1. Grundsätze Jeder Christ hat eine Sendung in der Welt. Die Taufe gliedert in Christus ein und begründet die Mitgliedschaft in der Kirche. Daraus ergibt sich eine besondere Aufgabe in der Welt. Alle arbeiten zusammen für bzw. in einer gemeinsamen Sendung / Mission. Anknüpfungspunkte für die Anwendung von c. 517 § 2 CIC: Kompetenz und Aufwertung der Laien im Sinn des 2. Vatikanums, Priestermangel; es geht um das Heil der Seelen.
2. Die Situation in Indien Die Verantwortung von Laien hat in Indien eine lange Vorgeschichte seit der Zeit der Missionare. Wo Priester nicht in der Nähe sind, werden Aufgaben von Laien (Katechisten) übernommen. In der neueren Geschichte wurde in Kambodscha nach dem Pol Pot-Regime die Kirche von Laien wiederaufgebaut; ähnlich war es in Vietnam nach Ende des kommunistischen Regimes. Die Situation in Indien: 2,3 % der Bevölkerung sind Katholiken (19 Millionen); Indien ist plureligiös und multikulturell. Es gibt 459 Millionen Jugendliche (38% der Bevölkerung), es gibt eine große Diskrepanz zwischen arm und reich, Religion wird politisiert, es gibt religiösen Fundamentalismus. 19 Millionen Katholiken, 164 Diözesen, 3 Bischofskonferenzen, 23 000 Priester, die meisten davon nicht in Pfarren, sondern in Schulen und anderen Einrichtungen, 80 000 Ordensschwestern. Die Aufgaben von "caretakers of a parish": 75 % haben liturgische Aufgaben, 90 % spenden die Taufe, 75 % leisten Begräbnisdienste, 62,5% sind Vorgesetzte von anderen Dienstnehmern. Diese Entwicklung von "caretakers of a parish" hat bereits vor dem CIC 1983 begonnen. Daher bedeutet c. 517 § 2 CIC hier eine nachträgliche Anerkennung.
3. Laien haben teil am dreifachen Amt Christi. In einer besonderen Beauftragung tritt dies in Verbindung mit kirchenrechtlicher Kompetenz (vgl. c. 228 § 1 CIC). Grundsätzlich haben Laien folgende Aufgaben: der rechte Aufbau der zeitlichen Ordnung im Heiligen Geist (to perfect the temporal order), spezielle Aufgaben in der Kirche: Religionsunterricht, Ehevorbereitung, liturgische Aufgaben. Darüber hinaus können kanonische und iurisdiktionelle Aufgaben übertragen werden.
4. C. 517 § 2 CIC will die Seelsorge sichern. Voraussetzung für seine Anwendung: Priestermangel, eine pastorale Not (vgl. c. 230 CIC: "Die Gläubigen haben ein Recht auf Seelsorge"), Entscheidung des Bischofs, es gibt einen Priester als Moderator. Im Sinn von c. 517 § 2 CIC übernehmen Laien dann die vor Ort notwendigen Aufgaben, um die Seelsorge zu sichern. Folgende Probleme treten auf: manchmal wird die Eucharistiefeier durch Wortgottesdienste sehr einfach ersetzt, es besteht die Gefahr einer Klerikalisierung von Laien, es gibt mancherorts eine Rollenverwirrung. Die Anwendung von c. 517 § 2 CIC hat weitere Voraussetzungen bei den beteiligten Personen. Laien: entsprechende Ausbildung und klare Rollenbeschreibung als Mitglied eines Teams. Priester: Zusammenarbeit, Erreichbarkeit und pastoraler Sinn. Pfarre: Akzeptanz, Offenheit, Verständnis, Einbezogen werden, Partizipation (sie muss vorbereitet werden). Diözese soll Rechtssicherheit geben, Ressourcen zur Verfügung stellen, Unterstützung geben, die Zusage beruflicher Stabilität, soziale Sicherheit und überhaupt "dahinter stehen".
5. Schlussbemerkung Dieser Dienst beginnt mit einem Ruf: mit einem inneren Ruf und einem Ruf von außen, der zur Übernahme der Aufgabe autorisiert. Es geht darum, den Glauben lebendig zu halten in einer Gemeinschaft vor Ort.