Soziale Betrachtungen der Dynamik einer Pfarrei der katholischen Kirche in Brasilien und die Rolle der Laien
Überlegungen zu Klerikern und Gemeindeleitung in der Kirche
Eine soziologische Studie über das Profil des Klerus und dessen Sicht von Laienschaft in der Kirche erlaubt es uns, drei Punkte zu unterstreichen: 1. Der Laie braucht Ausbildung; 2. Der Laie ist im Leben der Kirche präsent, wenn er einige pastorale Aufgaben übernimmt; 3. Es wird viel über die Rolle des Laien nachgedacht und theoretisiert, aber er ist noch immer vom Priester anhängig.
Obwohl diese Ansichten sich nicht gegenseitig ausschließen, deuten sie darauf hin, dass der erste Aspekt zu dem bestehenden Verhältnis zwischen Klerikern und Laien beigetragen hat, das nämlich nicht immer freundlich ist. Viele Priester glauben, dass viele Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Laien darauf beruhen, dass diese Gruppe von Menschen, die in der Pfarrei einen so großen Anteil am Gemeindeleben haben, theologisch nicht hinreichend ausgebildet ist. In den Dokumenten der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), die sich mit diesem Thema befassen, wird eine optimistische Sicht auf die Rolle der Laien und ihrer Beiträge für die Entwicklung eines Pastoralplans erkennbar, aber qualitative Forschungen deuten darauf hin, dass das Verhältnis von Klerikern und Laien Schwankungen und Misstrauen aufweist.
Aus soziologischer Sicht gibt es einige Erklärungen für diese Spannungen:
Die Die Unreife einiger neugeweihter Priester im Umgang mit klerikaler Macht;
fehlender Wechsel in der Abfolge der Laienposten sorgt dafür, dass viele Laien für eine zu lange Zeit in einer bestimmten Funktion oder pastoralen Zuordnung verbleiben;
Aussöhnungsschwierigkeiten im Inneren bzw. in einem internen Pluralismus, der sich in unterschiedlichen religiösen Ausdrucksformen zeigt (charismatische Bewegung, Sozialpastoral, Basisgemeinde, die die Volkskirche darstellen und andere pastorale Programme).
Aus einem dieser Dokumente mit dem Titel "Die Sendung und der Dienst christlicher Laien" können wir zwei Paragraphen herausstellen, die die Situation in Brasilien wie folgt darstellen: § 38 "In den Pfarreien, vor allem in den Ballungsgebieten, ist in den letzten Jahren eine Vervielfältigung der Aktivitäten zu beobachten, um eine wachsende Zahl von Laien zu versorgen, insbesondere deren Bedürfnisse, die über ein Verlangen nach spiritueller Anleitung in Angeboten der Sozialarbeit hinausgehen. Daraus folgt eine Belastung der Pfarrer, besonders wenn sie nicht bereit sind, Verantwortung abzugeben und Dienstleistungen zu dezentralisieren. Die Vervielfältigung von Aktivitäten und Gemeindegruppen, Zusammenschlüssen, Bewegungen und pastoraler Arbeit, durch die die Vitalität vieler Pfarreien zum Ausdruck kommt, führt auch zu einer Zersplitterung und zu einem Verlust an pastoraler Harmonie. Angesichts dieser Entwicklungen drängt sich die Notwendigkeit auf, die Mitbestimmung in der Planung und eine Erneuerung der Pastoralräte zu stärken. Das bestreben, die Pfarrei zu dezentralisieren, um sie zu einem Netzwerk von Gemeinschaften und Bewegungen zu machen, ist einen gegenwärtige Wirklichkeit in einigen Diözesen(...)" § 39 "In Ermangelung noch umfassenderer Statistiken ist es schwer zu sagen, ob die Zahl der Pastoralbeauftragten im letzten Jahrzehnt gestiegen ist. Die Zahl der Pfarreien liegt bei über 8000. Es gibt schätzungsweise 70 000 Gemeinschaften, die einen Wortgottesdienst am Sonntag feiern, doch aufgrund des Priestermangels wird an einigen Orten die Messe nur wenige Male im Jahr gefeiert. Die Zahl der Katechisten wurde auf etwa 300 000 bis 350 000 hochgerechnet. Eine noch größere Zahl von Laien hat andere Dienste im Gemeindeleben und in der Liturgie übernommen, Sozialpastoral, außerordentliche Taufdienste, Kommunionspender, Leiter von Wortgottesdiensten, Beerdigungen usw. Im Durchschnitt stehen heute jedem Priester in der Gemeinde mehr als 50 Laien zur Seite, die Arbeiten oder pastorale Dienste übernehmen."
Die beiden oben genannten Paragraphen diagnostizieren erkennbar sowohl eine Zentralisierung der Seelsorge durch den Priester in einigen brasilianischen Diözesen als auch eine Bereitschaft der katholischen Kirche, Laien einzubinden, die die kirchlichen Aktivitäten in örtlichen Gemeinden tatkräftig unterstützen. Die Einführung solcher Vorhaben ist allerdings nicht einfach, wenn man die Eigenheiten eines jeden Priesters und seiner Gemeindemitglieder bedenkt.
Normalerweise sind Laien Männer und Frauen, von denen man annimmt, dass sie sich in der Kirche engagieren und eine Funktion in der Seelsorge haben. Als "pastoral" werden Gruppen bezeichnet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, auf einem bestimmten Gebiet zu agieren, wie Gesundheit, Kinder, Liturgie, Migranten etc. man könnte behaupten, dass die Kirche durch die Tätigkeiten der Seelsorger entsteht, die der Diener der Eucharistie und die von Diakonen und Nonnen geleisteten. Als das zweite Vatikanische Konzil die Kirche als Volk Gottes definiert hat, entstand sofort eine dauernde Spannung zwischen der Macht des Klerus und der der Laien und ihrer unterschiedlichen Aufgabe in der Kirche. Wir können sagen, dass wir in Brasilien eine Vielzahl von Erfahrungen haben, was die Gemeindeleitung einer Pfarrei mit oder ohne Priester betrifft. Diese Idiosynkrasien stehen in direkter Beziehung zum Priester und den Tätigkeiten seiner Pfarrei. Im falle einer Pfarrei ohne Priester bestimmt der Bischof, wie diese Gemeinde zu handeln hat. Daher können wir sagen, dass eine diffuse Machtverteilung in diesen Beziehungen zwischen Gemeindeleitern, Bischöfen und Priester besteht und dass die Idee von der Kirche als Volk Gottes in sich verschiedene und manchmal auch autoritative institutionelle Beifügungen in sich birgt. Diese autoritären Beziehungen zwischen Laien und Priestern können das größere Ziel der Kirche, nämlich die Verkündigung des Evangeliums an das Volk, schwächen. Qualitative Forschungen haben ergeben, dass Menschen die Kirche verlassen haben, weil es sehr viel Uneinigkeit unter den Laien gab und die Priester so beschäftigt waren, dass sie keine Zeit hatten, den Laien zuzuhören. Dies sind einige wunde Punkte der Erfahrungen in brasilianischen Pfarreien.
Etwa vor einem Jahrzehnt, als neue Gemeinschaften aufkamen, fand die Kirche Brasiliens ein neues Modell der Laienbeteiligung. Junge Leute schlossen sich zu New-Life-Gemeinschaften oder Verbandsgemeinschaften zusammen und förderten die Ausbreitung der Spiritualität, die auch katholischen, charismatischen Erneuerungsbewegungen eigen ist. Es gibt noch immer keine genauen Zahlen, aber es ist bekannt, dass diese Gemeinschaften in den Großstädten sehr präsent sind und viele junge Leute anziehen.
Laien, die sich zu diesen New-Life-Gemeinschaften zusammengeschlossen haben, haben aktiven Anteil am Leben der Kirche und der Pfarrei. Sie verehren insbesondere die Eucharistie und das Sakrament der Buße. Aus Sicht eines christlichen Lebens scheinen die Bischöfe mit ihnen zu sympathisieren. Allerdings besteht die Gefahr des Fundamentalismus, und der Ausverkauf des sozialen Lebens und der Kirche folgte sehr bald in der Nähe dieser Gemeinschaften. Dies ist also ein weiteres neues Modell, das in Brasilien eingeführt wurde, das enorme Diskussionen und Spannungen provoziert hat, insbesondere deshalb, weil diese Gemeinschaften von den Basisgemeinden der Kirche so sehr verschieden sind. Während die erste Gruppe (die neuen Gemeinschaften) sich auf die spirituelle Seite des christlichen Lebens konzentriert, betont die zweite die Notwendigkeit, das spirituelle Leben mit sozialer und politischer Aktivität zu versöhnen. Einige dieser New-Life-Gemeinschaften haben Bestrebungen, zu Religionsinstituten zu werden und in perfektem Einklang mit der Erzdiözese oder Diözese zusammenzuarbeiten. Junge Leute sind der kirchlichen Autorität äußerst folgsam und versuchen, alle von der Hierarchie an sie gestellten Anforderungen zu erfüllen. Demnach hat dieser neue Typus von Laien eine andere Verortung im pastoralen Leben und prägt ein ausgeprägtes sakramentales Leben. Es gibt sogar Unterschiede zwischen den Gemeinschaften, die versuchen Religionsinstitute zu werden und denen, die einfache Gemeinschaften bleiben wollen.
Im ersten Fall kann die pastorale Aktivität geringer sein, wegen der Bindung an das Charisma des Instituts, beispielsweise die Sorge um die Armen.
Im zweiten Fall bleiben die Mitglieder zwar in das Leben der Gemeinschaft mit ihrer eigenen Spiritualität eingebunden, nehmen aber aktiver am Leben der Pfarrei und deren pastoralen Aufgaben teil.
Wir können sagen, dass es große Unterschiede bei den Laien in Brasilien gibt, aber die Hauptspannungen bestehen zwischen den Überresten der Befreiungstheologie und den Gruppen charismatischer Begeisterung, wie z.B. die Katholisch-Charismatische Erneuerung und die New-Life-Community. Die Bischöfe der Brasilianischen Bischofskonferenz haben diese Verschiedenheit mit Enthusiasmus und zugleich mit Vorbehalten begleitet.
Man kann sagen, dass bei den brasilianischen Bischöfen drei Richtungen feststellbar sind. Der ersten folgt eine Minderheit der Bischöfe, die mit den sozialen Angelegenheiten sympathisieren und eine eher horizontale Sicht der Kirche haben. Der zweiten Richtung hängen die moderaten Bischöfe an, die zwar die unterschiedlichen Merkmale ihrer Stellung betonen, die Hierarchie, aber eine konziliante Position mit Blick auf den Pluralismus in der Kirche vertreten. Schließlich gibt es eine dritte Richtung. Diese ist zutiefst konservativ und traditionalistisch und diskutiert nicht mit abweichenden Meinungen.