"Arme" Menschen fühlen sich aufgrund ihrer Armut oft minderwertig. Sie kommunizieren nicht verbal und spontan, oft ohne nachzudenken. Sie sind sensibel für Gefühle, Schönheit, Symbole. Pädagogische Hilfsmittel sind wenig sinnvoll. Es sind Worte und Gesten, die Verbindung schaffen und Verständnis eröffnen. Faszinierend ist: Was Arme über Gott sagen, führt auch andere zu einer Entdeckung einer Offenbarung Gottes.
Arme gehören zum Leib Christi. Wenn sie nicht gehört werden, nicht einbezogen werden, fehlt etwas.
Es ist absolut notwendig, auf jede/n Einzelne/n einzugehen. Und das wiederum braucht unbedingt eine Gemeinschaft. Eine Begegnung mit Armen ist ein spirituelles Experiment: Man muss sich vorbereiten, beten, organisieren, um fähig zu werden, Unerwartetes zu empfangen, und um dann diese Erfahrung nochmals zu reflektieren und zu verstehen. Dies hilft, auch persönlich spirituell voranzugehen.
Wichtig ist im Gespräch in einer Katechese mit Armen jeder Fragenkomplex um "Wie leben?" Sie werden oft konfrontiert mit Themen wie Gerechtigkeit, Friede, Versöhnung, Vergebung, Zusammenleben, Glück. Und sie sind daran interessiert, was die Kirche sagt, und zwar zu ihrer konkreten Situation.
Die Begegnung mit Gott in den Armen führt zu einer Verantwortung, sowohl theologisch als auch sozial: Wie gehen wir mit dieser Verantwortung um? Papst Franziskus mahnt uns, an die Ränder zu gehen, denn dort wird die Kirche gesund. Ratsam wäre es, in einer pastoralen Reflexion über Ereignisse nicht zu fragen "wie war es?", sondern "waren Arme da?" und "wie wurden sie einbezogen?".
Die Begegnung mit Armen führt oft zu einer unerwarteten Umkehr und Entdeckung Gottes. Das ist stets überraschend.
(Nach Anne-Marie Boulongue: « Animer une catéchèse en milieu populaire »)