Erfahrungen von Sozialarbeitern machen deutlich: In einem der reichsten Länder der Erde steigt die Armut bzw. die Gefahr der Verarmung. Das betrifft insbesondere jene, die schon bisher von Armut gefährdet waren: Arbeitnehmer mit niedrigen Löhnen, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Bewohner wirtschaftlich schwacher Regionen, Behinderte, Obdachlose, alte und kranke Menschen, Gastarbeiter und Flüchtlinge. Daneben steigt die Armutsgefährdung von Alleinerziehenden, von Alleinverdienern mit Familie, von Mehrkindfamilien überhaupt. Diese Armut hängt nicht davon ab, ob jemand nicht leistungsfähig und arbeitsunwillig wäre.
Es handelt sich immer mehr um Menschen in besonderen Lebensumständen, besonders aufgrund von Arbeitslosigkeit. Es gibt keine Versicherung gegen neue Armut, die jeden betreffen bzw. mit-betreffen kann.
Wo Familien ihre finanziellen Grenzen genau kalkulieren müssen, wird es zum Problem, wenn etwa in der Schule wie selbstverständlich immer wieder da und dort ein kleiner finanzieller Beitrag zu leisten ist, der sich summiert. Und es gibt praktisch keine Möglichkeit, sich dem zu verweigern, ohne lächerlich zu wirken. Der Zwang materieller Einschränkungen bis in Kleinigkeiten hinein tut weh.
Armut ist ein materielles, vielmehr aber noch ein soziales Problem. Wer arm ist, kann nicht mithalten. Er hat keine Bedeutung, er verliert seine soziale Umgebung, sein Ansehen, seine Freunde, unter Umständen seinen Lebenssinn. Armut zieht andere in die eigene Trostlosigkeit hinein (Familienangehörige). Sie kann auch dazu führen, Schuldige zu suchen, vermeintliche Sündenböcke ausfindig zu machen und diese zu bekämpfen. Damit steigt die Anfälligkeit für Ideologien, Rassismus, Gewalt, Extremismus.
Das Sozialsystem einer Gesellschaft kann in vielen Fällen helfen und die Existenz auch der Armen sichern. Aber das soziale Netz hat Lücken. Es hat Schwierigkeiten, sich auf neue Formen von Armut einzustellen. Es übersieht diejenigen, die nicht ins Schema passen. Und wo ein System die Existenz sichern kann, vermittelt es noch keinen Sinn, der über Mitmenschlichkeit erfahren wird. Insbesondere wo kein Sozialsystem hilft, sind die Menschen von Mitmenschlichkeit und vor allem von der Art, wie diese geleistet wird, abhängig. Armut ist eine Herausforderung an die Mitmenschlichkeit. Aus christlicher Sicht geschieht dies aus Liebe zu Gott und zum Nächsten, deren äußere Seite konkrete Hilfe und Einfühlsamkeit ist.
Welche Rolle spielt Materielles bei meiner Einschätzung von Mitmenschen?
Welchen persönlichen Beitrag kann ich zur Linderung von Armut leisten?
Was passiert, wenn ich selbst finanziell nicht mithalten kann?
Welche gesellschaftlichen Einstellungen müssen aus christlicher Sicht verändert werden, sodass Verarmung nicht als persönliche Schuld oder als Schande angesehen wird?
Welche Rücksichten gegenüber möglicherweise finanziell Schwachen müssen wir etwa im Kindergarten und in der Schule einfordern?
Welche Formen von Armut gibt es in unserer Umgebung?
Welche Hilfen (Informationen, Kinderbetreuung für Alleinerziehende, geistige und materielle Unterstützung) können wir in unserer Gemeinde anbieten?
Welche Rücksichten nehmen wir in unserer Gemeinde bei Gesprächen und Aktivitäten auf Menschen, die finanziell an ihrer Grenze sind?
Welchen Platz nehmen die Armen bzw. nimmt die Sorge um sie in unserer Gemeinde ein?
Wenn ein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann.