Impulstexte zu pastoralen Themen: Geistliche Berufe - Dienst und Zeichen der Gnade
Was verstehen wir unter „geistliche Berufe“?
Sind „geistliche Berufe“ heute wichtig?
Mit „geistlichen Berufen“ sind in erster Linie Priester und Ordensleute gemeint – Menschen also, die durch ihre (vor allem zölibatäre) Lebensform einen Sonderstatus in der Gesellschaft und in der Kirche haben.
Wir erleben, dass gerade in diesen Bereichen ein sich verschärfender Mangel spürbar wird. In vielen Gemeinden gibt es keinen Priester mehr am Ort. Vielfach hat es auch einen lautlosen Auszug von Ordensschwestern und –brüdern aus den klassischen Diensten (Krankenpflege, Kindergärten, Schulen usw.) gegeben. Vieles davon wurde von Laien übernommen. Brauchen wir also die „geistlichen Berufe“ nicht mehr?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir die „geistlichen Berufe“ in den Rahmen der Berufungen, die von Gott ausgehen, stellen. Denn Gott hat schon immer Menschen berufen, damit sie ihm – zum Heil der Menschen – dienen: Abraham, die Propheten, Maria, die Mutter des Erlösers, die Jünger und Apostel, die Jesus um sich versammelt hat, Männer und Frauen. Alle Berufenen bilden zusammen mit Jesus Christus als Haupt einen Leib. Jeder ist zu einem bestimmten Dienst berufen und empfängt das entsprechende Charisma.
Wenn nun – wie es scheint – der Herr in unserer Zeit weniger Menschen zum priesterlichen Dienst und für das Ordensleben beruft, dann müssen wir nachdenken, wie wir in unseren Strukturen derartige Veränderungen schaffen können, dass diese wenigen „geistliche Menschen“ das wirklich tun können, wozu der Herr sie berufen hat! Denn gemessen an der Bevölkerungszahl haben wir in Österreich noch relativ viele Priester.
Doch es gibt Orte und Gemeinschaften, in denen heute viele „geistliche Berufe“ entdeckt werden. Deshalb sollen wir darüber nachdenken, wie wir günstige Voraussetzungen und ein positives Gesamtklima für geistliche Berufungen schaffen können.
Rahmenbedingungen dafür sind etwa christliche Familien, lebendige Pfarrgemeinden, jugendgemäße kirchliche Gruppen und Bewegungen, in denen die Freude am religiösen Tun gefördert und die Art der eigenen Berufung deutlicher erkannt werden kann.
Strukturelle Veränderungen sowie der verstärkte Einsatz von Laien in kirchlichen Ämtern mit entsprechender Ausbildung und kirchlicher Beauftragung könnten eine neue Gestalt von Kirche hervorbringen, die mit einer geringeren Zahl von „geistlichen Berufen“ auskommen kann. In allem gilt: Der Herr beruft die, die Er haben möchte.
Was ist meine Berufung in Kirche und Welt?
Was schätze ich an Priestern und Ordensleuten?
Wie fördere ich die Wertschätzung von geistlichen Berufen in meiner Umgebung?
Welche menschlichen Qualitäten kann die Gesellschaft von jemandem erwarten, der einen geistlichen Beruf ergriffen hat?
Welche Bedeutung hat der Zölibat?
Was kann vom Evangelium durch einen „geistlichen Lebensstil“ sichtbar werden, der einerseits den Gewohnheiten der Gesellschaft angemessen, andererseits ihnen gegenüber widersprüchlich ist?
Was sind Prioritäten des priesterlichen Dienstes in unserer Pfarre?
Wie können Priester, Laien und Ordensleute in unserer Pfarre besser zusammenarbeiten?
Welche Atmosphäre soll in unserer Gemeinde gefördert werden, damit geistliche Berufungen wachsen und entdeckt werden können?
Wohl denen, die du erwählst und in deine Nähe holst.