aus dem Jugendpastoralkonzept der Salesianer Don Boscos
Ziele:
Stil:
Mach mit!
Don Bosco Youth-Net
Netzwerk salesianischer Organisationen Europas zur Weiterbildung von jungen Menschen und internationalem Austausch (www.donboscoyouth.net)
(Helmut Eder)
Jugendpastoral - Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes
Martin Lechner
Aus: Walter Krieger, Balthasar Sieberer (Hg.), Jugend geht ab, Wagner Verlag Linz 2012
Anregungen aus dem Dokument der Deutschen Bischofskonferenz
„Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen.
Leitlinien zur Jugendpastoral“
(23.09.2021)
Worum geht es in der Jugendpastoral?
Jugendpastoral ist ein Dienst.
Das Ziel ist die Verwirklichung von jugendlichem Lebensglück.
Der Weg zu diesem Ziel ist die Orientierung an Jesus Christus.
Dabei lernt die Kirche in der Begegnung mit jungen Menschen, wie sich Gott heute zeigt.
Jugendpastoral steht im Zusammenhang mit der Gesamtpastoral. Sie ist vielfältig in verschiedenen pädagogischen Konzepten, unterschiedlichen Spiritualitäten, in der Rollenvielfalt von Haupt- und Ehrenamtlichen.
Der Auftrag der Jugendpastoral gilt allen Jugendlichen ohne Ausnahme. Er geht über die getauften und in der Kirche engagierten Jugendlichen hinaus. Die Kirche will jungen Menschen in allen Belangen des Lebens dienlich sein.
Jugendpastoral ist sowohl einer sozialpädagogischen als auch einer geistlichen Qualität verpflichtet.
Allgemeine und spezielle Ziele
Es geht um Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsfindung junger Menschen.
Das orientiert sich an Einsichten der Jugendsozialarbeit, der Pädagogik, der Entwicklungspsychologie.
Das beinhaltet Kooperationen mit anderen Bereichen, wo junge Menschen präsent sind: quasi im Sinn einer Allianz für jugendliches Gemeinwohl.
Junge Menschen sollen – als kritische, kreative, selbständige, leistungsbereite, verantwortungsvolle, sozial initiative Persönlichkeiten – ihre Potenziale in eine demokratische Gesellschaft einbringen können.
Doch geht es nicht um eine Optimierung von Potenzialen.
Gelingende Persönlichkeitsentwicklung schöpft aus moralischen, religiösen, spirituellen Quellen.
Glück hat mit guten Lebensdeutungen zu tun: mit mutmachenden Erzählungen vom Leben, mit inspirierenden Räumen, mit hilfreichen Ritualen. Das kann das Christentum anbieten.
Eine Orientierung an Jesus eröffnet einen Weg zu einem gelingenden Leben.
Dazu gehört die Bereitschaft, das eigene Glück nur zusammen mit anderen erreichen zu wollen.
Die Welt der Jugendlichen (Stichworte)
Jugendliche sind vielfältig und freizeitorientiert:
Freunde, Sport, Musik, Medien spielen eine große Rolle.
Universelle Werte scheinen zu sein: Selbstbestimmung, Toleranz, Altruismus, Leistung, Familie, Freundschaft, Treue.
Andere Werte sind unterschiedlich gewichtet: Tradition, Emanzipation, Konsum.
Jugendliche leben in Beziehung:
Sie erleben unterschiedliche Familienmodelle.
Familienerfahrungen prägen auch die eigenen Familienvorstellungen.
Die Peergroup ist enorm wichtig.
Viele probieren sich in ersten intimen Beziehungen.
Jugendliche leben in einer globalisierten Welt:
Schule und Medien lassen sie mit der ganzen Welt in Berührung kommen.
Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund sind sensibel für die Situation in den Herkunftsländern ihrer Familie.
Die Wahrnehmung großer (kultureller) Unterschiede ist eine Herausforderung, Toleranz angesichts pluraler Lebenswelten zu entwickeln.
Jugendliche sorgen sich und die Erde:
Die Klimakrise wird als gesellschaftliche Krise und als Zukunftsfrage gesehen.
Es geht auch um Generationengerechtigkeit.
Die Glaubwürdigkeit von Politik und dem Umgang der älteren Generation mit Umweltfragen steht auf dem Prüfstand.
Jugendliche sind digital unterwegs:
Das Internet und digitale Techniken gehören zum Alltag.
Das erfordert eine neue Medienkompetenz angesichts von Fake News, Cybermobbing, Schutz der Persönlichkeitssphäre, Umgang mit nichtjugendgemäßen Inhalten usw.
Jugendliche sind Lernende:
Sie verbringen viel Zeit in Schulen und Ausbildungen.
Während eine höhere Bildung im allgemeinen bessere Berufschancen mit sich bringt, ist dies heute keine Selbstverständlichkeit mehr.
Jugendliche haben unterschiedliche Startbedingungen:
Die soziale Herkunft bestimmt in unserem Land wesentlich die Bildungsbiografie.
Das hat Bedeutung für den ganzen Lebensstil.
FAZIT
Junge Menschen befinden sich mitten in den Phasen von Identitätsbildung, -entwicklung und -festigung.
Sie sind offen: Sie müssen ihren Platz in der Welt erst finden.
Sie müssen viele Fragen klären und Antworten finden in Bezug auf ihre Identität, Sexualität, Werte, Partnerschaft, Ausbildung, Wohnort.
Weltanschauliche Vielfalt
Nur mehr selten wachsen Jugendliche wie selbstverständlich mit dem christlichen Glauben auf.
Sie leben in einer pluralistischen Vielfalt inmitten von immanenten Heilszusagen (nicht-religiös), verschiedenen Religionen (inter-religiöse Vielfalt), unterschiedlichen christlichen Konfessionen (intra-religiöse Vielfalt) und Indifferenz.
Und die Kirche ist oft selbst zu einem Hindernis für Gott-Suchende geworden. Machtmissbrauch, Verschwendung, sexuelle Übergriffe und das Image einer autoritären, moralisierenden Instanz, die neuere Entwicklungen und Erkenntnisse nicht wahrnimmt, sind Hindernisse für eine Pastoral, die den Menschen eigentlich im Sinn des Evangeliums nahe sein will.
Das kann man nicht wegdiskutieren.
Doch dies ist zugleich die selbstreinigende Herausforderung, sich durch Ehrlichkeit und echten Dienst von Heuchelei, Verbürgerlichung und Klerikalismus zu befreien.
Voraussetzung: Man wirbt um die Aufmerksamkeit der jungen Menschen; man bietet eine Gemeinschaft an, wo „Freundschaft mit Jesus“ gelebt wird; man lädt zu Ereignissen und Orten ein, wo Menschen in Freude und Dankbarkeit Gott feiern.
Wahrnehmen – Interpretieren – Wählen
(Sehen – Urteilen – Handeln)
Eine religiöse Erfahrung entsteht, wenn man ein Erlebnis religiös deutet – und man sich entscheidet, dass man dies wirklich will.
Es muss nicht einmal ein religiöses Erlebnis sein, sondern irgendeines, das durch die Deutung eine religiöse Bedeutung, einen religiösen Bezug erhält (ein Ereignis im Leben, ein Lied, das Wunder der Schöpfung …). Nachhaltig wird dies dadurch, dass man diese Deutung „wählt“.
(Umgekehrt bedeuten religiöse Erlebnisse noch keine Erfahrung, wenn man sich einfach nur „wohlfühlt“ oder eine Atmosphäre genießt… Trotzdem ist das natürlich „gut“.)
Jugendpastoral ist Beziehungspastoral
Jesus ist die Bezugsperson, an dem man Maß nimmt.
Beziehungen werden auch zu Bezugspersonen entwickelt, die selbst nach dem Vorbild Jesus leben wollen. Dies konkretisiert sich im sozialen Umfeld. Eine solche Beziehungspastoral ist zugleich Sozialpastoral.
Zunächst gilt es, die Lebenswelten der jungen Menschen kennenzulernen, ihre Situation wahrzunehmen und sie wertschätzend anzunehmen, wie sie sind.
Christliche Spiritualität zeigt sich in einer Gestaltung der Welt und in einem selbstbestimmten Lebensstil – geführt vom Heiligen Geist.
Jugendpastoral ist Kulturpastoral
Der Mensch ist ein Wesen der Möglichkeit.
Jugendliche will man unterstützen, ihre Möglichkeiten zu entdecken und zu nutzen.
Der Glaube ist dabei eine Leidenschaft für das Mögliche.
Bezugspersonen sind in diesem Kontext wie Hoffnungsträger, die begleiten und ein entsprechendes Umfeld bieten. Durch sie wird erfahrbar, inwieweit die Deutungen des Glaubens konkret, attraktiv, glaubwürdig sind.
Eine christliche Spiritualität kennt Erzählungen, Rituale, Ratschläge, die Sinn vermitteln.
Jugendpastoral ist Berufungspastoral
Es geht darum, seinen Lebensstil selbst zu wählen.
Entscheidungen zu treffen ist eine zentrale Aufgabe im Jugendalter. Sie brauchen sachliche Kompetenzen und ein Umfeld, das von verlässlichen Beziehungen und einer positiven Fehlerkultur geprägt ist.
In einer christlichen Spiritualität kommt man ins Gespräch mit Gott und man ist eingebunden in vielfältige Netzwerke gläubiger Menschen. Es ist ein Dialog, der von Gott erzählt, der auf Antwort wartet.
Es geht um eine Berufung zum Menschsein. Dabei kann eine Berufung zum Christsein wachsen. Und dies kann dazu führen, dass man eine spezielle Berufung der ausdrücklichen und öffentlichen Jüngerschaft Christi lebt.
FAZIT:
Jugendpastoral als Beziehungspastoral, als Kulturpastoral, als Berufungspastoral bedeutet keine Rangordnung oder Wachstum. Alle drei Charakteristika gehören gleichwertig zusammen, das eine ist ohne die beiden anderen nicht denkbar.
Aufgaben der Jugendpastoral
Vielfalt jugendlicher Lebenswelten ernst nehmen:
Jugendpastoral ist Ansprechpartner für Sinn-und Lebensfragen. Man biedert sich nicht an, sondern zeigt ehrliches Interesse für die Lebenswelten junger Menschen. Jugendpastorale Angebote sind situations- und Person-angepasst. Es geht um alle Jugendlichen.
Vielfalt kirchlicher Handlungsfelder fördern:
Nur eine jugendpastorale Vielfalt kann helfen, dass junge Menschen aller sozialen Lebenswelten, unabhängig von kirchlicher Bindung in den Blick genommen werden. Praktisch bedeutet dies eine Verwirklichung von Jugendpastoral in Netzwerkkooperationen.
Mit jungen Menschen auf der Suche sein:
Jugendpastoral gibt Raum, sich mit selbstgewählten Fragen und Themen zu befassen und hilft dabei, Orientierung zu finden.
Junge Menschen begleiten:
Jugendpastoral schafft Events und Ereignisse, die Erfahrungen ermöglichen. Man bietet Orte und Kontaktmöglichkeiten, wo junge Menschen sie selbst sein können, ohne Vorbedingungen.
Mit Bezugspersonen kann dabei Vertrauen entstehen – und es verwirklicht sich „Begleitung“.
Entscheidungshilfen geben:
Jugendpastoral bietet christliche Deutungen an. Sie unterstützt Entscheidungen in dem Sinn, dass Multioptionalität nicht zur Überforderung wird.
Bildung fördern:
Bildung ist ganzheitlich zu verstehen. Jugendpastoral schafft Lernmöglichkeiten, ohne diese explizit zu benennen. Jugendpastoral nimmt Jugendliche mit ihren Stärken und Talenten, aber auch mit ihren Schwächen und Fehlern an – und man konzentriert sich auf die Stärken. Alle sollen ihre sozialen Ziele erreichen können.
Werte und Persönlichkeit bilden:
Jugendpastoral zielt darauf ab, Erfahrungen zu ermöglichen, aus denen sich Werthaltungen entwickeln. Dazu gehört eine Deutungskompetenz im Umgang mit Leistung, Erfolg, Glück sowie mit Problemen, Brüchen, Scheitern.
Spirituelle Erfahrungen ermöglichen:
Jugendpastoral dafür will eine Vielfalt von Erfahrungs- und Gestaltungsräumen ermöglichen. Dazu sollen jugendgemäße Rituale erprobt werden.
Kinder und Jugendliche schützen:
Jugendpastoral positioniert sich gegen jegliche Gewalt. Präventionsarbeit sowie Schulungen für Mitarbeitende sind integrale Bestandteile der Jugendpastoral.
Die Schwachen in den Blick nehmen:
Jugendpastoral öffnet für sie Türen zur gesellschaftlichen Teilhabe. Man setzt sich ein für verbesserte Rahmenbedingungen.
(Familiäre) Beziehungen junger Menschen in den Blick nehmen:
Es gilt, die Beziehungen von Jugendlichen wertschätzend in den Blick zu nehmen, auch wenn diese keinem christlichen Idealbild entsprechen. Jugendpastoral kommt mit jungen Menschen über unterschiedliche Familienbilder ins Gespräch und betont die christlichen Werte für Ehe und Familie. In Konfliktsituationen steht man beratend zur Seite.
Sich in einer pluralen Gesellschaft positionieren:
Jugendpastoral tritt mit jungen Menschen in einen Dialog über Glauben und Religion. Es kann herausfordernd sein, katholische Positionen zu vertreten, wenn man zugleich Wertschätzung für Personen mit anderer Meinung zeigen will. Grundlage für (ethische) Positionen ist das christliche Menschen- und Gottesbild.
Internationale Erfahrungen ermöglichen:
Jugendpastoral ermöglicht Einblicke und Erfahrungen über nationale Grenzen hinweg zu andern Kulturen, zu anderen Ländern, zur Weltkirche. Es geht nicht nur um schöne Erlebnisse, sondern vielmehr um Verständnis und Empathie für die Situationen anderer.
Sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen:
Aufgabe der Jugendpastoral ist es, auf die Folgen des eigenen Handelns in Bezug auf Umwelt und Schöpfung aufmerksam zu machen. Zum Glauben gehört auch ein gesellschaftliches Engagement im Blick auf Nachhaltigkeit, Fairness, umweltbewusstes Verhalten.
Digital agieren:
Jugendpastoral ist offen für neue Formen und Techniken der Kommunikation. „Man kennt sich einigermaßen aus.“ Zugleich ergibt sich hier die medienpädagogische Aufgabe, zu einem verantwortungsvollen Umgang zu befähigen bzw. zu ermutigen, selbst zu Medienakteuren zu werden.
Freiräume fürs Experimentieren schaffen:
Junge Menschen werden unterstützt, Initiativen für Glaubenskommunikation und für Projekte (soziale und religiöse) zu setzen. Dazu ermöglicht man Experimente, um neue Formen und Berührungsfelder für das Evangelium entstehen zu lassen. Das braucht auch die nötigen zeitlichen Ressourcen.
Kirche partizipativ gestalten:
In Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen sollen junge Menschen beteiligt werden. Dabei fördert man Charismen von Jugendlichen und erlebt als Kirche ein Stück weit jugendliche Lebenswelten. Darüber hinaus sollen sie – im Sinn von Synodalität – bei allen Überlegungen eingebunden werden, die ihre kirchliche Lebenswelt betreffen.
Kirche mit jungen Menschen missionarisch gestalten:
Jugendliche sind eingeladen, weiter zu erzählen, was sie Gutes erfahren haben. Dabei geht es um Freude, nicht um Perfektion.
Begleitende begleiten:
Jugendpastorale Mitarbeiter/innen haben ein Herz für junge Menschen. Sie verstehen es, Erlebnisse und Erfahrungen von Jugendlichen mit dem Evangelium in Verbindung zu bringen.
Für ihre Aus- und Weiterbildung sind wichtig: der eigene Glaube, Sprachfähigkeit in Glaubensthemen, Kenntnis jugendlicher Lebenswelten, Kommunikationsfähigkeit.
Mitarbeitende in der Jugendpastoral qualifizieren:
Dies ist von höchster Priorität. Schlüsselqualifikationen sind neben spirituellen Kompetenzen jugendpastorales, jugendsoziologisches, entwicklungspsychologisches, pädagogisches Fachwissen (Erlebnispädagogigk) sowie Kenntnisse im Kinder- und Jugendschutz.
Orte auf lokaler Ebene
Hier sind etwa zu nennen: Pfarren, Jugendkirchen, Jugendhilfe, Jugendsozialarbeit, Geistliche Gemeinschaften, Jugendverbände. Sinnvoll ist die Unterstützung in Seelsorgeräumen (Regionen), vor allem, wenn einzelne Orte „zu klein sind“ und manches nicht durchführen könnten.
Der Stil einer Jugendpastoral soll synodal, partizipativ, kollaborativ, kreativ, integrativ sein.
Vor allem:
Die Kirche dient den jungen Menschen, indem sie hilft, sich in einer Weise selbst zu verwirklichen, die an Jesus Christus Maß nimmt.
„Er lebt und er will, dass du lebendig bist.“ (Christus Vivit 1)
Arbeitsstelle Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz:
Bistum Osnabrück: www.bistum-osnabrueck.de
Erzbistum Paderborn: www.jupa-paderborn.de
Bistum Münster:
Bistum Essen: altfrid.de
Bistum Augsburg: junge-erwachsene-augsburg.de
Erzbistum Freiburg:
www.facebook.com/JungeErwachseneFreiburg
Bistum Mainz: www.jungunderwachsen.de/
Häufig gestellte Fragen – und Erläuterungen von der Website der Erdiözese Wien – „Stabstelle Apg“:
Was meint eigentlich der Begriff Jüngerschaft?
In den Evangelien werden die Frauen und Männer Jünger genannt, die sich Jesus angeschlossen haben, in seinem Gefolge leben, mit ihm auf dem Weg sind, sich von ihm senden lassen. In der Zeit nach Jesu Himmelfahrt sind es alle Frauen und Männer, die sich auf den Namen Jesu taufen ließen und den Hl. Geist empfangen haben, sich also bewusst für das Leben von dem Jesus gesprochen hat, entschieden haben.
Der Sendungsauftrag Jesu nach dem Evangelisten Matthäus lautet: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,19f) Wörtlicher übersetzt aus dem griechischen Text würde es heißen: „Zu den Menschen gehend, machend sie zu Lehrlingen (Schülern): taufend und lehrend sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“
Der Begriff „Jünger/Jüngerin“ scheint heute nicht besonders geläufig, Schüler/Schülerin wird oft auch eher negativ assoziiert. Dennoch drücken sie am einfachsten aus, worum es geht: Nachfolge Jesu oder eben in die Lebensschule Jesu zu gehen.
Möglicherweise ist es heute einfacher, wenn wir den Begriff „Jüngerschaft“ mit dem Begriff „Freundschaft“ in Verbindung bringen: Zum einen bietet uns Jesus seine Freundschaft an (Joh 15,15), zum anderen gilt es in dieser Freundschaft mit Jesus zu wachsen und sie anderen anzubieten. Als getaufte und gefirmte Christen/-innen sind wir geheiligt, durch diese Salbung haben wir Anteil an der priesterlichen, prophetischen und königlichen Sendung Christi. Es geht darum, das zu werden, was wir sind – heilig. Darin unterscheiden sich Priester und Bischöfe nicht von sogenannten Laien oder eben allen Gläubigen. Wir sind aufeinander verwiesen und dürfen uns gegenseitig in Freude zur Heiligkeit ermutigen. Die Kirche ist quasi eine große Jüngerschaftsschule.
Was sind die Elemente einer Jüngerschaftsschule?
Es gibt nicht DIE Jüngerschaftsschulung! Jede/r muss seine/ihre finden oder am besten selber eine gründen. Wo und wie lernen wir das Christsein? Dazu gehören im Wesentlichen drei „Faktoren“, die sich auch in einer Jüngerschaftsschulung widerspiegeln:
Als verschiedene Menschen haben wir möglicherweise unterschiedliche Zugänge und Schwerpunkte: Den einen liegt mehr die Erfahrung, den anderen mehr das Handeln, und wieder anderen mehr das Wissen. Wichtig erscheint die Ausgewogenheit zwischen den drei Punkten und gerade auch darum ist das Leben und Teilen in Gemeinschaft wichtig. Die Ergänzung des jeweils weniger wichtigen Aspektes durch andere. Man lernt das Eigene besser kennen und achten und erfährt durch die Ergänzung der anderen Bereicherung und Wertschätzung.
In der Lebensschule Jesu, in der Jüngerschaftsschulung, sind wir alle – auch hauptamtliche Theologen – immer auch Anfänger, nie nur Profis. Weil jeder Tag, gerade der Alltag stets eine neue Entscheidung fordert und wir neu anfangen dürfen. Bei Jesus lernt man nie aus, es bleibt spannend!
Was zeichnet Jüngerschaft aus bzw. woran erkennt man Jünger/Jüngerinnen Jesu?
Das sind zunächst einmal Fragen an jeden/jede persönlich: Woran würdest/möchtest du es erkennen? Wodurch zeichnet sich für dich jemand aus, der/die in der Nachfolge Jesu lebt? Was lebe ich, woran jemand das bei mir erkennen könnte/kann?
Laut Missionsauftrag von Jesus (Mt 28,19) sind Jünger/-innen getaufte Menschen, die gelernt haben alles zu befolgen, was er gelehrt hatte. – Also Menschen, die sich entschieden haben, Jesus nachzufolgen, sein Freundschaftsangebot angenommen haben und seither bei ihm in die Schule gehen. Was heißt es nun, in die Schule Jesu zu gehen? Oder: Was ist Jüngerschaftsschulung?
Müssen alle Jünger/-innen werden oder darf man einfach so auch Christ/-in sein?
Niemand muss eine Jüngerschaftsschulung machen! So wie niemand zur Nachfolge gezwungen werden darf. Es liegt an uns, ob wir den Ruf Jesu annehmen und ihm folgen. Die Evangelien berichten von vielen Menschen, die Jesus nachgelaufen sind, ihm zugehört haben, sich von ihm heilen ließen oder gespeist wurden. Von den wenigsten wissen wir, ob sie das lebenslänglich weiterverfolgt haben. So werden auch heute Menschen nur hin und wieder hinzustoßen, den Kontakt suchen und dann wieder dahinziehen. Was das Dabeisein bei ihnen bewirkt (hat), können wir nicht erzwingen. Wichtig ist, dass wir bereit sind auf Menschen zuzugehen, Gastfreundschaft annehmen und geben, da sind, den „uns geschenkten Samen“ großzügig ausstreuen. Den Rest können wir vertrauensvoll Gott überlassen. Wir leben die Freundschaft mit Jesus ja auch nicht, weil wir dazu gezwungen worden wären, sondern weil wir geliebt sind, uns ein Leben in Fülle ermöglicht wird – voller Hoffnung und Freude.
Worin besteht die Dringlichkeit heute zur Jüngerschaft?
Jesu Auftrag ist heute nicht dringlicher als zu anderen Zeiten. Da unsere Zeit auch geprägt davon ist, dass wir alle frei entscheiden können über Lebensentwürfe und Glaubenskonzepte, ist Glaubensweitergabe, also Verkündigung nur mehr möglich wie in den Anfangszeiten der Kirche – durch das Zeugnis von Menschen. Keine Autorität kann/darf in einem freien Staat darüber verfügen, was die Menschen in diesem Land glauben, welche Religion sie praktizieren (sofern es die jeweils anderen in ihren Grundrechten nicht einschränkt oder verletzt).
Das Zweite Vatikanische Konzil und in dessen Folge das Apostolische Schreiben „Evangelii Nuntiandi“ von Paul VI. haben klar ausgedrückt, dass heute als erstes das Zeugnis berührt und überzeugt – mehr als die Lehre. „Zeugen/-innen gesucht!“ könnte als Motto über der Apostelgeschichte stehen. Wenn wir heute Apostelgeschichte weiterschreiben, kann das unser Motto sein: Menschen, die Jesus nachlaufen, mit ihm Freundschaft leben (eben Jünger/-innen Jesu) und davon Zeugnis geben. Franz von Assisi soll einmal gesagt haben: „Wir müssen das Evangelium allen verkünden, wenn nötig auch mit Worten!“ Darin besteht die Dringlichkeit heute – nur durch überzeugende Lebenspraxis und entsprechende Auskunftsfähigkeit (siehe 1 Petr 3,15) werden andere Menschen die Freude des Christseins entdecken können.
Warum bilden Jünger/-innen Gemeinschaft oder Gemeinde?
Jesus selbst hat eine Gemeinschaft um sich herum gebildet und weiter eine Gemeinde von Jünger/-innen. Die Apostelgeschichte und die Briefe erzählen von vielen Gemeindegründungen und dem Leben in diesen Gemeinden.
Christsein ist nicht alleine möglich: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das christliche Lebensprinzip baut auf Gemeinschaft auf. Wir glauben an einen Gott, der in sich Gemeinschaft ist (eins sein mit dem Vater…). Reich Gottes wird dort erfahrbar, wo Menschen miteinander Leben teilen und darauf schauen, dass es den anderen gut geht, dann geht es auch uns gut. Das sagt noch nichts darüber aus, wie intensiv diese Gemeinschaft oder Gemeinde miteinander leben muss. „Seht wie sie einander lieben!“ ist das Kriterium und schlussendlich auch das anziehende Merkmal. Will ich da dazugehören oder nicht? Reizt mich deren Lebenskonzept oder nicht? Es ist die Frage, wie wir rüberkommen …
Kaum jemand kann alles, wirkt auf alle anziehend. Wir sind aufeinander angewiesen und brauchen einander: im Gebet, durch den Austausch (durch Ermutigung und manchmal auch Korrektur), im gemeinsamen Engagement für andere, in der Verkündigung.
Sind wir alle Jünger/-innen? Wen ruft Jesus in seine Jüngerschaft? – Mich auch? Ich bin schon seit Kindesbeinen katholisch, warum soll ich jetzt neu beginnen in eine Jüngerschaftsschulung zu gehen?
„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt!“ (Joh 15,15) und „Macht alle zu meinen Jüngern …“ (Mt 28,19). Jesus bietet uns allen seine Freundschaft an, er zwingt sie uns nicht auf, erpresst sie auch nicht. Wir dürfen sein Freundschaftsangebot „weiterleiten“ – nicht delegieren, sondern dieses Freundschaftsangebot anderen anbieten. In seinem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-17) spricht Jesus darüber, dass alle den gleichen Lohn erhalten – egal zu welcher Zeit und in welchem Lebensalter sie gerufen und engagiert werden. Es liegt wohl auch an denen, die bereits zugesagt haben, ob ihnen ihr Engagement im Weinberg Freude macht oder ob sie mehr abschreckendes Beispiel sind. Ob der versprochene Lohn abgewertet wird oder die zugesprochene Hoffnung und die Beziehung zu Christus tragfähig sind.
Jesus ruft mich! Manchmal mag das schwieriger sein wahrzunehmen, vielleicht auch weil ich eine konkrete Vorstellung davon habe, wie Er rufen sollte … Sein Rufen wird aber deutlich durch die Gaben und Begabungen, die Fähigkeiten, die mir geschenkt sind. Wie der Junge mit den zwei Fischen und fünf Broten (Joh 6,9). Was ist das schon, was ich kann für das Reich Gottes, für den Aufbau der Gemeinde? Wenn aber jede/r gibt, was er/sie hat, wenn wir alle, die wir gerufen sind, – zusammenlegen,… – dann kann ER ganz viel daraus machen, kann ein Wunder geschehen. Da kommt es nicht darauf an, in welcher Funktion wir das machen und in welchem Stundenausmaß, sondern ob wir bereit sind zu geben und es in Freude tun: Stühle schleppen, Orgel spielen, Geschirr abwaschen, Bibelkreis leiten, Hausbesuche machen, Glühbirnen wechseln, predigen, Chor leiten, Suppe kochen, Sakramente spenden, Kranke besuchen, mit Kindern spielen,…
Kann man jemanden bekehren?
NEIN! Gott allein kann Umkehr, die Verwandlung der Herzen bewirken: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 36,26)
Jesus beginnt seine Sendung mit dem Ruf: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Dieser Ruf gilt uns allen. Immer wieder. Es ist zuallererst eine Einladung an mich persönlich, an uns als Gemeinschaft von Glaubenden – mein Herz von Gott verwandeln zu lassen, mich von ihm lieben zu lassen. Immer wieder. Umkehr – Versöhnung – kann nur Gott selber schenken. Das ist Gnade, sein Geschenk an uns! Andere auf den „Geschmack bringen“, die Freude vermitteln, die Spur legen,… – welch ein Gewinn es ist, wenn das eigene Herz verwandelt, versöhnt ist, das Leben in Fülle zu haben – das ist unsere Mission!
Was bedeutet „Mission first“/Mission zuerst?
Nachdem Mission übersetzt Auftrag/Sendung bedeutet, sind die ersten Fragen, die wir uns stellen: Was ist unsere Sendung? Was ist unser Auftrag? Wozu/Für wen sind wir da? Man kann sich nicht selber senden! „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch.“ (2 Kor 3,3)
Wir sind ein Brief Christi! – Durch die Taufe haben wir Anteil an Christus und damit an seiner Sendung. Christus sendet uns (als seine Kirche) zu allen Menschen, seine Vision von Reich Gottes erfahrbar werden zu lassen, die Sehnsucht nach seinem Reich zu wecken, nach der Freundschaft mit ihm. Um das selber zu erfahren, in der Freundschaft mit Jesus zu wachsen, seine Sendung (besser) kennenzulernen, gehen wir gemeinsam in seine Schule. Das ist Jüngerschaftsschulung. Möglicherweise verändern sich dadurch auch die Strukturen, die unser gemeinsames kirchliches Handeln ordnen. Oder noch deutlicher: Uns wird bewusst, dass wir manche Strukturen ändern müssen, damit wir unsere Sendung, unsere Mission erfüllen können. „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint Exupéry) „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, schreibt die jüdische Dichterin Nelly Sachs.
Was bedeutet es missionarisch zu sein?
Die Mission von uns allen, die wir das Freundschaftsangebot Jesu angenommen haben, besteht darin, uns als Teil der Sendung Christi zu verstehen und mehr und mehr werden wie er. Darum die Einladung in Seine Schule zu gehen, von ihm zu lernen. Die Sendung Jesu bestand darin, uns seinen Vater zu zeigen, den Weg zu Gott frei zu machen, uns auf den Geschmack Seines Reiches zu bringen.
Mission heißt Sendung, Auftrag. Wie wir also missionieren sollen, können wir am besten von ihm selber lernen. Und – evangelisieren bedeutet Menschen mit dem Evangelium Christi in Berührung zu bringen. Dafür müssen wir wiederum als erstes uns selber immer wieder neu evangelisieren lassen. „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Jesus beginnt damit sein öffentliches Auftreten, seine Sendung. Später werden Petrus und Co mit diesem Ruf ihre Sendung beginnen. Umkehr, die „Verwandlung der Herzen“, ist der Beginn jeder Sendung, möglicherweise hat das auch mit Glaubwürdigkeit zu tun. Wie die beiden Jünger unterwegs nach Emmaus (Lk 24) zuerst einmal enttäuscht, niedergeschlagen, mutlos waren, gesellt sich ein sich unwissend-stellender Auferstandener zu ihnen, deutet das ihm Erzählte (die Lebensgeschichten der beiden) im Licht der Schrift. Das ist ein Beispiel für evangelisieren: Lebensgeschichte, Erfahrungen im Licht der Evangelien zu deuten – die Spuren, das Handeln Gottes in der Geschichte eines anderen aufzudecken. Das ist mehr eine Frage des Wollens und weniger des Könnens. Aber es hat einen gewissen Sucht-Faktor: Erlebnisse dieser Art können so beglückend sein, dass man sie immer wieder machen möchte …
Ist Schulung zum Jünger/-in sein nicht eine sinnlose Begriffs-Doppelung?
Ja und nein. Ein/e Jünger/-in Jesu zeichnet sich dadurch aus, dass er/sie in Seine Schule geht (siehe Frage „Was zeichnet eine Jüngerschaftsschule aus?“)
Es ist ein (auf „neu-deutsch“) „Learning by doing“ oder „Work in progress“. Dennoch ist es empfehlenswert zwischendurch mal eine intensivere Form zu wählen, als Anstoß oder Intensivierung. Exerzitien, Einkehrtage, Bibelschule,… vielleicht auch mal einen Alpha-Kurs oder einen Theologischen Kurs,… ein Wochenende, einen Wochenkurs, eine Folge mehrere Abende oder was Längeres. Es tut gut und erfrischt das alltägliche Jünger/-in sein, in der Lebensschule Jesu sein.
Wie können wir in der Gemeinde/Gemeinschaft/… eine Jüngerschaftsschulung starten?
Am besten bei denen nachfragen, die es schon gemacht haben und/oder immer wieder machen. Das Apg-Büro hilft gerne weiter mit Adressen, Unterlagen und Infos.
(red)
Was gehört dazu, wenn man den Glauben (näher) kennenlernen will?
Schritt für Schritt
„Jesus Christus ist mit uns auf dem Weg“
- Erste/r Kontakt/e
- Willkommen
- Klärungen
Worum geht es?
Organisatorisches
- Ganzheitlich
Offenheit für Gott
Begegnungen, Beziehungen, Gemeinschaft;
Inhalte, Glaubenswissen, Bibel;
Haltungen, Orientierungen-Umkehr, Werte, Handeln;
Liturgie, Kirchenjahr, Gebet
- Kennenlernen von Glaubensinhalten
gemäß den Anliegen der Personen
Verbindung von Leben und Glauben
Situations- und erfahrungsbezogen
Elementare Katechese zu wesentlichen Inhalten
Bibel kennenlernen (ausgewählte Bibelstellen)
- Begleitung und Kontakte
einladend, offen, unaufdringlich bezeugend
persönliche und „zuständige“ Kontaktperson(en)
Pfarrgemeinde, christliche Gemeinschaft
- Gemeinschaft
Teilnahme am Leben einer Gemeinde/Gruppe
Erfahrungen von Gemeinschaft
Einladungen, Angebote
Partizipation, Anteilnahme, Mitleben und Mifeiern
- Liturgie
Erfahrungen, Erklärungen, Gemeinschaftsbezug
Mitfeier des Kirchenjahres
- Gebet
Einführung, Kennenlernen, Praktizieren
Gebetschatz aneignen
Stil
„Was sagt uns Gott, wenn wir einander hier begegnen?“
- Willkommen!, einladend, freundlich
- Akzeptanz, Wertschätzung, Wohlwollen, auf Augenhöhe
- Person-bezogen, Eingehen auf Fragen, Bedürfnisse, Interessen und Anliegen
- partizipatorisch
- situationsbezogen
- begleitend, prozesshaft, Schritt für Schritt
- „evangeliumsgemäß“
- authentisch, kompetent, bezeugend, spirituell
- gut vorbereitet (inhaltlich, methodisch, im Gebet) im Blick auf die konkreten Personen
Albert Biesinger
Aus: Walter Krieger, Balthasar Sieberer (Hg.), Gottes.Kinder.Welten, Wagner Verlag 2014
Eva Petrik
Aus: Walter Krieger, Alois Schwarz (Hg.),Kirche in der Welt von heute. Ein kritisches Verhältnis, echterWürzburg 1996
Keiner lebt für sich allein.
Fragen und Antworten um den Kirchenbeitrag.
ODER: Die Seelsorge und ihr wirtschaftliches Fundament.
Der Kirchenbeitrag ist die Basis, das Fundament. Er deckt die finanziellen Grundbedürfnisse unserer Gemeinschaft.
Mehr als die Hälfte des Kirchenbeitrages fließt direkt oder indirekt zurück in die Pfarren, damit die Seelsorge aufrechterhalten werden kann:
Gehälter für Priester und Laien, Bau- und Verwaltungszuschüsse. Daneben müssen eine Vielzahl von kirchlichen Institutionen unterstützt werden, wie auch die Caritas und die Weltkirche.
Auskunft über die Verwendung der Kirchenbeiträge gibt der Rechenschaftsbericht. Sie erhalten ihn jährlich mit der Beitragsvorschrift zugesandt.
ODER: Dürftige Quellen und große Lücken.
Nur Sie selbst können der Kirchenbeitragsstelle Ihr Einkommen bekanntgeben. Dann ist es auch möglich, Freibeträge zu berücksichtigen, die Ihnen nach Ihrer persönlichen Situation zustehen.
Die Einhebung des Kirchenbeitrages soll möglichst wenig bürokratischen Aufwand erfordern.
Die Beitragsstelle ist auf wenige Grunddaten angewiesen:
Diese Informationen geben keinen Aufschluss über das Einkommen und reichen daher für eine konkrete Vorschreibung nicht aus.
Die katholische Kirche in Österreich ist im staatlichen Datenverarbeitungsregister eingetragen. Sie unterliegt dem gesetzlich gesicherten Grundrecht auf Datenschutz. Alle kirchlichen Angestellten, die mit EDV-Daten zu tun haben, werden vertraglich zur Einhaltung des Datengeheimnisses verpflichtet.
ODER: Auch die Kirche dreht sich die Inflationsspirale.
Was „zu hoch“ ist, hängt meist davon ab, was einem wichtig ist. Natürlich belastet jeder Zahlschein, der ins Haus flattert; es ist aber nicht nur die nackte Zahl unterm Strich, die ein Unbehagen auslöst.
Auch die Kirche kann sich der laufenden „Inflationsspirale“ nicht entziehen. Die Gehälter der Priester und Laien müssen jährlich angepasst werden, die Kosten für Bauvorhaben steigen stärker als der Verbraucherpreisindex.
Daher muss auch der Kirchenbeitrag jährlich um einige Prozentpunkte angehoben werden.
Wer seinen Beitrag bezahlt, trifft eine Entscheidung: Er gibt nicht nur Geld, er sagt vor allem JA zur Kirche.
Vergleichen Sie Ihre Vorschreibung mit Ihrem steuerpflichtigen Einkommen. Ihr Beitrag soll davon höchstens 1,15 Prozent (minus 480,-) sein. Soviel macht der Kirchenbeitrag ohne Freibeträge aus. Wenn Sie Ihr Einkommen nachgewiesen haben, fällt die jährliche Erhöhung geringer aus, als wenn Ihr Beitrag geschätzt werden muss.
ODER: Der Irrtum, dass die Beitragsstelle ohnehin alles weiß.
Viele Katholiken meinen, dass die Kirchenbeitragsstelle „ohnehin alles weiß“. Tatsächlich erfahren wir nur wenige Grunddaten – z.B. aus der Haushaltsliste (siehe dazu Punkt 2).
Über Ihr Einkommen weiß die Beitragsstelle von niemandem – wenn nicht von Ihnen.
Daher muss – leider – der Großteil der Beiträge geschätzt werden. So kann es vorkommen, dass der Nachbar oder Kollege mit gleichem oder höherem Einkommen weniger – aber auch mehr – Kirchenbeitrag bezahlt. Spezielle Belastungen verändern manchmal die scheinbar gleiche Situation.
Kontrollieren Sie selbst, ob Sie alle Freibeträge bekommen, die Ihnen zustehen. Und ob Ihr Kirchenbeitrag 1,15 Prozent (minus 480,-) vom steuerpflichtigen Einkommen nicht übersteigt. Details und Berechnungsbeispiele finden Sie in einer Broschüre, die Ihnen ihre Kirchenbeitragsstelle gerne zusendet.
ODER: Die nüchterne Erkenntnis, dass es keine Alternative gibt.
Die Nationalsozialisten haben kirchliches Eigentum beschlagnahmt und jede staatliche Leistung an die Kirchen eingestellt. Das Kirchenbeitragsgesetz von 1939 hatte ein eindeutiges Ziel: Die Erlaubnis, selbst Beiträge von ihren Gläubigen einzuheben, sollte den Untergang der Kirche beschleunigen.
Gerade diese Notlage aber hat die Katholiken zu einem bisher nie gekannten Zusammenhalt bewogen. So konnte die Kirche unabhängig und handlungsfrei werden von den Einflüssen des Staates.
So ist das – mehrmals verbesserte – Kirchenbeitragssystem auch nach über 50 Jahren Grundlage für ein Kirchenbeitragssystem, das den menschlichen und sozialen Aspekten unserer Gesellschaft entspricht und immer wieder modernisiert und angepasst werden kann. Unser „Mischsystem“ braucht wirklich keinen Vergleich mit anderen Ländern zu scheuen (siehe dazu auch Punkt 8).
ODER: Das zweifelhafte Streben der Länder bei Papstreisen zu glänzen.
Einmal im Jahr sind die Katholiken aufgerufen, im Rahmen der Sonntags-Kollekte den „Peterspfennig“ zu spenden. Das bringt von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Ergebnisse. Deshalb hat sich die Österreichische Bischofskonferenz entschlossen, den Spendenertrag aufzustocken, denn:
So wie unsere Diözese, muss auch der Vatikan jährlich mit einem gesicherten finanziellen Fundament rechnen können.
Das ist alles.
Die Papstreisen fallen im Budget des Vatikans nicht ins Gewicht. Johannes Paul II. besucht nur Länder, die ihn einladen. Den finanziellen Aufwand tragen die Gastgeber. Dass dabei mancher Aufwand („Wir machen es noch besser!“) unterbleiben sollte, ist richtig.
ODER: Der scheinbare Widerspruch zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Zugegeben, dieser scheinbare Widerspruch ist schwer verständlich zu machen. Besonders dann, wenn es um das liebe Geld geht.
Dennoch, wenn wir zu unserem Beitragssystem stehen (siehe dazu auch Punkt 5) und wir es auch weiterhin wollen, wird eine gewisse Anzahl von Klagen und Exekutionen unvermeidlich sein.
Dabei gibt es keinen Zweifel, dass sich die Kirche bemüht, diese rechtlichen Schritte nur dann zu setzen, wenn alles andere gar nichts mehr geholfen hat:
Die Sachbearbeiter in den Beratungsstellen sind verpflichtet, tatsächliche Notsituationen zu berücksichtigen und Härtefälle zu vermeiden. Im Sinne einer gerechten Beitragsermittlung ist es gerade in diesem Zusammenhang wichtig, dass Sie der Kirchenbeitragsstelle Ihre persönliche Situation bekanntgeben und dass Sie Ihr Einkommen nachweisen.
ODER: Die Unabhängigkeit von den Reichen und vom Staat.
Für große Anliegen wie Caritas oder Dritte Welt wird gerne und großzügig gespendet. Aber es gibt auch die finanziellen Alltagssorgen: Die Gehälter der Priester und Laienangestellten zum Beispiel.
Ergebnisse von Umfragen zeigen, dass bei einem freiwilligen Kirchenbeitrag die Einkünfte auf ein Drittel zurückgingen. Das würde zu Abhängigkeiten führen von den Reichen, die sich die Kirche leisten könnten und die wohl bald auch Gegenleistungen von „ihrer“ Kirche erwarten würden. Außerdem würden heute selbstverständliche Dienste der Kirche nicht mehr möglich sein.
Das deutsche System der Kirchensteuer, die der Staat als Teil der Lohnsteuer einhebt, ist gewiss sehr perfekt. Sicher aber auch, dass soziale und menschliche Aspekte dabei nicht berücksichtigt werden können.
Unser Beitragssystem beinhaltet wesentliche (Vor-)Teile verschiedenster Kirchenfinanzierungs-Modelle:
ODER: Warum der Kirchenbeitrag ALLEIN nicht reicht.
Der Kirchenbeitrag ist die Basis, das Fundament. Er deckt die finanziellen Grundbedürfnisse unserer Glaubensgemeinschaft (siehe dazu auch Punkt 1).
Einen guten Teil der Kirchenfinanzen müssen die Pfarren selbst aufbringen. Das geschieht durch Sonntags-Kollekten, Spenden, Flohmärkte und Bazare – und in zwei Fällen auch durch sogenannte „Stolgebühren“: bei Trauungen und Begräbnissen.
Aus diesen Einnahmen müssen die Pfarren ihre laufenden Kosten bestreiten. Von Kerzen und Kirchenschmuck über die Heizung für Jugend- und Gruppenräume bis hin zu den minimalen „Honoraren“ für Mesner und Organisten.
Jede Pfarrgemeinde ist verpflichtet, die jährliche Kirchenrechnung zur öffentlichen Einsicht aufzulegen. Über die Verwendung der Gelder wachen der Pfarrkirchenrat und das Referat für Pfarrverwaltung in der Finanzkammer.
ODER: Die Freiheit, die Nähe zu wählen oder auf Distanz zu gehen.
Im persönlichen Glaubensleben und im Bekenntnis zur Kirche gibt es vielfältige Formen und „Annäherungsgrade“. Jeder entscheidet selbst über Nähe und Distanz.
Etwa 15 von 100 katholischen Christen feiern in Österreich regelmäßig den Sonntagsgottesdienst mit. Andere übernehmen noch eine soziale Aufgabe in der Pfarre. Wieder andere kommen nur zur Christmette und zur Osternachtsfeier. Bei vielen Katholiken beschränkt sich ihr JA zur Kirche lediglich darauf, dass sie ihren finanziellen Beitrag leisten.
Der Kirchenbeitrag deckt nur die Grundbedürfnisse ab. Es wäre nicht gerecht, die ganze Last den Gottesdienstbesuchern aufzubürden. Die werden ohnehin häufig genug „extra zur Kasse gebeten“. Von der Bezahlung der Altarkerzen bis zu den Spenden für Caritas und Dritte Welt ist alles der Freiwilligkeit überlassen. Bei einer Kirchenrenovierung zum Beispiel kommt das Geld nur zu einem Teil aus den Pflichtbeträgen.
Mit Ihrem Kirchenbeitrag finanzieren Sie nicht nur den Sonntagsgottesdienst für die Kirchengänger. Gäbe es keine Kirche, würden den Menschen und unserer konsumorientierten, materialistischen Gesellschaft viel von der Hoffnung auf ein sinnerfülltes und lebenswertes Leben genommen werden.
ODER: Wirksam helfen muss auch organisiert sein.
Die Katholiken spenden Jahr für Jahr viele Millionen Schilling für die Katastrophenhilfe, für die Dritte Welt, aber auch für das Elend in unserem eigenen Land. Das ist eine beachtliche Leistung, die keinen Vergleich scheuen braucht.
Dieses Geld soll denen zugutekommen, für die es gespendet wurde, mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand. Dazu sind Organisationen notwendig, die über fachliche Kompetenz und das nötige soziale Netz verfügen. Die Kirche unterhält eine Reihe solcher Einrichtungen und führt zahlreiche Aktionen durch (Bruder in Not, Familienfasttag, Sternsingeraktion, Sammlungen der Caritas, usw.).
Diese Institutionen erhalten aus dem Kirchenbeitrag die finanzielle Grundausstattung für Personal und/oder Räumlichkeiten. Nur so ist es möglich, den Verwaltungsaufwand der kirchlichen Entwicklungs- und Hilfsorganisationen äußerst niedrig zu halten.
Ihr Beitrag ist eine Voraussetzung dafür, dass die kirchlichen Einrichtungen den Armen wirkungsvoll und sinnvoll helfen können.
ODER: Die Verantwortung der Eltern für den Weg ihrer Kinder.
Die Kindertaufe ist nur gerechtfertigt, wenn es Eltern und Paten wichtig ist, dass ein Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird. Vater und Mutter treffen auch viele andere Entscheidungen für ihr Kind oder – je nach Altersstufe – mit ihrem Kind.
Bei der Erstkommunion legen Kinder das erste persönliche Taufversprechen ab. Später wieder bei der Firmung und in jeder Osternacht. Ab dem 14. Lebensjahr wird ein junger Mensch „religionsmündig“ und kann über seine weitere Religionszugehörigkeit frei entscheiden.
Der Zahlschein für den Kirchenbeitrag ist jedes Mal eine Anfrage, ob die Grundentscheidung für die Kirche noch aufrecht ist.
ODER: Die große Schwierigkeit, allein selig zu werden.
Die Kirche ist die Gemeinschaft aller Getauften. Auch Sie sind ein Teil der Kirche! In diesem Sinne können Sie daher ohne Kirche auch nicht glauben. Nachzufragen wäre, welche Kirche Sie meinen – etwa die sogenannte „Amts“-kirche?
Wie meinen Sie, würde unser Glaube weitergetragen, wenn es keine Priester, Ordensleute, Religionslehrer gäbe? Wenn es keine Mütter und Väter gäbe, die ihren Kindern das erste Kreuzzeichen und Gebet lehrten? Wie würde unser irdisches Leben armselig und trostlos sein, wenn es keine Hoffnung auf „das Leben danach“ gäbe? Wie würde unser gesellschaftliches Miteinander aussehen, wenn nicht unser Glaube Liebe und Menschlichkeit lehrte?
Jesus hat seine Kirche vielleicht nicht genau so gewollt, wie sie sich in zweitausend Jahren mit all ihren menschlichen Schwächen entwickelt hat. Er sammelte aber Jüngerinnen und Jünger um sich und legte damit den Grundstein für die kirchliche Gemeinschaft. Er versprach, inmitten da zu sein, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“.
ODER: Berechtigte Fragen an eine 200jährige Tradition.
Der Eindruck der Benachteiligung entsteht vor allem dadurch, dass Frauen nicht zur Weihe zugelassen sind. Sie haben daher (ebenso wie männliche Laien) wenig Möglichkeiten, wichtige kirchliche Entscheidungen mitzutragen.
Andererseits haben sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) viele neue Räume einer verantwortlichen Mitarbeit von Laien – Frauen und Männern – aufgetan. Von den Pfarrgemeinderäten über liturgische Dienste (Lektoren/innen, Kommunionhelfer/innen) bis zu Seelsorgeaufgaben (Tischmütter zur Vorbereitung der Erstkommunion, Firmhelfer/innen).
Die Suche nach neuen Wegen, wie Laien (Frauen und Männer) noch mehr in wichtige Entscheidungsfindungen einbezogen werden können, ist keineswegs am Ziel.
In der katholischen Kirche wiegt die Tradition besonders schwer. Das bewahrt fallweise vor leichtfertiger Anpassung an den Zeitgeist. In der Frauenfrage dagegen empfinden viele die Tradition als Ballast. Gefordert sind Geduld, Beharrlichkeit, gegenseitiger Respekt, aber auch eine unablässige Einmahnung der Offenheit.
ODER: Das Dilemma zwischen der Ideal-Norm und der Menschlichkeit.
Die Scheidung allein beeinträchtigt die Rechte in der Kirche in keiner Weise. Wiederverheiratete Geschiedene sind allerdings (nach kirchlichem Recht) im Sakramentenempfang eingeschränkt und können kein Patentamt übernehmen.
Die katholische Kirche sieht derzeit keinen anderen Weg, für die Unauflöslichkeit der Ehe und die Treue der Partner einzutreten. Andererseits besteht auch der Wille, den Betroffenen das Gefühl zu geben, dass sie ihren Platz in der Kirche haben. Vorurteile von Mitchristen sind oft das viel größere Hindernis als die Normen des Kirchenrechts.
Wenn wiederverheiratete Geschiedene das Bedürfnis haben, die Kommunion zu empfangen, können sie mit einem Priester ihres Vertrauens über ihr Problem sprechen. Es kann Gründe geben für eine persönliche Gewissensentscheidung, denen keine allgemeingültige Norm gerecht wird.
Die Aufgabe bleibt: Die Kirchenleitung, die Gläubigen in den Pfarrgemeinden und die Betroffenen selbst müssen nach Wegen suchen, wie im Sinne des barmherzigen Gottes katholischen Christen in einer zivilen Zweitehe die volle Teilnahme am kirchlichen Leben möglich werden kann. Die Sorge um verlässliche Partnerschaften darf dabei nicht aus dem Auge verloren werden, weil sie dem Zielgebot Jesu und den Lebensträumen der Menschen entspricht.
ODER: Dabeisein heißt nicht, zu allem JA sagen zu müssen.
Zunächst ist zu fragen, welche Ansichten Sie meinen: nur die über Empfängnisverhütung, Sexualmoral und Zölibat oder auch alle anderen? In den Medien werden hauptsächlich umstrittene Themen aufgegriffen und häufig verzerrt und einseitig wiedergegeben. Andere Aussagen, etwa zu sozialen Fragen, Frieden, Abrüstung, Umweltschutz werden kaum oder gar nicht beachtet.
Natürlich ist nicht zu erwarten, dass Sie allen Aussagen des Papstes und der Bischöfe zustimmen. Meinungsverschiedenheiten hat es in der Kirche immer gegeben, auch in der Urkirche. Die Unfehlbarkeit des Papstes bedeutet nicht, dass der nicht irren kann und immer recht hat.
Abgesehen von den Grundpfeilern unseres Glaubens, die verbindlich sind, darf und soll es auch in der Kirche verschiedene Anschauungen geben. Nicht unkritische Zustimmung wird erwartet, sondern kritische Loyalität und ehrliche Bereitschaft, kirchliche Stellungnahmen wohlwollend zu erwägen und sich der Anliegen der Kirche anzunehmen.
Noch eins ist zu bedenken: Die Kirche ist keine Partei, aus der man austritt, wenn man mit dem Programm der Parteiführung nicht einverstanden ist. Die Kirche ist von Christus gegründet als sichtbare Gemeinschaft, als „Kirche Gottes“, als „Gemeinde des Herrn“. Letztlich ist nicht der Papst, sondern Christus selbst das Haupt der Kirche. „Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche.“ Und dazu gehören auch Sie!
Quelle: Erzdiözese Salzburg (1993)
Hinweis: Kirchenentwicklung. Ansätze – Konzepte – Praxis – Perspektiven (Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten band 4), hg. von Valentin Dessoy, Guido Lames, Martin Lätzel, Christian Hennecke, Trier 2015
Von Versorgung zur Verantwortung
Es braucht Kommunikation und Dialoge
Seit Jahren sind verschiedene Prozesse der Kirchenentwicklung auf dem Weg.
Dabei kristallisieren sich einige zentrale Eckpfeiler heraus, die zu berücksichtigen sind.
Grundhaltungen
Wir sind gemeinsam auf einem Weg
Wir beziehen die Menschen ein so umfassend es geht
Wir verbinden das Evangelium mit den Lebensräumen der Menschen
Kernelemente
Partizipation einüben
Plädoyer für eine Kirche in der Nähe, um beziehungsorientierte Zugehörigkeit zu ermöglichen
Hinausgehen – Wahrnehmen – Unterscheiden
Es ist ein geistlicher Weg, der die sakramentale Wirklichkeit der Taufe entfalten will
Erforderlich ist eine neue Verhältnisbeschreibung von Aufgaben (entgegen dem gewohnten „Versorgungscharakter“)
Erste Konsequenzen
Neue Rollenbeschreibungen – neues Eucharistieverständnis – erneuerte Theologie der Pfarre
Klärung: Was bedeutet nunmehr „Ehrenamt“?
Bildung von self sustaining communities (sich selbst erhaltende Gemeinschaften)
Zuschreibung von Kompetenzen für lokale Leitungsteams
Ein Entwicklungsweg von Kirchenbildern: von Versorgung zu Partizipation
Kultur des Vertrauens
Erfahrungen aufarbeiten
Dialog und Begleitungsprozesse
Orientierung und Verbindlichkeit
Evaluationskultur
Vor Ort ist nötig
Kommunikation
Aktualität
Bedarfsorientierung (was braucht es?)
Vernetzung mit zentralen Stellen
Menschennähe
Entwicklung des Kirchenbildes
Im Mittelpunkt steht das Wort Gottes
Maximale Partizipation
Ermöglichende Leitung
Christ-sein auf Augenhöhe (Rollen, Dienste, Ämter, Funktionen)
Vertrauen in die Taufwürde (Stärkung von Taufbewusstsein)
Klärung des Leitungs-Begriffs: Leitung und Kompetenz
Leitung hat eine Vision
Vision im Herzen
Rolle des Priesters klären: im Dienst an Einheit, Verkündigung, Sakramentenspendung, Gebet
Gemeindeleitung im Team: das ist kein verlängerter Arm des Priesters
Kirche (auch) als Service-Station
Klärung des Leitungsverständnisses auf lokaler und diözesaner Ebene