In der Gelassenheit weiß sich der Mensch
in allen Situationen des Lebens
in der liebenden Hand Gottes.
Er ist bereit, alles zu geben
und über sich selbst hinauszuwachsen,
während er den Lauf der Dinge
letztlich Gott überlässt.
Der Mensch bewahrt so bei allem Engagement
die Ruhe des Herzens.
Damit wir uns in der
Gelassenheit üben,
schenkt Gott uns oft großartige Pläne,
deren Verwirklichung
er jedoch nicht will.
Daher müssen wir kühn, mutig
und beharrlich das Werk
anfangen und weiterführen,
solange es möglich ist;
dann aber ebenso gelassen
und ruhig in den Ausgang
des Unternehmens einwilligen,
so wie es Gott gefällt,
ihn uns zu geben.
Wer Gott dienen will,
sorgt sich nicht
um das Morgen;
er tut treu,
was Gott heute wünscht,
morgen wird er tun,
was Gott morgen wünscht,
und übermorgen auch.
Sei mutig und beharrlich
in der Geduld.
So groß unsere Armseligkeiten
auch sein und gewesen sein mögen,
sie dürfen uns gewiss nicht entmutigen.
Wenn Verwirrung oder Unruhe,
woher auch immer,
über dich kommt,
bemühe dich nicht,
sie hastig zu verscheuchen.
Beachte sie gar nicht,
grüble nicht darüber nach,
sondern überlass dich Gott.
Wir wollen immer dies und das,
und obwohl wir Gott in unserem Herzen tragen,
sind wir damit nicht zufrieden;
und trotzdem ist dies alles,
was wir wünschen können.
Kleine Erschütterungen
lassen uns
auf uns selbst besinnen.
Nein, nicht die Ruhe bringt Gott uns näher,
sondern die Treue unserer Liebe;
nicht unser Gefühl von seiner Güte,
sondern unsere Zustimmung zu seinem
heiligen Willen, denn es ist wünschenswerter,
dass dieser Wille in uns erfüllt werde,
als wenn wir unseren Willen in ihm erfüllen.
Es bringt mehr Nutzen,
den Willen Gottes zu erfüllen
in einem Ereignis, das uns widerstrebt,
als ihn sprechen zu hören in der Tröstung,
die man manchmal im Gebet erfährt.
Das Kreuz kommt von Gott;
man soll es nicht bloß anblicken,
sondern es auf sich nehmen.
Man soll nicht darüber lange nachdenken,
sondern ruhig weitermachen und alle Dinge
einfach aus der Hand Gottes entgegennehmen
Ich will an Leben
und an gutem Ruf nur soviel,
als Gott will,
und ich werde davon immer mehr haben,
als ich verdiene.
Es würde aber nichts nützen,
auf Gott zu hören,
wenn wir nicht täten, was er sagt.
Viele sind ja gerne bereit, ihn zu hören;
viele möchten ihm auf den Berg Tabor folgen,
sehr wenige auf den Kalvarienberg.
Seht,
wie groß unsere Armseligkeit ist!
Wir wollen,
dass Gott unseren Willen erfüllt,
und wir wollen nicht
seinen Willen erfüllen,
wenn er nicht mit dem unseren übereinstimmt.
Wenn wir beten,
möchten wir,
dass Gott zu uns spricht,
dass er uns besuchen,
trösten und aufrichten kommt;
wir sagen zu ihm,
dass er dies tun
oder dass er uns das geben soll.
Und wenn er es nicht tut,
obwohl das zu unserem Besten ist,
sind wir darüber beunruhigt,
verwirrt und bekümmert.
Was bedeutet es letztlich,
ob Gott aus Dornen
oder aus Blumen
zu uns spricht?
Franz von Sales
"Geld regiert die Welt" - dieses Sprichwort kennen wir alle. In unseren Sprachspielen sind bereits Spuren gelegt, denen wir folgen können, wenn die Frage zu klären ist, was Geld mit Religion zu tun hat. Christoph Deutschmann macht auf die sprachlichen Übereinstimmungen zwischen Geld und Religion aufmerksam: "Kredit und Credo, Erlös und Erlösung, Schulden und Schuld, Gläubiger und Glauben, Offenbarungseid und Offenbarung, ökonomische und heilige Messe." Laum hat bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts auf die religiösen Wurzeln der Geld-Kultur hingewiesen. "Im Drang nach Geld verwirklicht der Mensch sein Streben nach Unendlichkeit und Unsterblichkeit. Er wird zum Gott weil er aus dem Nichts zu schaffen scheint. Wirtschaft gewinnt damit den transzendenten, das heißt grenzüberschreitenden Charakter, den die Menschen früher in der Religion gesucht haben."
In unserer Sprache zeigt sich: Wir gehen latent davon aus, dass alles zu kaufen ist und dass alles mit Geld zu machen ist. Selbst im Blick auf Wirklichkeiten, die "unbezahlbar" sind, z. B. selbstlose Hilfe, Liebe, die Geburt eines gesunden Kindes, Gesundheit greifen wir in der Sprache auf das Geldmetapher zurück. Geld scheint wirklich das Maß aller Dinge, gewissermaßen eine universale Währung für alle Werte zu sein. Ist Geld auch die Währung der Kirche, das letzte organisierende Prinzip kirchlichen Handelns?
I. Umgang der Kirche mit Geld: ein theologiefreier Raum?
Auf diesem Hintergrund ist interessant, wann und wie sich die Theologie in den letzten Jahren mit dieser Frage beschäftigt hat. Theologen werden seit den ersten Jahrhunderten nicht müde, gegen die Dominanz des Geldes anzurennen und den Götzen "Mammon" zu entlarven. Im Mittelpunkt steht der theologisch begründete Protest gegen einen "Geldpantheismus", der mittels Geld "alles zum unselbständigen Mittel seiner Verwertbarkeit" und damit käuflich macht. Der alltägliche Umgang der Kirchen mit Geld und noch mehr all die Formen, wie religiöse Bedürfnisse im Kult zu geldwerten Waren gemacht werden, gehört zu den am wenigsten erforschten und analysierten Gegenständen der Theologie. Dies überrascht, da diese Geldpraxis im Streit um den Ablass die Reformation mit ausgelöst hat. Sowohl für die katholische wie für die evangelische Kirche dürfte wohl gelten: Der Umgang mit Geld und Vermögen geschieht letztlich in einem theologiefreien Raum. Wenn die Theologie lauthals gegen den Geldpantheismus zu Felde zieht und ihn dämonisiert, dann wird diese Kritik nur glaubhaft, wenn sie sich gleichzeitig mit dem praktischen Umgang ihrer Kirchen mit dem Geld beschäftigt. Ein eigenartiges Szenario: Während Theologen gesellschaftskritisch gegen den Götzen Mammon zu Felde ziehen, bleibt die materiell-ökonomische Basis kirchlichen Handelns sowohl in der katholischen wie in der evangelischen Kirche letztlich theologisch unbearbeitet. Wolf Heinrich stellt dazu fest: "Das theologische Reden von der Kirche und ihrem Geld ist empirieblind." Dabei ist überdeutlich, dass die Kirchen und mit ihnen alle religiös-spirituellen Gruppen Geld brauchen und entsprechende Umgangsformen und Regeln für den Gebrauch von Geld entwickeln müssen.
Erst allmählich beginnen wir in der Theologie, diesen Umgang zu analysieren, kritisch zu reflektieren und auch öffentlich zu diskutieren. Dass in der deutschen Theologie dieses Thema allmählich aufgegriffen wird, verdanken wir der Wende im Jahr 1989. Dies trifft für die evangelische und die katholische Kirche zu. In der Wochenzeitung "DIE KIRCHE" formulierte ein ostdeutsches Gemeindemitglied seine Erfahrung vor und nach der Wende in dem lapidaren Satz: "Die Diktatur des Geldes ist schlimmer als die Diktatur des Proletariats". Dieser Satz spiegelt die Erfahrungen ostdeutscher Christinnen und Christen wider, die sie mit dem Transformationsprozess der kirchlichen Strukturen der alten DDR in die Strukturen der westlichen Kirchen gemacht haben. "Sensibilisiert durch Diktaturerfahrung fühlten sie sich nach der politischen Wende nicht befreit von der Diktatur, sondern nur umgesetzt in eine andere Diktatur. Aus der Diktatur einer Einheitspartei (...) wechselte man in eine Diktatur des Geldes." Wenn solche Erfahrungen nur mit der theologischen Logik der "Gott-Geld-Alternative" gedeutet werden, dürfen wir uns nicht wundern, wenn eine differenzierte Auseinandersetzung mit den ökonomischen Rahmenbedingungen kirchlicher Arbeit auf der Strecke bleibt, theologische Zielperspektiven nicht sinnstiftend zum Tragen kommen und sich weiter Ohnmachtsgefühle breit machen. Die Kirchen müssen sich ihrer Geldpraxis stellen und sie mit theologischer Rationalität durchleuchten.
In der katholischen Kirche haben erst die Ereignisse in der Erzdiözese Berlin das Fass zum Überlaufen gebracht und die Bischöfe geradezu gezwungen, die Empirieblindheit und Theologievergessenheit bei ihrem Umgang mit Geld zu überwinden. Bis in die 90er Jahre konnten sie mit dem warmen Regen von Zuwachsraten im Kirchensteueraufkommen rechnen. Heute sind die Kirchen auf breiter Ebene mit einem Abschmelzen der Einnahmen und einer gleichzeitigen Kostenexplosion konfrontiert. Entlassungen von Personal, die Säkularisierung von Kirchen, die Aufgabe von Bildungshäusern und Kindergärten und nicht zuletzt das Zusammenlegen von Kirchengemeinden haben schmerzhaft bewusst gemacht, dass auch die Kirchen nicht von den Folgen der Monetarisierung und einer bereits von Georg Simmel beschriebenen Gesichtslosigkeit und "Charakterlosigkeit des Geldes" unberührt bleiben. Auch die Kirchen werden von der Eigengesetzlichkeit, den Denk- und Konfliktmodellen einer Geldwirtschaft erfasst, die einen verdinglichten Umgang mit Personen provozieren. Simmel beschreibt exakt, wie personale Beziehungen in diesem Prozess der Monetarisierung zum Tauschmittel verkommen: "Dies ist die philosophische Bedeutung des Geldes: dass es innerhalb der praktischen Welt die entschiedenste Sichtbarkeit, die deutlichste Wirklichkeit der Formel des allgemeinen Seins ist, nach der die Dinge ihren Sinn aneinander finden und die Gegenseitigkeit der Verhältnisse" deutlich gemacht wird.
Das Projekt "Gemeinsam leben, getrennt wirtschaften? Grenzen der Individualisierung in Paarbeziehungen" beschäftigt sich mit dem Verhältnis von "Liebe" und "Geld" angesichts der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen und kommt ähnlich wie Simmel zu dem Ergebnis: "Geld bildet das Material, in dem die Akteure ihre Beziehungsvorstellungen, Identitäten, biographische Erfahrungen und Zukunftsperspektiven im Alltag Gestalt geben können und müssen." Gleichzeitig warnen sie auf der Grundlage ihrer empirischen Studien zu bestehenden Beziehungsverhältnissen davor, "vorschnell und ohne genaueren Blick auf die Beziehungsdynamik und die jeweiligen Bedeutungen von Geld" die Funktion dieses "Beziehungsgeldes" auf "Macht- und Ungleichheitseffekte" zu reduzieren.
Mit den prinzipiellen Folgen dieser Gegenseitigkeit und Eigengesetzlichkeit des Geldes für den Menschen beschäftigten sich auch die Konzilsväter. In der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanums werden diese Folgen als "Versklavung" des Menschen gebrandmarkt. Das Konzil fordert, dass "der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft" ist und fährt fort: "Nicht wenige Menschen, namentlich in den wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern, sind von der Wirtschaft geradezu versklavt, so dass fast ihr ganzes persönliches und gesellschaftliches Leben von ausschließlich wirtschaftlichem Denken bestimmt ist, und dies ebenso in Ländern, die einer kollektivistischen Wirtschaftsweise zugetan sind wie die anderen." Dieses "wirtschaftliche Denken" und der angesprochene Prozess der "Versklavung" haben in der Zwischenzeit auch die Kirchen eingeholt, ein Faktum, das die Theologie geradezu zwingt, sich neu mit diesen innerkirchlichen Monetarisierungsprozessen zu beschäftigen.
Ausgangsthese
Wer sich auf das Thema "Kirche und Geld" einlässt, hat es mit unterschiedlichen Denkweisen und Rationalitätstypologien zu tun, die in ihrer je eigenen Logik zu würdigen und auf ihre theoretische Reichweite und Gültigkeit hin kriteriologisch zu überprüfen sind. Erst dann können sie in einem weiteren Schritt gegenseitig in Relation gesetzt werden. Sie resultieren aus den unterschiedlichen Funktionen des Geldes im Alltag und schlagen sich zudem in entsprechenden geldmetaphorischen Sprachspielen nieder.
Ich unterscheide zwischen einer fundamentaltheologischen, einer praktisch-theologischen und einer betriebswirtschaftlichen Rationalitätstyplogie. Vielleicht überrascht die Unterscheidung zwischen einer fundamentaltheologischen und praktisch-theologischen Denkform. Diese Unterscheidung ist jedoch dringend notwendig, da sich die meisten Exegeten und Systematiker nur essentiell mit einer Theologie des Geldes beschäftigen. Sie begnügen sich allzu oft mit Sollensbeschreibungen, ohne sich auf die Handlungskontexte einzulassen, von deren Gestaltung letztlich abhängt, was diese Theologie für eine kirchliche Praxis austrägt.
Nur mit diesen Differenzierungen wird es möglich sein, theologisch verantwortlich den Umgang der Kirchen mit Geld zu durchleuchten und entsprechende Handlungskonzepte zu entwickeln. Mit der Bedeutung betriebswirtschaftlicher Rationalität für ihre pastoralen Entscheidungen haben sich die Kirchen bislang kaum beschäftigt. Umgekehrt betreten Betriebs- und Volkswirte Neuland, wenn sie sich mit kirchlichen Einrichtungen beschäftigen. Vielfach tauchen im Gespräch zwischen Theologie und Ökonomie immer noch Feindbilder auf. Dieses Faktum scheint interkonfessionell und international zuzutreffen. Britton and Sedgwick gehen auf den prinzipiellen Konflikt zwischen beiden Denkformen ein: "The two systems of thought are rivals.One of the old masters of American economics, Franc Knight of the Chicago School, was very clear in his mind that Christianity and neo-classical economic theory do not mix. Christians, he believed, are unrealistic, expecting business und political life to be conducted on the same basis as personal relationships. They want to talk about love, when they ought to be talking about the distribution of power (...) Conversely, some economists have written about Christian belief in a manner which can only appear naive to a professional theologian." Solche Kontroversen und Vorurteile erschweren die Kooperation, wenn Theologen und Ökonomen bei der Arbeit an neuen Struktur- und Finanzierungsplänen für die Kirchen zusammenkommen und ganz unterschiedliche Denkformen mitbringen. Eine sehr hochkarätige Beratungsfirma, der sich die Deutsche Bischofskonferenz anvertraute, musste erst lernen, dass Caritas und Diakonie zum Kerngeschäft der Kirche gehören und entsprechende Abteilungen und Kommissionen nicht auszugliedern sind.
II. Geld oder Gott: Die Reichweite der fundamentaltheologischen Denkform
Für viele Theologen eröffnet noch immer der Schlachtruf "Geld oder Gott" das entscheidende Szenario christlicher Glaubenspraxis, wenn es darum geht, sich zum richtigen Gott zu bekehren und sich von falschen Götzen abzuwenden. Viele berufen sich dabei auf die Bibel. "Wann immer Geld eine Funktion und Bedeutung bekommt, die über die des Rechnens und Tauschens hinausgeht, und Geld zu einer alles bestimmenden Wirklichkeit mutiert, wird diese einhellig in der Antike ethisch disqualifiziert und darüber hinaus in der biblischen Tradition theologisch als Mammon/Götze abgewehrt. Die neutestamentlichen Schriften fassen ökonomische Entfremdung als eine religiöse Entfremdung, als Fetischdienst auf, wenn es heißt: Niemand kann zwei Herren dienen (...) Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Mt 6,24; Lk 16,13). Mit Gott und Mammon werden konkurrierende Gottesverständnisse thematisiert." Segbers verortet auch Luther mit seiner Theologie in diesem Polaritätsprofil. Luther hat sich in dem anbahnenden Frühkapitalismus mit der Alternative Gott oder Geld bzw. Mammon auseinandergesetzt. In seiner Katechismuspredigt zum 1. Gebot am 14. September 1528 heißt es: "Du wirst wenige finden, die nicht Mammon zum Gott haben. Sie trauen Gold mehr als Gott." Im großer Katechismus wird er noch deutlicher: "Es ist mancher der meinet er habe Gott und alles genug, wenn er Geld und Gut hat; er verlässt und brüstet sich darauf so steif und sicher, dass er niemand etwas gibt. Siehe dieser hat auch einen Gott, der heißt jetzt Mammon, das ist Geld und Gut, darauf wer all sein Herz setzt, was auch der allergewöhnlichste Abgott auf Erden ist." Gerhard Ebeling und Friedrich W. Markwardt zeigen, dass Luther die Frage: "Was heißt einen Gott haben oder was ist Gott?" nicht mit einer essentiell-abstrakten Definition, sondern durch den Aufweis von Handlungssituationen zu klären versucht, in denen sich das Reden von Gott praktisch im Verhalten ausmünzt. Damit wird die Frage nach dem wahren und falschen Gott von intrapersonalen Bedürftigkeiten und den daraus resultierenden Handlungsvollzügen aus definiert und an den Größen fest gemacht, welche den Menschen in seinem Handeln bestimmen, d. h. auf was er vertraut und auf wen er setzt. Alle Äquivalente zu Gott werden dabei zu Götzen. Es stellt sich die Frage, ob diese personalisierende Gegenüberstellung von Gott und Mammon biblisch begründet ist. "Mammon" wird dabei für Luther zu einer widergöttlichen Macht.
Was versteht die Bibel unter "Mammon"? Stimmt die These von Segbers, dass die Begriffe "Gott" und "Mammon" konkurrierende Gottesverständnisse thematisieren? Der Begriff "Mammon" ist biblisch weder auf den Begriff "Götze" noch auf den Begriff "Geld" zu reduzieren. Alles kann zum "Mammon" werden und Macht über den Menschen gewinnen, wenn der Mensch auf Biegen und Brechen "sein Leben retten will" (Lk 9,24; Mt 16,24; Mk 8,34). Entsprechende Vergleiche und Zuschreibungen haben in diesem Sinne metaphorisch-symbolischen Charakter. Die Synoptiker führen dieses Sicherheitsstreben ad absurdum, wenn sie schreiben: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt" (Mk 8,36; Mt 16,26; Lk 9,25). Segbers beruft sich bei seiner Interpretation auf babylonische Quellen und verweist auf die durchgängig negativen Konnotationen im NT zu dem Begriff "Mammon". Auch hier sind Differenzierungen angebracht. Im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom klugen Verwalter fordert Jesus die Jünger auf: "Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht" und ermahnt seine Jünger zur Zuverlässigkeit im Umgang "mit dem ungerechten Reichtum" und dem "fremden Gut", damit ihnen das "wahre Gut", ihr "(wahres) Eigentum" anvertraut werden kann (Lk 16,9-12). Das "wahre Gut" und der eigentliche Besitz stellen eine eschatologisch-spirituelle Größe dar, die aus der Verheißung des Gottesreiches resultiert. Diese Wirklichkeit - Biehl spricht im Rückgriff auf Buber von einer Seins-Wirklichkeit - öffnet sich dem, der den Ruf zur Nachfolge hört und sein Vertrauen auf Gott setzt: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon" (Lk 16,13). Auch wenn in dieser Perikope der Begriff "Mammon" personifiziert als Macht verwendet wird, "die in Konkurrenz zum Anspruch Gottes auf den Menschen tritt", muss diese "Macht" nicht dämonisiert oder divinisiert werden. Eigentlich geht es um die Frage, wie die christliche Gemeinde mit den Gütern der Welt so umgehen kann, dass sie auch weiter am Reich Gottes Anteil hat. "Wie die jüdisch (apokalyptische) Armenfrömmigkeit verwirft Jesus Lebenssicherung durch Besitz und Vermögen als eine in Wirklichkeit das Leben gefährdende Unterwerfung unter einen falschen Herrn."
Es geht also - hier ist Segbers beizupflichten - um das wirklich zuverlässige Objekt des Vertrauens, worauf Menschen mit ihrem Sicherheitsbedürfnis setzen dürfen. Der Begriff "Mammon" signalisiert also fragwürdige und verwerfliche Versuche des Menschen, sich in einer Form abzusichern, die sowohl in der jüdischen wie christlichen Tradition "mit unredlichem Erwerb oder falschem und trügerischem Gewinnstreben zusammengebracht und deshalb verurteilt" werden. Dieses Streben nach Sicherheit kann sowohl einen einzelnen Menschen so besetzen oder zum alles bestimmenden Prinzip - im foucaultschen Sinne zum Dispositiv - eines ganzen Kultur- oder Gesellschaftssystems werden, dass es sich verselbständigt und alle weiteren Entscheidungen programmiert. "So gehört die Gier zum Modus des Habens. Da Besitz verloren gehen kann, ist das Leben, das dominant an der Existenzweise des Habens orientiert ist, durch spezifische Angst und Unsicherheit gekennzeichnet." Dabei gerät aus dem Blick, welche Mittel zum Einsatz kommen und wie Menschen in diesem Kampf um das Überleben ausgebeutet werden. Vor allem wird verdrängt, dass es letztlich keine absolute Sicherheit geben kann.
Die biblischen Autoren steigen nicht aus der Logik einer Geldwirtschaft aus: "So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört" (Mk 12,17). Was dieses "was Gott gehört" beinhaltet, erfährt seine authentische Auslegung in der Hingabe Jesu an den Willen des Vaters. Durch die Identifikation Gottes mit dem Todesschicksal Jesu erweist sich Gott als eine Macht und Größe, die ein neues Leben ermöglicht und eine neue Seinswirklichkeit schafft. Durch den Glauben an diese Liebe gelangt der Mensch aus der Fixiertheit auf das Haben in die Freiheit des Sein-Könnens, in das Zulassen und die Bewältigung von Ohnmachtssituationen, zur Akzeptanz des Beschenktwerdens. In der Liebe werden wir aus Habenden zu Seienden. Die Axiomatik des Leistungs- und Vergeltungsprinzips im naturständischen Überlebenskampf, in dem der Starke auf Kosten des Schwachen lebt, wird überwunden.
Bereits in der Bibel wird das neue Handlungsmodell ausformuliert. In der Parabel von den Arbeitern im Weinberg bekommen die letzten trotz des Widerspruchs derer, welche die Hitze des Tages getragen haben, ebenfalls einen Dinar. Die Parabel führt das Lohn-Leistungs-Prinzip ad absurdum, indem sie sich am Überlebensprinzip derer orientiert, die niemand "gedungen" hat, die jedoch auch einen Dinar brauchen, um überleben zu können. Kapital und Geld bekommen dabei eine Dienstfunktion zugesprochen, wenn es darum geht, das Überleben zu sichern.
Mit dieser Parabel stehen wir bereits mitten in den Fragen der Gegenwart. Wenn eine Kirche die Entlassung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aussprechen muss, die alle zu einer christlichen Dienstgemeinschaft gehören, welche Modelle könnten aus dieser Parabel abgeleitet werden? Die evangelische Kirche wurde nach der Wende bei der Arbeit an neuen Verteilungsmodellen in den neuen und alten Bundesländern mit ganz unterschiedlichen Mentalitäten konfrontiert. Dietrich Mendt beschreibt resignierend, welche Mentalität sich durchsetzte: "Hilfe für den Osten, ja unbedingt - aber keineswegs verbunden mit Einbußen im eigenen Einkommen! Leider ist gerade das sofort nach der Wende unser Ost-Lebensstil geworden." Viele Diözesen mussten Einrichtungen schließen, weil ihre Arbeitnehmervertretungen kompromisslos so an ihren Forderungen festgehalten haben, dass keine Übergangslösungen möglich wurden. Könnten und müssten christliche Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die sich in den Kirchen als Dienstgemeinschaft eigener Art verstehen, in schwierigen Situationen nicht Alternativen zu den Modellen entwickeln, die im Staat und in der Wirtschaft praktiziert werden? Heinrich kommt zu einem negativen Ergebnis: "Die Kirche verhält sich deckungsgleich mit den Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand (...), gespart wird bei den Gehältern der Eingangsstufe und nicht bei den Spitzenverdiensten (...) Der für den Bereich gewerkschaftlicher Betätigung ihrer Mitarbeiter/innen von der Kirche in Anspruch genommene Dritte Weg wird im Bereich der Ökonomie überhaupt nicht in Erwägung gezogen."
Zwischenergebnis: Fragmente zu einer biblischen Anthropologie
In der Bibel begegnen wir weniger einer expliziten Götzentheorie, in der Geld und Reichtum zu Götzen - gewissermaßen zu einem Abgott - hochstilisiert werden, sondern eher einer Anthropologie, die sich zum einen realistisch mit der menschlichen Versuchbarkeit und Fragilität auseinandersetzt, zum anderen aber radikal auf den Menschen setzt und diesen Menschen zur Nachfolge und zur Bekehrung zum Reich Gottes auffordert. Wenn die Stimme des Gewissens und/oder die Stimme Gottes den Menschen in und außerhalb der Kirchen nicht mehr erreicht und dieser Mensch sich daran macht, seinen Wert und seine Identität nur leistungsbezogen von seinem Besitz, von Geld, Amt und Macht her zu definieren, gewinnt er nicht nur nichts, sondern verliert sich selbst, dazu seine Mitmenschen und mit ihnen das wichtigste "Kapital" zur Bewältigung des Lebens: Anteilnahme, Mitmenschlichkeit und Solidarität. Er gerät in das Kräftefeld destruktiver "Gegenmenschlichkeit", in dem der Mensch nach Bettelheim "sans reve et sans merci" (ohne Traum und Gnade) zum Überlebenskämpfer degeneriert.
Zur realistischen Anthropologie der Bibel gehört aber auch die Utopie, dass im Menschen die Möglichkeit steckt, sein Herz an den richtigen Gott zu hängen und den Code der Geldverhältnisse - Wagner spricht vom "Geldpantheismus" - zu durchbrechen. Die Leistung der fundamentaltheologischen Denkform besteht darin, dass es ihr gelingt, die religoiden Sprachspiele der Ökonomie zu entmythologisieren, wenn z.B. damit begonnen wird, Marktprozesse in der Weise zu divinisieren, dass gegenüber dem apersonalen und verdinglichenden Marktprinzip der "unsichtbaren Hand" irrationales Vertrauen und Hingabe angesprochen und eingefordert werden. Segbers schreibt dazu: "So spricht Hayek von einer Demut gegenüber den Vorgängen (Hayek 1952, S. 47) des Marktes. Die biblische Mythenkritik wird also dort ideologiekritisch aktuell, wo Menschen sich durch "Machwerke ihrer Hände" (Jes 44,15) wie das Geldsystem beherrschen lassen." Aus der Sicht der Geldwirtschaft stellt sich jetzt die Frage: Was heißt das? Was resultiert aus diesen Erkenntnissen für den praktischen Umgang der Kirchen mit dem Geld?
Die fundamentaltheologische Diskussion bleibt allzu oft an diesem Punkt stehen und verweigert sich der ökonomisch-praktischen Operationalisierung sowohl biblisch wie systematisch-theologisch sinnvoll begründeter und durchaus gültiger Sollensperspektiven. Luhmann spricht eine solche praxisvergessene Grundhaltung als harmlose "Appellitis" an. Diese "Appellitis" finden wir bei katholischen wie evangelischen Theologinnen und Theologen. Peter Biehl als protestantischer Vertreter der Praktischen Theologie hinterfragt mit handlungsleitendem Erkenntnisinteresse selbst Luthers "Gott-Geld-Alternative" bzw. interpretiert sie neu. Er sucht ein Gottesverständnis, das nicht nur vom Kontrast zum Götzen Mammon lebt, gewissermaßen sich von ihm abhängig macht. Ähnlich sucht Michael Welker Alternativen zum Dual Gott oder Mammon". Die Bibel entmythologisiert die Macht des Geldes, kämpft jedoch nicht gegen ein Geldsystem an, sondern kämpft um das Herz des Menschen, dessen Intelligenz, Einsicht und Bekehrung, ein Herz, das zur Quelle eines neuen Denkens und Handelns werden kann. Wenn die Kirche sich an dieser biblischen Güterlehre orientiert, kann sie sich auch nicht mit Appellen, Protesten und Aufrufen zufrieden geben, sondern muss als zweitgrößter Arbeitgeber in unserem Land ihre Umgangsformen mit Geld, Arbeit und Kapital glaubwürdig gestalten. Die eigentliche Herausforderung besteht nun darin, eine Kriteriologie zur Geldwirtschaft der Kirche zu entwickeln, die Gott Gott sein lässt und die Geldwirtschaft zu dem macht, was sie ist, ein Tauschmittel für Dienstleistungen und ein Wertschöpfungsmittel, das Dienstleistungen mittel- und langfristig absichern kann.
III. Die Güterlehre des neuen Kirchenrechts: ein Paradigma für die praktisch-theologische Denkform
Hermeneutik und Struktur dieser Denkform wurden bereits im Rückgriff auf Karl Rahner kurz angesprochen. Handlungsprinzipien sind nicht eins zu eins aus der Bibel und der Dogmatik abzuleiten, sondern je neu von Christinnen und Christen zu verantworten. Dies betrifft vor allem den Umgang mit Geld und Gütern. Es wäre sicher spannend und lohnenswert, unter handlungstheoretischen und historischen Aspekten den Prozess zu verfolgen, wie der biblische Impuls in der Geschichte der Kirchen aufgegriffen und umgesetzt wurde. Einzelne Phasen wurden bereits angesprochen. Honecker öffnet in seinem TRE-Beitrag dazu viele Fenster. Ockenfels geht kurz auf die Armutsbewegung der Bettelorden im 13. Jahrhundert ein, die sich direkt an dem jesuanischen Armutsideal orientierten und eine "Kirche der Armen" verwirklichen wollten, dabei jedoch in die Abhängigkeit von frommen und wohlhabenden Christinnen und Christen gerieten. Päpste, Ordensgründer/innen und Reformatoren waren immer wieder damit beschäftigt, eine je eigene theologische Güterlehre für den Umgang mit Geld und Kapital zu entwickeln. In der katholischen Kirche hat sich diese praktisch-theologische Auseinandersetzung um Vermögen und Kapital vor allem in der Entwicklung des Kirchenrechts niedergeschlagen.
Gegenüber allen Versuchen in der Geschichte der Kirche, das Wesen der Kirche ekklesiologisch nur von den "bona spiritualia" (göttlicher Ursprung der Kirche, Akte der Heilsvermittlung), die den eigentlichen Schatz der Kirche ausmachen zu definieren, hält der neue CIC an der materiellen Vermögensfähigkeit der Kirche fest, die sich auf die "bona temporalia ecclesiastica" erstreckt. Allein schon an dem Umfang der entsprechenden Bücher im neuen Kirchenrecht, die sich mit dieser Güterlehre beschäftigen, zeigt sich, wo das Herz der Kirche schlägt. Das Buch IV des Kodex, das sich mit dem Heiligungsdienst, also den "bona spiritualia" beschäftigt, umfasst 419 Canones, das Buch V über die "bona temporalia" umfasst lediglich 57 Canones und stellt das kürzeste Buch des Kodex dar. Was ist nun unter dem "bona temporalia" zu verstehen? Winfried Schulz gibt folgende Definition: "Kirchenvermögen ist die Gesamtheit der einer öffentlichen juristischen Person in der Kirche gehörenden oder zugeordneten geldwerten Rechte zur Bestreitung der Aufwendungen für die geordnete Durchführung des Gottesdienstes, die Sicherstellung des Unterhaltes des Klerus und anderer Kirchenbediensteter sowie zur Finanzierung der Werke des Apostolates und der Caritas, vor allem jener, die den Armen zugute kommen."
Die Kirche begründet nach dem II. Vatikanischen Konzil ihren Anspruch auf ein materielles Vermögen in dem Sendungsauftrag des Evangeliums. Materielle Güter dienen der Heilssendung der Kirche. Die Zweckbestimmung des Vermögens wird in einem eigenen Canon festgelegt (C. 1254 §2). Fischer bezeichnet diese Zweckgebundenheit zum einen als "berechtigendes" und zum anderen als "begrenzendes" Element für das kirchliche Vermögen. Bei der Ausformulierung dieser Zielbestimmung greift das Kirchenrecht auf das Konzilsdekret über den Dienst und das Leben der Priester (PO Nr.17) zurück, in dem ausdrücklich betont wird, dass die Kirche nur um besonderer Zwecke willen zeitliche Güter besitzen darf. Dazu gehören:
- der rechte Vollzug des Gottesdienstes ("cultus divinus ordinandus");
- der angemessene Unterhalt des Klerus ("honesta cleri sustentatio");
- die apostolischen und caritativen Werke ("opera sacri apostolatus et caritatis");
- besonders jene, die den Armen zu gute kommen ("praesertim erga egenos").
Auf einige dieser Zweckbestimmungen soll etwas ausführlicher eingegangen werden.
Einsichtig ist sicher, das die "bona temporalia" für den Kult, d. h. einen würdigen liturgischen Dienst eingesetzt wird (z.B Gottesdienst, Kirchenraum, Sakramentenspendung usw.). Bereits über die zweite Zweckbestimmung "Unterhalt der Kleriker" lohnt es sich nachzudenken. Das neue Kirchenrecht bricht mit dem Benefizialrecht des CIC aus dem Jahr 1917 (Canones cc. 1409-1488). Das Benefizium erlaubte einem Amtsträger, aus einer kirchlichen Vermögensmasse ein ständiges Einkommen zu beziehen. Das neue Kirchenrecht rückt davon ab und orientiert sich bei der Vergütung an dem geistlichen Zweck des Amtes. Die Garantie der Entlohnung liegt bei den Gläubigen, die verpflichtet sind, für den Lebensunterhalt der Priester Sorge zu tragen.
Ein weiteres Novum besteht darin, dass das neue Kirchenrecht neben den Klerikern gleichberechtigt die Besoldung von Kirchenbediensteten anspricht und regelt (c. 207 §1). Unter diese Kategorie fallen alle Laiendienste, die letztlich ebenfalls dem geistlichen Zweck dienen. Fischer fasst zusammen: "Jeder, ob Kleriker oder Laie, der in der Kirche einen Dienst verrichtet, hat Anspruch auf einen gerechten und angemessenen Unterhalt. Dieser soll nicht der Anhäufung von Reichtümern dienen, sondern der Bestreitung des Lebensunterhaltes."
Ganz neue Akzente setzt das neue Kirchenrecht bei der dritten Zweckbestimmung: Finanzierung der Werke des Apostolats und der Caritas. Zum Apostolat gehören die Bezeugung und Weitergabe des Glaubens in Kirche und Welt, der Aufbau der Kirche, Sicherstellung des Rechts der Gläubigen auf den Gottesdienst und den Sakramentenempfang. Fischer bemerkt zur Definition des Apostolats, "dass die Sendung der Kirche in dieser Welt so umfassend ist, dass sie sich einer erschöpfenden positiven - rechtlichen Definition entzieht."
Neu ist ebenfalls die Berücksichtigung von "Werken der Caritas" (c. 1254 §2), die ergänzend zu den Werken des Apostolates genannt werden. Mit diesem Hinweis unterstreicht das Kirchenrecht im Rückgriff auf die Neuorientierung des II. Vatikanischen Konzils die Bedeutung von Diakonie und Orthopraxie neben der Orthodoxie und dem liturgischen Selbstvollzug der Kirche. Das Apostolat ist nicht von den Werken der Caritas zu trennen. Die Sendung der Kirche bezieht sich auf das geistliche Wohl, aber ebenso auch auf die materielle Not. Diese Zielsetzung wird noch einmal durch den Zusatz "praesertim erga egenos" mit der Verpflichtung zum Dienst an den Armen unterstrichen. Hinzu kommt, dass die Kleriker und die Institute des geistlichen Lebens - sprich Orden und Kongregationen - ganz besonders auf den Dienst an den Armen hingewiesen werden (c. 640).
Die Option für die Armen
Das II. Vatikanische Konzil orientiert sich damit an der Theologie und Praxis der ersten christlichen Jahrhunderte, in denen das Vermögen der Kirche als "patrimonium pauperum, egentium substantia" oder "hereditas pauperum" bezeichnet wurde. Fischer stellt dazu fest: "Durch die jetzige Form des can. 1254 §2 werden grundlegende theologische Aussagen des II. Vatikanischen Konzils zur recht verstandenen christlichen und kirchlichen Armut in einen vermögensrechtlichen Rahmen gebracht. Dass erst nach etlichen Eingaben an die vorbereitende Kommission, welche die Aussage des II. Vatikanischen Konzils bezüglich der besonderen Zweckbestimmung zu Gunsten der Armen ("praesertim erga egenos" (PO 17,3), unverkürzt in den Codex aufgenommen wurde, verwundert." Damit übernimmt das neue Kirchenrecht indirekt die "Option für die Armen". Bei dieser Option handelt es sich um eine Selbstverpflichtung der Kirche, sich auch von der materiellen Armut in Pflicht nehmen zu lassen.
Wenn wir uns diese Zweckbestimmung vergegenwärtigen, stellt sich natürlich die Frage nach einer Rangordnung. Fischer kommt zu dem Ergebnis: "Die Ziele verweisen aufeinander und sind nicht voneinander zu trennen, ohne dass das Gesamtziel der kirchlichen Sendung verletzt würde - Orthodoxie und Orthopraxie gehören zusammen. Aus dem Codex lässt sich aber das Ziel des Apostolats in seiner umfassenden Bedeutung als Oberbegriff, als Generalzweck kirchlichen Vermögens herauslesen."
Versteht man diesen Begriff umfassend als Sendungsauftrag der Kirche in der Welt, dann ergibt sich aus ihm sowohl die Notwendigkeit von Vermögen als solchem (da diese Sendung in der konkreten auch materiellen Wirklichkeit stattfindet) wie auch die - äußere - Umschreibung aller zur Erfüllung der gesamten Sendung in allen ihren Dimensionen (Gottesdienst, Unterhalt, Sorge für die Armen, Heiligung usw.) notwendigen Einrichtungen (Kirche, Bildungshaus usw.), Personen (Christgläubige, Kleriker, Laien, Krankenschwestern, Entwicklungshelfer, Katecheten usw.) und Gegenständen (Literatur, Paramente, Kraftfahrzeuge usw.).
Zielkonflikte
Mit dieser kirchenrechtlichen Kriteriologie zur Verwendung des Kirchenvermögens sind bei weitem noch nicht alle Probleme gelöst, im Gegenteil, sie schaffen neue Konfliktsituationen, denn die Prioritäten zwischen den verschiedenen Zielperspektiven bleiben ungeklärt. Dies zeigt sich sehr schnell an aktuellen Konfliktlagen. Nach can. 393 CIC vertritt der Diözesanbischof die Diözese in all ihren Angelegenheiten. Er ist somit der oberste Vertreter und Vermögensverwalter der Diözese. Aus diesem Kanon resultiert die Gesetzgebungsgewalt des Diözesanbischofs, in der es ihm freigestellt ist, die rechtliche Organisation der Vermögensverwaltung und den Einsatz der finanziellen und personalen Ressourcen der Diözese durch Gesetze zu regeln. Wie ist es zu verstehen, wenn wir in der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren damit konfrontiert wurden, dass Bischöfe aufgrund der Verletzung ihrer Aufsichtspflicht in der Priesterausbildung und in der Seminarführung nach römischen Interventionen von ihren Ämtern zurücktreten mussten, während gleichzeitig Bischöfe, die ihre Diözesen in den Bankrott geführt haben mit der Konsequenz, dass Personalentlassungen und Vermögensverluste unvermeidbar waren, weiterhin im Amt bleiben können? Was ist höher zu gewichten und wo steht mehr auf dem Spiel: Die Tatsache, dass es in Priesterseminaren zu Ausschweifungen kommen konnte oder die Tatsache, dass durch eine ungedeckte Finanz- und Personalpolitik nicht nur Personalstellen gestrichen werden mussten, sondern der Dienst der Kirche am Evangelium insgesamt gelitten hat?
Wer ganzheitlich und glaubwürdig sich mit dem Problem Kirche und Geld auseinandersetzen will, muss sehr schnell erkennen, dass Arbeiten zur Organisationsanalyse und zum Qualitätsmanagement täglicher Dienstleistungen im Raum der Kirchen eine Vielzahl von Dimensionen erfassen und berücksichtigen muss. Solche Arbeiten müssen unabdingbar fundamentale Überlegungen beinhalten, was überhaupt Inhalt kirchlicher Sendung sein kann, wie sich entsprechende Postulate begründen lassen und welche Konsequenzen sich aus diesen Analysen für die Verantwortlichen in den kirchlichen Werken ergeben.
Dazu kommt ein weiterer Schritt. Es ist in einem Ist-Soll-Vergleich herauszufiltern, ob überhaupt und wie die Kirche diesem Sendungsanspruch gerecht wird oder in Zukunft besser gerecht werden kann. Jacobsen macht darauf aufmerksam, dass organisationsanalytische Restrukturierungsmaßnahmen in Unternehmen ins Leere laufen und oft kontraproduktive Wirkungen erzeugen, wenn das Grundverständnis eines Unternehmens nicht geklärt ist. Dazu gehören die Zielsetzungen, die vorherrschenden Werte- und Normvorstellungen, der Umgang mit dem Sanktionierungspotential, die Haltungen des Unternehmens gegenüber Mitarbeitern, Kunden und anderen Bezugsgruppen.
IV. Kirche als Unternehmen: betriebswirtschaftliche Denkform
Die Auseinandersetzung mit einer betriebswirtschaftlichen Kriteriologie ist in beiden Kirchen immer noch mit erheblichen theologisch-ethischen Vorbehalten belastet. Diese Vorbehalte sind ernst zu nehmen. Der binäre Code von Zahlung und Nicht-Zahlung ist nicht eins zu eins auf gesellschaftliche Systeme zu übertragen. Der Output des Gesellschaftssystems Kirche lässt sich nicht mit den Kriterien des Systems Wirtschaft messen.
Der zentrale Konfliktpunkt bei der Integration betriebswirtschaftlicher Rationalität in das "Unternehmen Kirche" liegt im Grad der Messbarkeit kirchlicher Leistungen. Klaus Tanner schreibt dazu: "Entscheidende Bereiche menschlichen Lebens entziehen sich einfachen Kosten-Nutzen-Analysen. Mit Messmethoden der Ökonomie und dem Maßstab des Geldes lässt sich vieles erfassen, aber nicht alles. Vertrauen, Liebe, Aufmerksamkeit und Zuneigung lassen sich nicht einfach kaufen, Kreativität lässt sich nicht einfach durch mehr materiellen Input steigern. Lebensformen und Überzeugungen lassen sich nicht einfach wählen wie Produkte im Regal oder wechseln wie die Kleider, der Wert einer Beziehung nicht einfach durchrechnen. Auf zentrale Lebensfragen gibt es keine tragfähige Antwort, die einfach handhabbar und schnell zu haben ist." Mit Religion bezeichnen wir jene Dimension des Lebens, in der diese Fragen anlanden. Wegen dieser Komplexität der Lebensfragen wird sich diese Dimension der Erfassung durch zu einfache Modelle immer partiell entziehen."
Alle Bereiche, für die wir in den Kirchen Verantwortung tragen, haben es mit solchen Dimensionen des Lebens zu tun und unterliegen einem Code, der nicht in dem Kosten-Nutzen-Kalkül eines Preis-Leistungs-Verhältnisses aufzurechnen ist. Menschen, die von betriebswirtschaftlichen Überlegungen in der Kirche betroffen sind, werden sich mit diesen Überlegungen schwer tun, sich vielfach in ihren Tätigkeitsfeldern abgewertet fühlen und entsprechend verletzt reagieren. Auch dies ist verständlich und muss bei entsprechenden betriebswirtschaftlichen Interventionen im Raum der Kirche einkalkuliert werden. Die Gefühlswelt von Mitarbeiter/innen ist ein kostbares Gut! Trotzdem sind alle diese Tätigkeiten mit Kosten verbunden und hängen in ihrer langfristigen Absicherung ganz entscheidend von einem funktionierenden, betriebswirtschaftlichen System ab.
V. Lösungsmodell
Es ist also ganz entscheidend, wie die unterschiedlichen Logiken und Rationalitäten zusammengebracht werden. Es ist prospektiv zu klären, welche Zielkonflikte mit entsprechenden Maßnahmen entstehen werden und wie diese Konflikte entschärft werden können. Wohl am wichtigsten ist, von Anfang an keinen Zweifel daran zu lassen, dass alle betriebswirtschaftlichen Aktivitäten letztlich lebensdienlichen Charakter haben, indem sie die Kernkompetenz der Kirche - die Wahrheit Gottes zu feiern, das Vertrauen Gottes auf den Menschen und sein Ja zum Menschen zum Ausdruck zu bringen - unterstützen. Wenn die Kirchen ihre Kernkompetenzen wahrnehmen wollen, können sie in einer Zeit begrenzter Ressourcen dies nur tun, indem sie mit betriebswirtschaftlicher Rationalität ihr wirtschaftliches Handeln durchleuchten und den Mut aufbringen, betriebswirtschaftliche Kriterien zu berücksichtigen und entsprechende Werkzeuge einzusetzen.
Auch die Organisationsabläufe und Finanzströme im "Unternehmen Kirche" können mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung und betriebswirtschaftlicher Analytik geklärt werden. Tanner beschreibt dies folgendermaßen: "Der Mensch muss als leibhaft-sinnliches Wesen der materiellen Seite seiner Existenz unter der Bedingung von Knappheit und Endlichkeit Rechnung tragen, aber nicht im einfachen Gegensatz zur geistig-ideellen Seite seiner Natur." Die Herausforderung besteht darin, die materielle und ideelle Seite, Haben und Sein, in Verhältnis zu setzen. Dieses Verhältnis muss in den Überlegungen zum "Unternehmen Kirche" und zur Reform ihrer Strukturen neu bedacht und immer wieder neu austariert werden. Letztlich geht es dabei um ein inkarnatorisches Postulat, nämlich die Tatsache, dass die Kirche in ihrer ideell-geistigen Existenz als "ecclesia invisibilis" nicht zu trennen ist von ihrer materiellen Gestalt als "ecclesia visibilis".
Was meint nun betriebswirtschaftliche Rationalität? Wie kann sie in den Einrichtungen von Kirchen zum Tragen gebracht werden?
Wirtschaftlichkeit im kirchlichen Handeln bedeutet planmäßiges Verfügen über knappe Finanzmittel. Wirtschaftlichkeit ist dann gegeben, wenn die Kirche die ihr zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effektiv und effizient für die selbst gesetzten Ziele einsetzt.
Effektivität und Effizienz sind damit nicht von diesen selbst gesetzten Zielen zu trennen. Effektivität lässt sich daran messen, ob und wie die geplanten Ziele, also der geplante Nutzen, mit den eingesetzten Mitteln und Interventionen tatsächlich erreicht wird. Dabei geht es auch um die Prüfung, ob und wie effektiv gearbeitet wird.
Bei der Überprüfung der Effizienz geht es um das Verhältnis des Nutzens einer Maßnahme verglichen mit den Kosten, die mit ihr verbunden sind, also um die Prüfung, ob die Dinge richtig getan werden.
Eine hervorragende Dokumentation zu einem solchen umfassenden innerkirchlichen Findungsprozess enthält der Bericht von Andreas Schröer zu den Organisationsentwicklungsprozessen der evangelischen Kirche in den Einrichtungen der Erwachsenenbildung. In dem folgenden Schaubild fasst er die Faktoren zusammen, die von den Wandlungsprozessen betroffen sind. Die entsprechenden Handlungs¬abläufe werden differenziert beschrieben. Schröer problematisiert die Art und Weise, wie die Kirchen sich in ihren Organisationsberatungsprozessen "an die großen betriebswirtschaftlich orientierten Beratungsfirmen (McKinsey, Roland Berger etc.) gewandt" haben und fordert eine "Stärkung der pädagogischen bzw. bildungswissenschaftlichen Perspektive in der Entwicklungsbegleitung und -beratung von Prozessen organisationalen Wandels".
Das Beispiel von Schröer zeigt, wie komplex es wird, wenn mit betriebswirtschaftlicher Rationalität kirchliche Einrichtungen durchleuchtet werden. Noch schwieriger wird es, wenn sich das ganze Unternehmen "Kirche" z.B. als Diözese einem solchen Prozess stellt. Mit dieser Frage hat sich Claudia Leimkühler im Rahmen einer Promotion ausführlich beschäftigt. Mit ihrer Arbeit liegt wohl derzeit der differenzierteste Entwurf zur Vernetzung der verschiedenen Rationalitätstypologien vor. Sie stellt abschließend fest: Das Leistungspotential kirchlicher Rechtspersonen, die in der Hauptverantwortung stehen, wird nicht optimal genutzt. Sie fordert von den Hauptverantwortlichen eine strategische Steuerungskompetenz, die nur möglich ist, wenn Gesamtzusammenhänge erfasst werden. Dazu entwickelt sie mit dem "Balanced-Scorecard-Verfahren" ein integriertes Managementsystem, das inhaltlich-fachliche und finanzielle Zielsetzungen zusammenführt.
Die Bandbreite der Zielperspektiven, die in ein solches Konzept eingehen müssen, umfasst die fünf folgenden Bereiche:
1. Leistungsbereich
2. Organisation in Struktur und Kultur
3. Entwicklung und Wissen
4. Personal
5. Finanzen
Diese fünf Zielperspektiven werden auch Scorecards genannt und bilden ein grobes Raster, mit dem die Messgrößen, Zielwerte und Maßnahmen für die strategierelevanten Bereiche zusammengefasst werden. Aufgrund von übergreifenden Kausalbeziehungen bilden die Scorecards eine Wirkungskette, bei der der Leistungsbereich an oberster Stelle steht. Der "Leistungsbereich" für die katholische Kirche wird entscheidend durch die bereits beschriebenen Vorgaben des Kirchenrechts definiert (Gottesdienst, Verkündigung, Bildung, Caritas).
Die Wirkungskette hat folgende Faktoren zu berücksichtigen:
- Integration der Kirchenmitglieder;
- Steigerung der Mitgliederzufriedenheit;
- Senkung der Kosten der Leistungserbringung;
- Einführung von neuen Steuerungsinstrumenten (Kosten- und Leistungsrechnung, Planungs-/Steuerungsmaßnahmen);
- Professionalisierung der kirchlichen Marketingstrategie (kommunikative Verbreitung des kirchlichen Orientierungsangebots);
- Entwicklung zielorientierter Führungs- und Personalentwicklungsmomente
- Stärkung der Dienstleistungs- und Kundenorientierung;
- Klärung des organisationalen Selbstverständnisses kirchlicher Institutionen.
Konfrontiert mit diesen Zielperspektiven kommt der Generalvikar des Erzbistums Hamburg Spiza in seinem Vorwort zur Arbeit von Claudia Leimkühler zu dem Ergebnis, dass mit dieser Rationalität "eine längst gebotene Revision derjenigen Paradigmen (gegeben ist), die kirchliches Handeln über Jahrzehnte bestimmt haben." Bedenkt man den Vertrauensverlust und die Schäden, die durch die jüngsten Finanzkonflikte in den Diözesen entstanden sind, dann ist diesem Kommentar nichts hinzuzufügen. Dieser Prozess einer Neuorientierung im Amts- und Leitungsverständnis wird jedoch langfristig nur zu sichern sein, wenn bereits in der theologischen Ausbildung für diese Entwicklungen ein Problembewusstsein geschaffen wird.
Gemeindeentwicklung – eine Einladung
Worum geht es?
Im Hintergrund steht die Frage: Wozu gibt es unsere Pfarrgemeinde? Was ist ihr Auftrag? Warum engagieren wir uns? Jede Form von „Gemeinde-Entwicklung“ befasst sich mit diesen Fragen und beantwortet sie auf ihre Weise. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die (territoriale) Pfarrgemeinde im Blick haben und dass jede Entwicklung letztlich der ganzen Pfarre zugute kommen soll. Es geht also nicht um die Bildung einer „Elite“ oder einer besonders tüchtigen, herzlichen und frommen „Teilgemeinde“, sondern um eine Ermutigung zum Christsein in der konkreten Pfarrgemeinde und um eine „bessere“ Erfüllung des Auftrags Jesu in einer christlichen Pfarre.
Was ist eine Gemeinde?
In diesem Text wird unter „Gemeinde“ – entsprechend der Situation in Österreich – vor allem die Pfarrgemeinde verstanden. Die Pfarre ist der bevorzugte Ort, wo Christinnen und Christen ihren Glauben leben, wo sie dafür Zeugnis geben, wo sie etwas für ihre Nächsten tun, wo sie eigene Begabungen und Berufungen entdecken und zum Wohl für andere entfalten. In der Pfarre hat man am ehesten Zeit für die einzelne Person. Hier wird die Botschaft Jesu vermittelt, die Menschen – im Geist Gottes – füreinander aufmerksam macht. Die Pfarre ist nicht allein auf der Welt. Sie ist Teil der ganzen Kirche und daher in Kontakt mit anderen Pfarren, verbunden mit der Diözese, mit kirchlichen Einrichtungen und Gemeinschaften und mit der Weltkirche. Diese bewusst gepflegten Beziehungen gehören wesentlich dazu.
Beschreibungen von Gemeinden heute
Die folgenden Beschreibungen charakterisieren Pfarrgemeinden gemäß vier möglichen „Ausprägungen“. In der Praxis gibt es Mischformen. Alles kommt wohl in jeder Gemeinde vor. Dennoch kann eine „typisierende“ Beschreibung der verschiedenen Erscheinungsformen helfen, das eigene kirchliche Umfeld besser zu verstehen.
„Es lebe das Brauchtum!“ (volkstümlich)
Das kirchliche Leben wird genauso wie das kulturelle Leben des Ortes von einer Vielzahl von Vereinen und Gruppen gestützt, die sonst sehr unter sich sind und ein eigenes Milieu bilden. Pfarrgemeinde und eine örtliche Kultur sind eng miteinander verflochten, unter Umständen sogar voneinander abhängig. Dies wird nicht hinterfragt, da es einfach zur örtlichen Tradition gehört. Wichtig ist, dass die Kirche die Erwartungen, die aus „kulturellen“ Gründen an sie herangetragen werden, gut erfüllt und ihren Beitrag leistet, z.B. die Erstkommunionfeier würdig gestaltet. Das Gegenteil zu dieser Charakteristik wäre, wenn (von möglichst allen) eine klare und bewusste Glaubensentscheidung im Sinn der Kirche gefordert wird.
„Es lebe die Gruppe!“ (gruppenbildend)
Menschen finden hier zusammen, um von einer gemeinsamen Erfahrung her das kirchliche Leben zu gestalten. In der Praxis sieht dies sehr unterschiedlich aus, je nachdem, was für eine – spirituelle – Erfahrung gemeinschaftsbildend wirkt.
Ausgangspunkt ist jeweils die Suche nach einem Weg, miteinander glaubwürdig Christ sein zu können. So gibt es Gemeinden, zu deren Charakteristik bestimmte liturgische Formen zählen, die von vielen Gemeindemitgliedern getragen werden. Anderswo wird eine Form, die Bibel zu lesen und deren Anspruch in das gesellschaftliche Leben umzusetzen, zu einem erkennbaren Schwerpunkt, der sich vor allem im Einsatz für den Nächsten zeigt.
Mancherorts sind intensive, „partnerschaftliche“ Formen der Zusammenarbeit unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer Pfarre entstanden. Hier wird besonders auf „Partizipation“, auf Kommunikation, auf das gemeinsame Tragen des pfarrlichen Lebens Wert gelegt. Solche „gemeinschaftsstiftende“ Formen finden sich auch außerhalb, neben oder quer durch eine oder mehrere (territoriale) Pfarrgemeinden. In Spannung gerät dies, wenn einzelne (neue) Mitglieder plötzlich individuellere Wege des Christseins gehen, die so von der Gemeinde (der Gruppe) nicht vorgesehen sind.
„Es lebe das Nest!“ (geschlossen)
In der unübersichtlichen Vielfalt von Informationen, Meinungen und Orientierungen werden immer mehr Menschen überfordert. Sie suchen klare Richtlinien, Sicherheit und Geborgenheit in einem überschaubaren Raum, der nicht „gestört“ werden soll. Wer dazugehören will, sollte sich anpassen; Veränderungen sind möglichst zu vermeiden. In Pfarren mit einer solchen Charakteristik können die Dazugehörigen leicht ein eigenes, ausgeprägtes Selbstbewusstsein entfalten, das einerseits anziehend und persönlichkeitsstärkend, andererseits überheblich und desinteressiert am Rest der Welt werden kann.
Das Gegenteil wäre eine Gemeinde, die in betonter Offenheit auf "Anpassung" verzichtet und die Unangepasstheiten der Menschen möglichst umfassend aushält.
„Es lebe die Buntheit!“ (vielfältig)
In einer solchen Pfarre werden die Verschiedenheiten der Menschen, der Mentalitäten, der „Kirchenbilder“ und der Spiritualitäten akzeptiert und integrierend in Ergänzung zueinander gebracht. Gegenseitig anerkennen und schätzen die Gemeindemitglieder einander in ihrer Unterschiedlichkeit und erproben ihre Toleranz. Alle können etwas von dem finden, was sie suchen, aber nichts ist für alle gleichermaßen „ideal“.
Demgegenüber stehen Bestrebungen nach Einheitlichkeit in krassem Gegensatz. Die Leitung der Pfarrgemeinde ist herausgefordert, die verschiedenen Gruppen und Richtungen zu vernetzen und darauf zu achten, dass das Gespräch zwischen ihnen nicht abreißt. Die Gemeinde ist verstrickt in die Alltäglichkeiten des Lebens und lernt, mit den eigenen Stärken und Unzulänglichkeiten umzugehen. Möglicherweise ist eine solche Pfarre wenig „profiliert“, weil sie von allem ein bisschen hat, dafür scheint sie den Menschen unserer pluralistischen Gesellschaft in ihrem Alltag sehr nahe zu sein.
Eine biblische Version von Gemeinde
Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde der Galater:
Ihr seid alle durch den Glauben Söhne und Töchter Gottes in Jesus Christus.
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid,
habt Christus (als Gewand) angelegt.
Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie,
nicht Mann und Frau: denn ihr alle seid „einer“ in Jesus Christus.
(Gal 3, 26-28)
Diese Verse sagen, dass in der Gemeinde die eigene Identität nicht aufgegeben werden muss, sondern eine Verbundenheit über alle Grenzen hinweg hergestellt wird. Der Mensch zählt, nicht Abstammung, Nationalität, Rasse, Milieu, Alter oder Geschlecht; „in Christus“ gibt es keine „Besseren“ oder „Schlechteren“, es gibt keine Diskriminierung.
Freilich bleiben die Menschen verschieden. Auch die Pfarrgemeinden selbst sind untereinander verschieden. Es gibt unterschiedliche Organisationsformen, Spiritualitäten, Theologien, Formen des Feierns und Betens usw. Vieles ist möglich – und gut. Es kommt jedoch darauf an, diese Verschiedenheiten zu nützen, fruchtbar zu machen – auch in Spannungen –, einander anzuerkennen, zu schätzen und zu ergänzen. Niemals kann es „in Christus“ um Konkurrenz gehen, außer: übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! (Röm 12, 9)
Warum Gemeinde-Entwicklung?
Wachsende Vielfalt von Gemeindeformen
In Zukunft ist mit immer vielfältigeren Formen von Gemeinden und Zugehörigkeiten zur Kirche zu rechnen. Es geht nicht darum, ob „die Volks-kirche“ oder „die Entscheidungs-kirche“ Zukunft hat, oder was unter welchen Umständen besser als das andere sei, sondern darum, wie sie miteinander umgehen und in einem „Gemeindebildungs-Prozess“ fruchtbar sein können.
Ungenützte Talente und die Erfahrung von Mängeln
Vielerorts entdecken Gemeinden bei einer kritischen Selbstbetrachtung ihre Unzulänglichkeiten, aber auch ihre ungenützten Möglichkeiten. Oft ist eine solche „Mangelerfahrung“ der Anlass, nach Verbesserungen zu suchen, für bisher wenig beachtete Begabungen in der Pfarre aufmerksam zu werden und insgesamt die Frage nach dem weiteren Weg der Gemeinde zu stellen.
Veränderung des hauptamtlichen Personals
Ein großes Problem, das Pfarren auf die Notwendigkeit von Gemeinde-Entwicklung aufmerksam macht, ist die sinkende Zahl der Hauptamtlichen, vor allem der Priester. Gemeinde-Entwicklung ist daher immer häufiger mit strukturellen Veränderungen von Rahmenbedingungen und im Personalbereich konfrontiert. Umstrukturierungsmaßnahmen auf regionaler Ebene verändern die gewohnten Voraussetzungen für das Gemeindeleben. Das stellt hohe Anforderungen an die verbleibenden Hauptamtlichen und an die Ehrenamtlichen, deren Verhältnis zueinander sich ebenfalls verändert. Das verlangt mancherorts einen mühsamen Lernprozess für einen wertschätzenden und die Grenzen anerkennenden Umgang miteinander.
Gesellschaftliche Individualisierung
Eine weitere Herausforderung ergibt sich durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung, besonders durch die Individualisierung: Welche Chancen haben Gemeindebildungsprozesse in einer Zeit, in der dem Individuum, dem Einzelnen, so viel Gewicht zugeschrieben wird? Oder anders gesagt: Was ist der Auftrag der Pfarrgemeinden angesichts der fortschreitenden Individualisierung?
Was hat Zukunft?
Größere gesellschaftliche Entscheidungsfreiheiten – auch für Christ/innen –, Pluralisierung in allen Lebensbereichen, Personalveränderungen und kirchliche Strukturreformen bringen einen wachsenden Orientierungsbedarf für die Pfarren: Wie kann es mit der Gemeinde weitergehen? Welche Zukunft hat sie in diesem kirchlichen und gesellschaftlichen Umfeld? Und vor allem: Wie kann eine Gemeinde heute Zeichen und Werkzeug Gottes für das Heil der Menschen sein?
Gemeinde-Entwicklung – was ist das?
Gemeinde-Entwicklung bedeutet:
Eckpunkte und Ziele der Gemeinde-Entwicklung für die Zukunft:
Wege zur Gemeinde-Entwicklung
Vorbemerkungen
Was „passt“ zu einer konkreten Gemeinde?
Zurück zu unserer Gesprächssituation am Anfang: Es muss überlegt werden, was in der Situation der Gemeinde am besten „passt“, aber auch, was man mit einer Gemeinde-Entwicklung anstreben will. Es braucht die Bereitschaft, besonders von der Leitung, die Ergebnisse eines Entwicklungsprozesses aufzugreifen und auch nichts zu verhindern, was etwa nicht den persönlichen Vorstellungen entspricht. Die Erfahrungen anderer mit einem bestimmten Weg sind hilfreich, aber kein Maßstab. Erfahrungsaustausch, gegenseitige Information und eventuell auch eine gemeinsame Durchführung von Initiativen in der Region bzw. im Dekanat sind wertvoll zur Entlastung der einzelnen Gemeinde und zur Förderung der Zusammenarbeit.
Nicht alles ist „Gemeinde-Entwicklung“
Einige Initiativen, die von ihrem Ansatz her nicht die ganze Pfarrgemeinde im Blick haben, werden nicht berücksichtigt. So dienen z.B. die Exerzitien im Alltag der persönlichen Glaubensvertiefung (die natürlich Auswirkungen auf die gesamte Pfarrgemeinde haben können). Sie stehen aber nicht unter dem Anspruch, Gemeinde-Entwicklungsprozesse auszulösen.
Pfarrgemeinde und Bewegungen
In der Art, wie Pfarrgemeinden und Bewegungen zusammenwirken, scheint es drei Möglichkeiten zu geben:
• Die Bewegung stellt sich als eine unter mehreren Gruppen in der Pfarre dar (wie die Bibelrunde, die Frauenrunde, der Missionskreis u.a.m.);
• Die Bewegung wird zur dominierenden Gruppe in der Pfarre – was eine Gefahr der Vereinseitigung mit sich bringt;
• Mitglieder von Bewegungen engagieren sich in der Pfarrgemeinde, wofür sie in ihrer Bewegung Kraft und Motivation empfangen.
Wie integrativ, „aufbauend“ und kooperativ das Zusammenwirken von Pfarrgemeinde und Bewegung ist, hängt von verschiedenen Umständen ab. Dabei spielt das Selbstbewusstsein der Mitglieder von Bewegungen eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig ist die Spiritualität einer Bewegung bedeutsam. Denn hier gibt es sehr große Unterschiede von „anspruchsvoll“ („die Gemeinde sollte am besten unsere Spiritualität annehmen, weil diese die beste ist“) bis „bescheiden“ („überall beim Aufbau von Kirche nach den dortigen Rahmenbedingungen mittun, wie auch immer dies möglich ist“).
Bewegungen können in der Praxis am besten durch ihre einzelnen Mitglieder in der Pfarre einen wichtigen Beitrag leisten, sind aber nicht als Wege der Gemeinde-Entwicklung gedacht und auch nicht dafür geeignet.
von einer Fachtagung - siehe: ARCHIV
Was bedeuten "Sex" und "Gender"?
Sex ist der englische Begriff für das biologische Geschlecht, das von Chromosomen, Hormonen und Anatomie bestimmt wird. Mit der Zeugung entsteht das chromosomale Geschlecht des Kindes. (Es gibt auch Menschen, die sich trotz eindeutigem Chromosomensatz nicht einem der beiden Geschlechter zuordnen lassen - sie haben körperliche Merkmale beider Geschlechter. Dies kann genetische, anatomische oder hormonelle Gründe haben. Hier spricht man von Intersexualität.)
Gender ist der englische Begriff für das soziale Geschlecht, also die soziale, kulturelle und politische Bestimmung der Geschlechterdifferenz und damit auch die Geschlechterrollen. Er bezieht sich auf die Erwartung einer Gesellschaft in Bezug auf das "typische" Verhalten von Frauen und Männern - z.B. was eine Gesellschaft für "weibliche" oder "männliche" Kleidung, Verhalten, Interessen usw. hält. Das betrifft in der Folge auch, welche Berufe Männern und Frauen zugeschrieben, d.h. eröffnet oder verschlossen werden.
Missverständnisse
Ein Fehler besteht darin, Sex und Gender miteinander zu vermischen. Diesen Fehler begehen Positionen, die bestreiten, dass es so etwas wie Gender überhaupt gibt. Sie behaupten, dass ausschließlich das biologische Geschlecht bestimmt, was Männer und Frauen tun sollen.
Ein anderer Fehler besteht darin, Sex und Gender voneinander zu trennen. Diesen Fehler begehen Positionen, die davon ausgehen, dass man Geschlechterrollen verändern kann, ohne das biologische Geschlecht zu beachten. Geschlechterrollen würden damit beliebig veränderbar.
Kirchliche Position
Die katholische Position besagt, dass man Sex und Gender unterscheiden muss, aber nicht trennen kann. Sie sind aufeinander bezogen, ohne sich ineinander aufzulösen.
Das 2. Vatikanische Konzil sagt:
"Doch jede Form einer Diskriminierung in den gesellschaftlichen und kulturellen Grundrechten der Person, sei es wegen des Geschlechtes oder der Rasse, der Farbe, der gesellschaftlichen Stellung, der Sprache oder der Religion, muss überwunden und beseitigt werden, da sie ja dem Plan Gottes widerspricht." (GS 29)
Aus diesem Grund will die Kirche auf allen Ebenen geschlechtersensibel handeln.Sie nimmt die spezifischen Perspektiven von Männern und Frauen wahr, bringt sie miteinander ins Gespräch und erforscht im Licht des Evangeliums weiterführende Handlungsoptionen.
Über alle Rollenfestlegungen und Normierungen hinaus will sie der Gottesbildlichkeit von Frauen und Männern zur Anerkennung verhelfen. Daher unterstützt sie Männer und Frauen dabei, ein für sich selbst und ihre Familien stimmiges Lebensmodell zu finden. Vielfalt ist ein Lebenselixier der Kirche.
Der Leitsatz geschlechtersensiblen Handelns lautet:
Differenzen wahrnehmen, aber nicht darauf festlegen.
Gender-Mainstreaming
Gender-Mainstreaming ist eine politische Strategie, die zu mehr Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern beitragen will.
Konkret bedeutet Gender-Mainstreaming zum Beispiel:
Gender-Mainstreaming - rechtliche Verankerung:
Die EU hat 2008 im Vertrag von Lissabon (Art. 8) Gender-Mainstreaming als Arbeitsweise der Gemeinschaft festgeschrieben.
(nach: Folder der Deutschen Bischofskonferenz - Arbeitshilfe für Frauenseelsorge / Kirchliche Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Diözesen e.V.)
Diese Handreichung wurde herausgegeben von der Familienstelle der kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien - Plattform Wiederverheiratete Geschiedene
Diese sehr einfühlsame Broschüre empfiehlt folgende "Aufmerksamkeiten", die im Text detailliert ausgeführt werden:
- Aufmerksamkeit gegenüber den Kindern
- Aufmerksamkeit gegenüber dem/der getrennt lebenden Partner/in
- Aufmerksamkeit gegenüber der Schuldfrage
- Aufmerksamkeit gegenüber treuen Ehepaaren
- Aufmerksamkeit gegenüber dem Gewissen und Gott
Nähere Informationen bzw. Bestellungen:
www.erzdioezese-wien.at
Texte: Walter Krieger
1
Gott ist nahe
Gott ist nahe
wo Menschen leben und arbeiten
in Städten und Dörfern,
in Häusern, Baracken und Zelten,
in Heimen, Kasernen und Büros,
in Krankenhäusern, Gefängnissen und Gasthäusern,
in Vergnügungsvierteln, Shoppingcentern und Sportstätten.
Gott ist nahe
denen, die unterwegs sind
in Autos, Autobussen, Zügen und Flugzeugen,
auf Schiffen, Motorrädern, Mopeds und Fahrrädern.
Gott ist nahe
an allen profanen Orten,
wo Menschen begegnen.
Gott ist nahe
in Kirchen, Synagogen, Moscheen,
in Tempeln, Pagoden und Schreinen.
Gott ist nahe an heiligen Orten,
wo Menschen IHN
als groß und heilig erfahren
und verehren.
2
Evolution
Am Anfang war wahrscheinlich ein Urknall.
Und dann?
Ziemlich am Anfang war der Urknall
Und danach
Beginnt Raum und Zeit,
Physik, Chemie, Astronomie und Biologie,
Evolution und Entwicklung –
Und zwar ziemlich zielstrebig.
Zielstrebig?
Als wäre ein Plan dahinter
Als wäre eben dies sinnvoll
Als gäbe es eine Ordnung
Nach kleinen Umwegen
(gemessen an Zeit und Raum)
Erwacht als Kind der Sterne:
der Mensch.
Er kann denken und singen,
lachen und weinen,
reden und rechnen,
gestalten und zerstören,
lieben und hassen
und sich versöhnen.
Wie kommt es dazu?
Denn das ist mehr
Als Chemie, Physik, Astronomie und Biologie.
Das ist
noch etwas mehr ….
Gott?
3
Lieben
Umarmen, berühren, fühlen und spüren
annehmen, zuhören, reden und schweigen
Ermutigen, begleiten, wohl-wollen und lächeln
Ertragen, tolerieren, verzeihen und neu anfangen
Zärtlich und sanft
Mutig und stark
Treu und beharrlich
Glaubend und hoffend
Mit Herz und Verstand
Mit Willen und Mitgefühl
Mit Rücksicht und Leidenschaft
Mit Geduld und Begeisterung
In Eintracht und Streit
In Freiheit und Verantwortung
In Anteilnahme und Entschlossenheit
In guten und in schlechten Zeiten
An sich selbst arbeiten
Ärger und Meinung überwinden
den ersten Schritt machen
ein gutes Wort sprechen
Vision und Realismus verbinden
Traum und Wirklichkeit vereinen
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedenken
Himmel und Erde und Heimat finden
4
Wohl-wollen
Dem Nächsten.
Jenen, die nahe sind,
denen neben und mit mir sind,
denen, die mir begegnen
Familie, Freunden, Verwandten,
Nachbarn,
Kolleginnen und Kollegen,
Untergebenen und Vorgesetzten;
Sympathischen und Unsympathischen,
Freundlichen und Komischen,
Verbündeten und Gleichgesinnten,
Widersachern und Feinden
Bedürftigen und Satten,
Armen und Reichen,
Starken und Schwachen,
Suchenden und Verlorenen
…..
Allen
.…..
5
Wege zu Gott
Gott ist nahe
Du findest ihn
Auf vielen Wegen
Sei überzeugt, dass ER nahe ist
Und vergewissere dich
In all deiner Offenheit
In deinem Denken, Fühlen, Handeln und Glauben.
Suche und finde SEINE Liebe
in Ereignissen, Menschen und Zeichen.
Lass dir Mut geben und Freude
für dieses Leben und was es dir bringt.
Gib der Liebe viele Namen:
Sympathie, Leidenschaft, Taten,
Entschlossenheit, auch wenn sie schwerfällt,
vor allem Wohl-wollen zu jedem und jeder.
Halte dich an Jesus Christus,
an seiner ganzen Weise zu leben.
Versuche auf deine Art
ihm ähnlich zu werden.
Suche Gemeinschaft mit Gläubigen
damit ihr einander beisteht in allem
durch Hilfe, Ermutigung, Trost.
Denn jeder gibt und empfängt.
Tu Gutes aus ganzem Herzen.
Setze deine Fähigkeiten ein.
Sei großzügig mit deinem Wohlstand und deiner Zeit.
Begegne den Menschen und sei ihnen gut.
Sprich mit IHM im Gebet.
Widme IHM Zeit und höre und sei einfach da.
Lass dir sagen, dass ER dich liebt.
Sei gewiss: Du bist nicht allein.
6
Spuren
Ich sehe ihn nicht.
Und doch entdecke ich seine Spuren:
in Gesichtern, Händen und Gesten,
in alltäglichen Wundern der Natur und der Technik.
Ich höre ihn nicht.
Und doch vernehme ich seine Stimme
in guten Worten,
in Geräuschen und kunstvollen Klängen.
Ich taste ihn nicht
Und doch spüre ich ihn:
in angenehmer Berührung,
in Wärme, Kälte und Wind.
Ich schmecke ihn nicht.
Und doch koste ich ihn:
im täglichen Brot,
im Kuss der Liebe.
Ich rieche ihn nicht
Und doch nehme ich ihn wahr:
in Düften, durch Pflanzen und Tiere,
durch Menschen, die mit nahe sind.
7
Hoffen
8
Hinweise
Gott ist nahe
in der Heiligen Schrift:
manchmal in deutlichen Worten,
manchmal unverständlich und rätselhaft,
manchmal zwischen den Zeilen.
Gott ist nahe:
Wenn er Abraham und seinem Stamm Verheißungen schenkt;
wenn er sein Volk durch die Geschichte führt;
wenn er durch Propheten und Weise spricht;
wenn man seinen Worten vertraut.
Gott ist nahe:
im Leben und Sterben Jesu Christi,
in seiner Auferstehung und seiner Liebe,
in seinen Worten, Taten und Gesten,
„wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind“.
Gott ist nahe:
in der Glaubwürdigkeit seiner Zeugen,
in ihrem liebevollen Dasein;
im Weitererzählen seiner Botschaft,
in guten Werken, die sein reich aufbauen.
9
Glaube oder Unglaube?
Wenn du dich fragst,
was der Unterschied ist
zwischen Glaube und Unglaube,
dann überlege:
„Wenn es Gott gibt,
dann ist er nahe.“
Du kannst ihn erahnen.
Seine Spuren in dieser Welt:
In der Schöpfung,
die jeglichem Leben Grundlage gibt.
Seine Überraschungen in der Technik:
Wenn Menschen entdecken und nutzbar machen,
was es eigentlich schon gibt.
Seine Liebe in den Menschen
die freundlich einander begegnen
und bezeugen, dass sie an ihn glauben.
Er lässt sich finden.
Und bleibt dennoch
wunderbar, unerklärlich, vielfältig
Geheimnis.
10
Glauben
Glauben heißt vertrauen
Glauben heißt überzeugt-sein
Glauben heißt wissen
11
Der Plan
Dieses Weltall: seine Schöpfung
Diese Erde: sein Plan
Dieser Mensch: sein Ebenbild
Ein Tag.
Aufwachen.
Langsam zu sich kommen.
Atmen.
Ein Tag beginnt.
Er ist mir gegeben, geschenkt.
Erste Schritte und erstes Tun.
Noch ein wenig langsam,
mit Sorgfalt und Dankbarkeit,
wenn alles da ist, was man braucht.
„Gott mag mich.“
Wege und Tätigkeiten im Netzwerk,
zu dem ich gehöre.
Immer irgendwie mit Menschen verbunden,
die Gottes Ebenbild sind.
Uns deshalb fällt es leichter,
ihnen auf Augenhöhe zu begegnen
Auch viele anzunehmen, anzusprechen und zu ertragen
und ihnen Gutes zu wünschen.
Und deshalb fällt es leichter,
rechte Worte zu finden, Gemeinsames vor Trennendes zu stellen
und eine Atmosphäre zu schaffen der Kollegialität, der Solidarität und der Wertschätzung.
Gestalten.
Familienleben, Freizeit, Lebensstil.
Achtsamkeit, Genuss und Verantwortung.
Verwirklichen, was sinnvoll und gut ist.
Zurückblicken auf einen Tag in Gottes Nähe.
Wo war etwas Liebevolles?
Auch die Nacht ist bei ihm.
12
Zeichen
Gott ist nahe
wenn Menschen nicht nur nach Beweisen und Wahrscheinlichkeiten fragen,
sondern nach dem Sinn.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur logisch und berechnend handeln,
sondern gütig und großzügig.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur Sicherheit und Bequemlichkeit suchen,
sondern sich engagieren.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur Hobbies und Vergnügen pflegen,
sondern Zeit schenken.
Gott ist nahe,
wenn Menschen Recht und Erfolg haben wollen,
sondern Weisheit und Weite.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur an sich selbst denken,
sondern an ihre Mitmenschen.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur das Faktische gelten lassen,
sondern für Zukunft offen sind.
Gott ist nahe,
wenn Menschen nicht nur essen und trinken,
sondern gemeinsam sind.
13
Jesus
Niemand ist dem Vater so nahe wie du.
Niemand kennt seine Pläne und dennoch nicht alles so wie du.
Niemand kennt seinen Willen besser als du.
Niemand weiß, wie nahe er ist – so wie du.
Du lebst ihn.
Du sprichst ihn.
Du zeigst ihn.
Du offenbarst ihn.
Dir ist er nahe.
In dir ist er nah.
Wer deine Wege geht,
wer deine Wahrheit lebt,
wer dein Leben mit deinem vereint,
findet ihn.
Wer dich sieht,
erkennt ihn in deinem Blick, in deinen Worten, in deinen Gesten.
In dir ist er den Menschen nahe.
Mit dir ist er da.
Jesus Sohn
14
Kindheit Jesu
Jesus - Abbild des Vaters.
Unscheinbar klein.
Arme Geburt und darin das Wunder.
In dir kommt Gott in diese Welt.
Bescheidenes Heranwachsen.
Alltag Familie, Nachbarn, Lernen.
In dir nimmt Gott unsere Gewöhnlichkeit an.
Ein besonderes Ereignis.
Staunen im Tempel über deine Jugend und dein Wissen.
Für einen Augenblick ……………..
doch zugleich bewundert und unverstanden.
Einfaches Leben.
Einer aus Nazaret unter vielen.
Einer von uns.
In dir…………………………………… die Liebe Gottes zu uns.
Mitten unter uns.
15
Heiliger Geist 1
Innere Stimme,
die Rat gibt,
die abwägen und unterscheiden hilft
mit Gefühl und Verstand.
Achtsame Haltung,
die Gott erahnt, ihn verehrt und bejubelt,
ihm dankt und vertraut.
Plötzliche Erkenntnis,
die weiter hilft zwischen Wahrheit und Schein,
zwischen wichtig und weniger wichtig.
Unbeirrbare Stärke,
die Hindernisse überwindet,
kräftig und leidenschaftlich,
dienend und sanft.
Tiefere Einsicht,
die Zusammenhänge entdeckt
zwischen Räumen und Zeiten,
zwischen Altem und Neuem.
Dynamische Weisheit,
die Sinn findet in Schicksal und Alltag,
gelassen und klar.
16
Heiliger Geist 2
Heiliger Geist!
Nimm meine Berührungsängste,
damit ich meinen Nächsten erkenne,
den Bruder, die Schwester und alle Fremden,
die mitgehen auf diesem Weg.
Kläre meine Gedanken,
um mich wohlwollend zurechtzufinden
zwischen Möglichkeiten, Irrtümern und Zielen,
die ich wählen oder lassen könnte.
Leite mein Handeln,
Gutes zu tun,
ein mutiges Wort zu riskieren gegen Unrecht, gegen Demagogen und Heuchler,
und trotzdem geduldig, beharrlich und freundlich.
Stärke meinen Willen
zu lieben mit Sanftheit und Kraft,
bei Zurückweisung nicht empfindlich zu sein,
sondern den ersten Schritt siebzig Mal zu versuchen.
Zeige mir deine Wunder,
dein Wirken,
deine Schönheit,
deine Freude.
Lass mich erfahren und bekennen,
das Leben ist gut mit dir.
17
Möglichkeiten
Die ganze Welt kann ich nicht retten,
aber manchmal ein Zeichen setzen
der Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Die Gesellschaft kann ich nicht überzeugen,
aber manchmal ein mutiges Wort sprechen,
heilsam versöhnend und wahr.
Der ganzen Menschheit kann ich nicht helfen,
aber manchmal dem einen oder dem anderen,
so wie es mir möglich ist.
Die großen Taten werde ich wohl nicht vollbringen,
aber manchmal doch eine Kleinigkeit.
Und auch das verändert schon etwas.
Das ganze Leben kann ich nicht planen,
nur manchmal die nächste Zeit
und stets nur entscheiden,
was wichtig ist.
18
Da sein
Da sein.
Spüren, dass man lebt.
Atmen.
Wahrnehmen: die Luft, die Wärme, die Kühle.
Da sein.
Spüren, dass man lebt.
Sich erinnern.
Das ist ein Wunder.
Da sein.
Sich öffnen für den, der mich umgibt,
für den, der ich bin.
Da sein.
Sich öffnen für ein Begegnen,
für das Leben.
19
Gegenwart
In Beziehung sein.
Daran denken,
Gott, du bist nahe, du bist fern.
Du bist Geheimnis.
Du bist Schöpfer.
Du bist Retter.
Du bist Freude.
Du bist Herr.
Du bist Liebe.
Du bist Wahrheit.
Du bist Leben.
Du bist vor uns,
du bist in uns.
Du bist Ziel,
du bist Weg
Du bist Schönheit,
du bist Kraft.
Und ich denke und spreche,
ich suche und frage.
Ich bitte und vertraue.
Ich zweifle und verzweifle.
Ich träume,
ich rufe.
Ich hoffe,
ich hoffe,
ich hoffe.
Gott, du bist da.
20
Worte
Was ich dir sagen will
….
Du hörst es und nimmst es an.
Lass mich geborgen sein,
egal, was geschieht.
Zeige mir deine Wege,
die mich zu dir führen.
Zeige mir deine Pläne,
dir mir Sinn geben.
Zeige mir deinen Willen,
der mich lieben lehrt.
Was ich dir sonst noch sagen will
…
Und was du mir sagen willst.
…
Es soll zueinander finden.
21
Vorsehung
Das habe ich nicht ausgewählt.
Es ist auf mich zugekommen.
Zufall? Vorsehung?
Ich hatte andere Pläne.
Doch auch das andere ist gut.
Glück? Vorsehung?
Ich habe ein Ziel erreicht
und so viel hat dafür zusammengepasst.
Leistung? Vorsehung?
Meine Kollegen, meine Nachbarn, meine Familie.
Nicht alle habe ich ausgesucht.
Schicksal? Vorsehung?
Mein Leben kennt Höhen und Tiefen.
Es scheint, es macht meistens irgendwie Sinn.
Anpassungsfähigkeit? Vorsehung?
Wir haben uns gefunden unter Millionen Menschen.
Wunder? Vorsehung?
Ich habe etwas von Gott gehört
Und ich will noch mehr erfahren.
Gnade? Vorsehung?
Anmerkungen
Gremien sind hilfreich: Beratung auf breiter Ebene, Abwägung von Argumenten, viele Erfahrungen kommen zusammen.
(„Der Heilige Geist kann in gewisser Weise, wenngleich nicht absolut immer, bei mehreren Personen deutlicher erkannt werden als von Einzelnen.“)
Gremien bieten Möglichkeiten zur Beteiligung, bewirken eine höhere Identifikation mit einem Ergebnis und fördern damit die Bereitschaft, dieses im eigenen Bereich umzusetzen.
Gremien geben einem Ergebnis mehr Gewicht, als wenn dies von einer einzelnen Person stammen würde.
Gremien geben denjenigen Rückhalt, die etwas weiterführen, das im Gremium zur Sprache gebracht wurde.
Gremien sind davon abhängig, wieviel Beteiligung tatsächlich eingebracht wird. Problematisch wird es, wenn die Mitglieder schon außerhalb des Gremiums allzu viel zu tun haben.
Gremien sind von der einschlägigen Kompetenz ihrer Mitglieder bei den besprochenen Themen abhängig.
Gremien brauchen kooperationsbereite und kompromissfähige Mitglieder, die zuhören können und die trotz unterschiedlicher Positionen und Meinungen einander respektieren.
Gremien sind eher auf Konsens ausgerichtet: man will ein möglichst gemeinsames Ergebnis finden. Man orientiert sich daher eher an starken Persönlichkeiten bzw. an einer Mehrheitsmeinung.
Wenn das zu Besprechende unklar bleibt (egal ob objektiv oder subjektiv), neigen Gremien dazu, Dinge zu verzögern oder zu verschieben.
Gremien können Entwicklungen verhindern, wenn diese nicht mit der gängigen Mehrheitsmeinung konform zu gehen scheinen. Ein Status quo kann auch dadurch festgehalten werden, wenn nur Personen in das Gremium aufgenommen werden, die mit der Gremiensituation voll übereinstimmen.
Veränderungen, die in Gremien wirksam werden sollen, setzen fast immer Überzeugungsfaktoren auch außerhalb von Sitzungen voraus, sei es durch Gespräche und Argumente, durch (Hintergrund-) Informationen, durch (neue) Erfahrungen von Gremienmitgliedern, durch den Zwang von Fakten …
Gremien brauchen eine regelmäßige Rückbesinnung auf das, wofür sie eigentlich da sind.
Das muss sich auch jeder vor Augen halten, der Gremien nützen und mit ihnen arbeiten will (muss).
Synodale Gremien: sind repräsentativ zusammengesetzt; es sind alle Gruppierungen beteiligt, die betroffen sind (Kommissionen)
Fachliche Gremien: sind mit Personen unterschiedlicher Kompetenzen und Zugänge zu einem Sachgebiet zusammengesetzt (Konferenzen, Arbeitskreise, Beiräte)
Berufs- und Standesgremien: Vertreter/innen solcher Gruppierungen kommen zusammen, um die Anliegen der jeweiligen Gruppe zu beraten
ÜBERRASCHUNG
Sag ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, deine Träume zunichtemachen, deinen Tagen eine andere Richtung geben, vielleicht dein Leben verändern.
Sie sind nicht Zufall; lass dem himmlischen Vater die Freiheit, selber die Richtung deiner Tage zu bestimmen.
(Dom Helder Camara)
Ich glaube an die Vorsehung und daran, dass Gott zu jeder Zu-Mutung auch die passenden Ressourcen schickt.
Dies ermöglicht eine neue Freiheit, mit Enttäuschungen umzugehen.
Es ermöglicht die Kunst, das Gute im Schlechten zu entdecken.
MENSCH
Es geht immer zuerst um den Menschen. Das ist das Erbe, das ich von meinem Vorgänger Sepp Winklmayr übernehme.
Jede Struktur, jedes Programm, jede Vision darf, muss den Menschen dienen.
Wenn ich das Haus in der Klostergasse 15 betrete, dann geht es immer zuerst um Begegnungen…
Begegnungen haben Vorrang…
ACHTSAMKEIT
Ich vertraue darauf, dass Gott überall schon vor mir da ist, bevor ich wohin komme, darum braucht es die Haltung der Achtsamkeit…
Achtsamkeit vor den Kleinen, und vor dem Kleinen, weil Gott darin entdeckt werden will…
Es braucht Demut – das sich Hinunterbeugen, um dem Kleinen in die Augen sehen zu können…
Es braucht regelmäßige Entschleunigung und Inne-Halten… Gott lässt sich gerne im Langsamen und Leisen entdecken.
TRANSPARENZ
Wenn es um Strukturen geht, braucht es größtmögliche Transparenz.
Das Wissen, wer, wann, wo, wie, wie lange und wenn möglich auch warum etwas tut, schafft und ermöglicht Vertrauen. Dies wiederum erhöht die Motivation.
Durchsichtigkeit bei Entscheidungsprozessen, schon im Vorhinein.
Durchsichtigkeit bei der Ressourcen- und Aufgabenverteilung.
Durchsichtigkeit auch bei meinem Denken, Reden und Tun…
SUBSIDIARITÄT UND BETEILIGUNG
In der Organisationsdynamik und dem Prozess des Wandels hilft uns die Haltung der Subsidiarität und der Beteiligung (Partizipation).
Alles, was eine „nachgeordnete“ Einheit leisten kann, darf und muss sie auch leisten können.
Dazu braucht es Information, Ermutigung, Befähigung, Ressourcen, Werkzeug und Anerkennung.
SPIEL-RÄUME
In Zeiten des Wandels braucht es Spiel-Räume. Neue Orte, Ideen, Strukturen, an denen wir Neues ausprobieren dürfen.
Auf unbekanntem Terrain braucht es Kundschafter…
Es braucht den Mut, über Versuch und Irrtum Erfahrungen zu machen…
Es braucht eine große Fehlerfreundlichkeit…
Ein Irrtum wird zu einer Ressource, um neue Erfahrungen zu integrieren…
SPIRITUALITÄT
Ich stehe auf leidenschaftliche Spiritualität.
Unsere Glaubwürdigkeit ist eine Folge und Wirkung unserer Leidenschaft. Alles, was aus meinem inneren Feuer entspringt, wird auch im Gegenüber ein Feuer entfachen. In mir darf brennen, was ich im anderen entzünden will.
Leidenschaftliche Spiritualität ist authentisch und nicht aufgesetzt…
Sie ist sympathisch, d.h. mit-leidensfähig…
Sie kann genießen und hat eine therapeutische, d.h. heilsame Wirkung…
(Quelle: Zum Amtsantritt von Mag. Hans Wimmer, Direktor der Pastoralen Dienste, St. Pölten, im Juli 2017)
Heilige sind Menschen, in denen die Liebe Gottes deutlich wird. Zur „Heiligkeit“ sind daher alle Menschen berufen. Sinn und Ziel der Heiligkeit ist die Entfaltung und Verwirklichung von Liebe.
Heilige sind Menschen ihrer Zeit und Umwelt, mit Fehlern und Schwächen. Das „Zeit-lose“ an ihnen ist die Verwurzelung ihres Lebens in Gott und ihre Nähe zu Jesus Christus. In der Gestaltung ihrer Beziehung zu ihm bewahrt ihr Vorbild bleibende Gültigkeit. Dabei verändern sie die Welt, setzen Dinge in Bewegung und ermöglichen Entwicklungen, die beim nüchternen Betrachten menschenunmöglich erscheinen müssen.
So wird ihr Leben zum Zeichen dafür, dass für den nichts unmöglich ist, der versucht, auf Gott zu hören und seinen Willen zu tun und der sich dabei von ihm vertrauensvoll führen lässt.
Die Heiligen unseres Landes zeigen uns, dass es auch in unseren Breiten möglich ist, Gott ganz besonders nahe zu kommen. In der heutigen Zeit sind Heilige ein Ansporn, eine Motivation, sich selbst um ein „heiliges“ Leben zu bemühen. Heilige sind für uns schöpferische Vorbilder. Sicherlich mag sich im Verständnis von „Heiligkeit“ manches ändern, aber die Vorbildlichkeit ihrer konkreten Art, Christ zu sein, bleibt.
Es gibt also in jeder Ortskirche Menschen, durch die besonders offenbar wird, dass Christus in ihnen lebendig ist. Auf diese Menschen blicken wir mit einer gewissen Verehrung und mit Dank. Zu ihnen wenden wir uns auch mit Bitten. Und gerade die Fürbitte von Heiligen ist ein Ausdruck dafür, dass ihr Leben und Wirken im Glauben vor Gott bleibende Gültigkeit bekommen hat.
Hinweise:
Herrlichkeit ist das Recht einer Liebe, die maßlos ist. (nach Albert Camus)
oder:
"Herrlichkeit" bedeutet: grenzenlose, unermessliche Liebe, die alle Vorstellungen übersteigt.
Texte aus dem Kunsthistorischen Museum Wien zur Ausstellung „Höhere Mächte“ 2021
Wir beginnen mit den vier Elementen: Luft, Wasser, Erde und Feuer, denn sie sind für unser Leben grundlegend.
Nicht zufällig wurden und werden sie zum Teil immer noch als Gottheiten oder Geistwesen angesehen und verehrt.
Das flüchtige Element Luft eröffnet die Ausstellung, versinnbildlicht durch ein Kostüm von Ernst Fuchs. Früher sah man in schlechter Luft die Ursache vieler Krankheiten - heute wissen wir, dass sie Krankheiten übertragen kann. So verbreitet der Sturmdämon der Tikuna in Brasilien Epidemien. In Shakespeares Der Sturm hingegegen werden hilfreiche Luftgeister beschworen.
Das Wasser vereint Ruhe und Bewegung. Arcimboldos Gemälde Das Element Wasser zeigt den Reichtum der Natur. Überschwemmungen können die Grundlage neuer Fruchtbarkeit sein, wie im alten Ägypten. Oder sie werden als göttliche Bestrafung gedeutet: Zahlreiche Erzählungen, wie vom Gilgamesch-Epos über Sagen der Antike bis hin zur Bibel berichten davon. Im Zusammenspiel sind Sturm und Wasser oft Werkzeuge mächtiger Dämonen oder Gotteheiten.
Die Erde gibt uns Stabilität und Beständigkeit. In Bruegels Vorfrühling wird der Mensch im Zyklus der Jahreszeiten als Teil der Natur gezeigt. Durch den Abbau von Erzen greifen Menschen in die Struktur der Erde ein. Vulkanausbrüche zerstören Siedlungen, hinterlassen aber auch fruchtbare Böden.
Das Feuer schenkt uns mit seiner Kraft Wärme und leichter verauliche Nahrung. Es birgt aber auch Zerstörung, wie die traurigen Reste des Nationalmuseums in Rio de Janeiro bezeugen.
Orkane, Überschwemmungen, Erdbeben oder Vulkanausbrüche konfrontieren uns mit elementaren, unermesslichen Mächten. Erlebt man die Kraft dieser Naturgewalten persönlich, fühlt man sich plötzlich klein und ohnmächtig.
Unser Zusammenleben in Gesellschaften beruht auf Strukturen, die von Menschen bestimmt sind. Darin spielen gesellschaftliche Funktionen und soziale Ränge eine wichtige Rolle. In vielen Kulturen dieser Welt wurden diese Hierarchien oft durch Kleidung, Abzeichen oder Symbole dargestellt - in der Vergangenheit vielleicht noch mehr als heute. Sowohl weltliche als auch religiöse Herscher*innen schmückten sich gerne mit Kopfbedeckungen und Accessoires aus erlesenen Materialien, wie Edelmetallen und -steinen. Kostbar und ausgefallen waren solche Objekte auch durch eine aufwendige Verarbeitung, die Monate oder sogar Jahre menschlicher Arbeit beanspruchen konnte.
Oftmals werden Beamtenränge, wie zum Beispiel Richter, durch Abzeichen kenntlich gemacht, weil sie die Herrschenden, den Staat und dessen Ordnung repräsentieren. Irdische Mächte offenbaren ihre Kraft vor allem auf einer symbolischen Ebene. Durch solche Zeichen sollen sie beeindrucken und gleichzeitig ihre Macht legitimieren. Deswegen wurden punkvolle Textilien, Schilde und Schwerter gerne anderen Herrscher*innen geschenkt oder in festlichen Aufzügen, wie etwa bei Krönungen, der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Volk sollte diese Gegenstände sehen, um die Macht, die sie repräsentieren, zu erkennen.
Doch auch Gebrauchsgegenstände können manchmal Macht versinnbildlichen: Ein Tropenhelm wurde ursprünglich als Sonnen- und Regenschutz benutzt. Im Laufe der Zeit wurde er in kolonialen Gebieten zum Symbol europäischer Machtansprüche, weil er zur Ausstattung militärischer "Schutztruppen" gehörte, die die einheimische Bevölkerung unterdrückten.
Als höhere Instanz agieren irdische Mächte unter anderem in Fragen der Gerichtsbarkeit, sie fällen Urteile über Leben und Tod, über Krieg und Frieden. Sie können Konflikte auslöse oder entschärfen. In einer idealen Welt sollten ihre Entscheidungen dem Wohlergehen aller Menschen dienen.
Naturgewalten, göttliche und irdische Mächte nehmen starken Einfluss auf unser Leben. Aber sind wir ihnen ausgeliefert? Seit jeher treten wir durch Gebete und Rituale mit ihnen in Verbindung, bitten um Beistand und Unterstützung. Die Art und Weise, wie dies geschieht, ist vielfältig: Sie kann in der Gemeinschaft erfolgen oder im Privaten. Sie kann individuell geprägt sein, aber auch vollständig verweigert werden.
In persönlichen Ritualen kommt oft kleinen Dingen eine große Bedeutung zu. Amulette wurden und werden auch heute noch getragen, um sich vor negativen Einflüssen zu schützen. Glücksbringer und Kraftobjekte begleiten uns oft ein Leben lang. Sie sollen positive Energien anziehen und das Gute verstärken. Dies zeigen auch zahlreiche Beispiele unseres Publikums: Eine Einladung im Vorfeld, persönliche Glücksbringer einzureichen, wurde bereitwillig entsprochen. Eine Auswahl davon wird in diesem Saal gezeigt.
Hausaltäre verorten das Göttliche im eigenen Heim. Hier werden Opfergaben dargebracht, die die Gottheiten nähren. Sie sind auch Orte des Gebets. Gebetsschnüre können dabei helfen, sich durch ständige Widerholung in einen trance-ähnlichen Zustand zu versetzen.
Gemeinschaftliche Rituale spielen im menschlichen Leben eine wichtige Rolle. Sie stellen verbindungen her und strukturieren Zeit: Die Isolation im Lockdown, in dem Rituale und Feste wie Gottesdienste, Hochzeiten und Beerdigungen stark eingeschräkt oder ganz untersagt waren, war für viele von uns eine schmerzliche Erfahrung.
Religiöse Spezialist*innen (wie etwa Priester*innen, Prophet*innen oder Schaman*innen), deren Gewänder Status und besondere Fähigkeiten vermitteln, führen Gemeinschaften durch Rituale. Diese können besinnlich sein und strengen Regeln folgen. Sie können aber auch in ekstatischen Festen zu einer Entgrenzung des Menschen führen, der dadurch mit dem Göttlichen vereinigt wird.
Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Dietrich Bonhoeffer
Unser Herr, lasse uns Gutes im Diesseits und Gutes im Letzten zukommen und bewahre uns vor der Qual des Feuers.
Sura 2:201
[Wir begrüßen] sie, [die Göttin], die durch das Auf- und Niederschlagen ihrer Augenlider das Universum erschafft und vernichtet.
Brahmāṇḍa Purāṇa, Lalitā Sahasranāma
Wir sind aus solchem Stoff, wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.
William Shakespeare
Jetzt mein Herr, hole ich den Wirbelwind herunter.
Maya, Yucatan, Mexiko
Om, mögen Mitra und Varunah uns wohlgesinnt sein,
möge der ehrenwerte Aryama uns wohlgesinnt sein,
mögen Indra und Brihaspati uns wohlgesinnt sein,
möge Vishnu der langen Schritte uns wohlgesinnt sein...
Rgveda und Taittirīya Upanisad
HYMNEN
1.
Herr, dir sei dieser Tag geweiht,
jede Freude, jedes Leid,
jede Unzulänglichkeit,
die Niederlage und der Sieg.
Jedes Wort und jeder Blick
kommt durch dich zu mir zurück.
Jesus Christus, Herr und Freund,
es ist ein Tag, der uns vereint
im Nächsten und im Feind.
Du bist Wahrheit, Leben, Licht.
Einst hältst du das Weltgericht.
Und du sagst: Fürchtet euch nicht!
Heiliger Geist, sei du die Kraft,
die heute Gutes durch uns schafft
in starker Liebesleidenschaft.
Führe heute jeden Schritt,
geh auf allen Wegen mit,
Schenke uns ein neues Lied!
2.
Herr und Gott, der diese Welt
erschafft, umsorgt, am Leben hält:
Du sendest Licht nach Dunkelheit.
Dir sei dieser Tag geweiht.
Mit deinem Wort fing alles an.
Darin zeigt sich schon dein Plan
für jede Stunde, jeden Tag,
in allem, was da kommen mag.
Herr, dein Wille soll gescheh‘n
auf allen Wegen, die wir geh‘n.
Zu Boten hast du uns bestellt
und zu lieben uns erwählt.
Du schenkst Freude, Trost und Mut.
Mit dir wird alles heil und gut.
Herr der Welt und Herr der Zeit:
Du bist Gott in Ewigkeit.
3.
(Herr und Gott, der Tag beginnt.)
Ein Rest von Nacht fällt von mir ab:
Dunkel, Stille, Schemenhaftes
löst sich auf in Helligkeit,
wird zu Farbe, wird zu Licht.
In mich hinein strömt nun Dein Licht.
Du Licht der Welt, erleuchte mich!
Ein Rest von Schlaf berührt mich noch.
Atmen, Denken und Bewegen
bereiten mich zur Wachsamkeit,
zum Gestalten und Begegnen.
Dein Kommen soll mich wachend sehn.
Du, Nächster, lass erkennen: Dich.
Ein Rest von Traum entschwindet sacht:
Szenen voll Verwirrung oder Schönheit
weichen stumm der Wirklichkeit,
die ich sehen, hören kann.
Du sprichst zu mir ein neues Wort.
Du Wort des Lebens, leite mich.
4.
Herr und Gott, ich rufe dich!
Staunend blicke ich um mich:
Deine Sorge, deine Spur
lebt in Wundern der Natur,
jede Farbe, jeder Schall
auf der Erde und im All,
jede Pflanze, jedes Tier
lebt ja irgendwie mit dir,
jeder Mensch auf dieser Welt:
Ebenbild, das dir gefällt.
Was geschieht, geschieht mit dir
Gestern, morgen, jetzt und hier.
Deine Zeichen lass uns seh’n,
deinen Plan ein Stück versteh’n.
Selbst der Tod gehört dazu.
Was am Ende bleibt, bist du
und dazu alles, was du liebst,
alles, dem du Dasein gibst.
Herr und Gott, ich rufe dich,
leite und beschütze mich.
5.
Christus, Leben, Wahrheit, Licht,
Freude, Hoffnung, Zuversicht!
Sprich das Wort, das uns berührt
und auf den Weg des Vaters führt.
Christus, Lehrer, Herr, Prophet,
Wort des Vaters und Gebet,
der du Gleichnisse erzählst,
der du deine Jünger wählst,
Christus, König, Bruder, Freund,
der uns als Gemeinschaft eint.
In der Liebe liegt der Sinn
für deines Reiches Anbeginn.
Christus, Retter, Gottes Sohn
auf Erden und am Himmelsthron,
sende mächtig deinen Geist,
den du als Beistand uns verheißt.
6.
Atem holen und ein Blick zu Dir
Drängendes von Wichtigem zu unterscheiden
Herr, gib mir die Kraft dafür.
Loslassen für kurze Zeit
Überblick gewinnen über das, was ist
Herr, gib mir den Sinn dafür.
Frieden spüren, denn du schenkst ihn mir
in der Mitte des alltäglichen Besorgens
Herr, nimm meinen Dank dafür.
7.
Herr, an diesem Tag
lass mich wach sein und lenken,
erfahren und bedenken,
lass mich gern etwas schenken.
In jeder Stunde
lass mich loslassen und halten,
gewinnen und verwalten,
lass mich sorgsam alles gestalten.
In jedem Augenblick
will ich atmen und beben,
vertrauen und vergeben,
will ich einfach lieben und leben.
1.
Durch das ganze Weltenall
Klingt es wie Posaunenschall:
Ebnet Berge, füllt das Tal!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit.
Sein Banner ist Barmherzigkeit.
Mit Liebe siegt er allezeit.
Schafft alle Hindernisse fort.
Seid bereit an jedem Ort.
Hört seine Stimme und sein Wort.
Kommt herbei und folget ihm.
Die gute Tat ist schon Gewinn.
Auf alle Fälle macht sie Sinn.
Die gute Tat baut auf sein Reich:
Die Erde wird dem Himmel gleich.
Menschen, seht und freuet euch!
Allein die Liebe ist, was zählt,
sie nur rettet diese Welt.
Und uns hat Gott dazu erwählt.
2.
Führt mich auch dein hartes Wort
schwer prüfend in die Wüste,
in die Einsamkeit:
Ich bin schon bereit.
Im Vertrauen auf den Weg
da wir uns einst begegnen
fürchte ich mich nicht,
suche ich dein Licht.
Nimm mein Leben an von mir,
schenk mir den Blick der Liebe.
Langsam werd‘ ich frei.
Was du willst: Es sei.
3.
Herr, mit dir ist diese Zeit
ein Abbild deiner Ewigkeit.
Alles findet hier sein Ziel.
Nun wird jede Hektik still.
Langsam fällt herab die Nacht.
Das Werk des Tages ist vollbracht.
Noch eine Geste und ein Tun,
letzte Worte vor dem Ruh’n.
Danke für so vieles heut.
Verzeih, was uns schon selber reut.
Lass nun gut sein, was geschah
und bleibe uns doch spürbar nah.
Schenke heute guten Traum.
Berühre uns mit einem Saum
des Gewandes, das du webst,
wenn du im Geiste in uns lebst.
4.
Herr des Lärms und Herr der Stille,
Dein Geist hilft uns zu verstehen,
in jedem Klang ertönt dein Wille
und wir hören, spüren, sehn.
Führe uns in unsre Mitte,
wo du uns immer nahe bist.
Hör unsern Dank und unsre Bitte,
und was in unsren Herzen ist.
Dann, aus tausenden Geräuschen
Bricht hervor dein gutes Wort.
Verführung wird uns nicht mehr täuschen.
Du sprichst zu uns an diesem Ort.
5.
O Gott, du siehst mit einem Blick
der Menschen Freude und ihr Glück,
den Schmerz, das Leid und auch den Tod,
die Hoffnungslosigkeit der Not.
O Gott, es brodelt diese Welt.
Wo ist der, den du erwählt‘,
in deinem Sinne Mensch zu sein?
Und ist er machtlos und allein?
O Gott, der du die Welt erschufst,
ich ahne, dass du mich heut rufst,
dir unbeirrbar zu vertrau‘n
und dein Reich mit-aufzubau‘n.
O Gott, ich will dein Zeuge sein,
heilen, helfen und befrei‘n,
Versöhnung sein in Wort und Tat,
dass mancher neue Hoffnung hat.
O Gott, ich glaube, dass du lenkst,
dass du bewirkst, was du gut denkst
für die Menschen; sie sind frei,
zu streben, dass mehr Liebe sei.
6.
Vater, ich danke dir für diesen Tag.
Ich danke dir für das tägliche Brot,
für jedes gute Wort
für alles, was mich leben und aufleben lässt.
für deine Sorge um mich.
Ein Tag ist wieder vorüber.
Ich bitte dich für die Menschen, mit denen ich arbeite und lebe,
und für alle anderen, an die ich jetzt denken will:
Lass uns einander beistehen und miteinander auskommen.
Herr, schenke mir eine ruhige Nacht und einen guten Schlaf.
Gib mir morgen neue Kraft für alles,
was du auf mich zukommen lässt. Amen.
7.
Vater des Tages, Vater der Nacht,
Vater der Schatten, Vater des Lichts,
Vater des Alls, das du ausgedacht‘,
du Schöpfer von allem aus Nichts!
Vater des Raumes, Vater der Zeit,
Vater von Gestern, Vater von Heut‘,
Vater von allem in Ewigkeit,
Du, Vater, den alles Leben erfreut!
Vater am Ende und von Anbeginn,
Vater der Menschen: du bist uns gut.
Du bist unser Glück, du bist unser Sinn,
du schenkst uns alltäglichen Mut.
Vater voll Liebe und voller Geduld,
Vater der Sorge, du bist für uns da.
Du schenkst Vergebung unserer Schuld,
in allen Dingen bist du uns nah.
GEBETE
1.
Gott, du hast mich in diesen Tag gerufen.
Begleite mich auf meinen Wegen.
Begegne mir mit den Menschen.
Lass mich dich finden in allen Dingen.
Denn du bist da.
Du sprichst zu mir.
Hilf mir, deine Stimme zu hören und zu verstehen.
Du zeigst dich mir.
Lass mich deine Spuren entdecken an diesem Tag.
Du liebst mich.
Zeige mir, wie ich deine Liebe heute weitergeben kann.
Gott, du bist mitten unter uns. Amen.
2.
Jeder Tag birgt eine neue Chance in sich.
Ich kann sie nützen
und diesen Tag zu meinem Tag machen,
zu einer guten Zeit meines Lebens.
Auch wenn dieser Tag nichts Besonderes bietet:
Ist nicht mein Alltag mit dir schon etwas Besonderes?
Ich will mich besinnen auf das, was ich habe:
Es ist so viel.
Jeder Tag birgt eine neue Chance in sich.
Dafür danke ich dir, himmlischer Vater,
ich danke dir für deine Liebe. Amen.
3.
Herr, du schenkst mir jeden neuen Tag
und jeder Tag ist gleich wichtig vor dir.
Ich danke dir für diesen Tag.
Gib, dass ich ernst nehme:
die Aufgaben, die mich heute fordern,
die Menschen, denen ich begegne,
die Erfahrungen, die er bringt,
das Bittere, das mir widerfährt.
Lass mich auch dann innerlich frei bleiben,
wenn mich tausend Dinge beschäftigen.
Lass mich ruhig und gelassen bleiben,
wenn die Arbeit allzu viel wird.
Lass mich trotzdem dankbar sein,
auch wenn dieser Tag mir Mühe oder Langeweile bringt.
Denn du bist bei mir in jeder Situation,
die dieser Tag mit sich bringen wird. Amen.
4.
Zu Beginn dieses Tages setze ich mein Vertrauen auf dich, o Herr!
Du bist der Erlöser der ganzen Schöpfung.
Schenk uns einen Tag, der erfüllt ist mit deinem Frieden.
Lass unsere Hoffnung nicht scheitern.
Verbirg dich nicht vor uns.
In deiner sorgenden Liebe trägst du uns.
Du allein kennst uns ganz.
O Gott, bleibe bei uns, heute und alle Tage. Amen.
5.
Herr, ich vertraue dir.
Geh deinen Weg mit mir - ich will dir folgen.
Ich gehe dir nach, wohin du mich auch führst.
Ich versuche nicht, im Voraus zu wissen,
was du mit mir vorhast.
du wirst mich sowieso überraschen.
Du hast mir Gutes erwiesen;
lass mich auch das Schwere aus deiner Hand annehmen.
Du wirst mir nicht mehr auferlegen,
als ich tragen kann.
Du bist bei mir gewesen alle Tage meines Lebens.
Du wirst mich auch in Zukunft nicht verlassen.
Das weiß ich.
Ich vertraue dir und deinem Wort, das du mir geschenkt hast.
Ich bitte dich nur um die Kraft
für jeden einzelnen Tag. Amen.
6.
Gott, ich traue dir zu,
dass mein heutiger Tag sinnvoll wird.
Ich weiß nicht, was er alles bringen wird,
aber es ist ein Tag mit dir.
So wie die Luft zum Atmen
spüre ich dich oft nicht.
Und lebe doch von dir und in dir.
Du umgibst mich von allen Seiten.
So atme ich mit aller Kraft
und weiß, dass du in mich hineinströmst,
um meinen Sinn zum Guten zu lenken.
Herr, erbarme dich. Amen.
7.
Herr, an diesem Morgen bedenke ich vor dir den Tag, der jetzt für mich beginnt.
Auch wenn ich heute nicht alles in deinem Sinn tun werde,
hilf mir, deinen Willen etwas besser zu tun als gestern.
Auch wenn deine Gegenwart mich nicht ganz durchdringt,
hilf, dass sie mir nicht verlorengeht.
Auch wenn ich nicht alle Menschen selbstlos lieben kann,
hilf, dass ich keinen entmutige, der mir begegnet.
Auch wenn die Zukunft voll Ungewissheit vor mir liegt,
gib mir Zuversicht für den nächsten Schritt
Jeder Tag ist ein neues Angebot von dir, Herr.
Hilf mir, dass ich es nützen kann. Amen.
1.
Herr, du hast uns zur Gemeinschaft mit dir geschaffen
und unser Herz ist unruhig,
bis es Ruhe findet in dir.
Dein ist das Licht des Tages.
Dein ist das Dunkel der Nacht.
Das Leben ist dein und der Tod.
Ich selbst bin dein und bete dich an.
Lass mich ruhen in Frieden
und segne den kommenden Tag. Amen.
2.
Herr, der Tag geht zu Ende.
Ich blicke zurück auf Straßen, Zimmer, Tische,
aber besonders auf Menschen.
Ich habe mit ihnen gesprochen, habe gelächelt.
Ich habe mit ihnen gearbeitet und gegessen.
Ich bin ihnen begegnet
und wohl auch auf die Nerven gegangen.
Ich habe sie gereizt, getröstet, geliebt.
Dies alles und mehr, o Herr, habe ich Menschen getan -
das alles habe ich dir getan.
Vergib mir, tröste mich, bleibe bei mir. Amen.
3.
Mein Gott,
ein Tag liegt hinter mir,
angefüllt mit Erlebnissen und Erfahrungen,
mit schönen und guten Augenblicken,
mit Missverständnissen und Verletzungen.
Ich will zurückschauen
mit dir an meiner Seite.
Zeig mir, was ich sehen soll.
Hilf mir, tiefer zu schauen.
Lenke du meinen Blick.
Mein Gott,
was gewesen ist, halte ich dir hin.
Nimm es am Abend dieses Tages.
Segne die Nacht und den kommenden Tag
und lass mich wieder alles von dir erhoffen. Amen.
4.
Herr, mein Gott, ich danke dir,
dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast.
Du warst bei mir.
Ich danke dir, dass du mich zur Ruhe kommen lässt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages
und hilf mir, allen zu vergeben, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen. Amen.
5.
Jesus Christus, bleib bei uns,
denn der Tag hat sich geneigt.
Du bist die Botschaft unsres Tuns,
das durch dich den Vater zeigt.
Du bist Wahrheit, Leben, Weg.
Wir ehren dich als Gottes Sohn.
Die Welt zu retten ist der Zweck
weshalb du kamst vom Himmelsthron.
Du kehrst heut Abend bei uns ein.
Nach allem Denken, Reden, Tun
wollen wir hörend bei dir sein
und dann in deinem Frieden ruhn.
6.
O Herr, so vieles beschäftigt mich.
Unruhige Gedanken treiben mich vor sich her…
Hilf mir loszulassen.
Mein Atem und mein Herzschlag sollen ruhig werden.
Finde mich mit deinem Frieden
Dann wird es gut. Amen.
7.
Herr, mein Gott,
ich lege diesen Tag zurück in deine Hände.
Gab es Höhepunkte? Gabe es Tiefpunkte?
War dieser Tag irgendwie mittelmäßig?
Ohne besondere Vorkommnisse?
Ich erkenne es nicht.
Ich überlasse es dir.
Nur danke möchte ich dir sagen für die guten Momente,
dafür, dass ich lebe
und an dich glauben kann. Amen.
1.
Herr, nimm an diesen Tag.
Es war dein Tag, der Tag des Herrn.
Ein Tag der Auferstehung
und des Lebens, das stärker ist als der Tod.
In dieser Gewissheit lass mich vertrauen,
dass ich bei dir geborgen bin auf ewig.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
2.
Herr, nimm an diesen Tag,
alles, was ich begonnen und vollendet habe,
alles, was Stückwerk geblieben ist;
die Freude und die Sorge,
die Hoffnung und die Enttäuschung;
das Schöne und das Hässliche,
dem ich begegnet bin oder von dem ich gehört habe.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
3.
Herr, nimm an diesen Tag.
Du hast ihn mir gegeben,
ich lege ihn zurück in deine Hände
voll Vertrauen, dass er in deinen Augen gut war
in Augenblicken und Stunden,
in Gedanken, Worten und Taten,
im Schweigen und im Unterlassen –
wann immer Dein Geist mich geführt hat.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
4.
Herr, nimm an diesen Tag.
Er war erfüllt von tausend Dingen.
Manches habe ich schon vergessen.
Anderes wird mir in Erinnerung bleiben.
Sieh, was es wert ist vor dir.
Sieh die Liebe, die Wirklichkeit geworden ist,
als du die Herzen berührt hast.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
5.
Herr, nimm an diesen Tag.
Nun verhüllt die Dunkelheit das Licht.
Nun löst der Schlaf das Wachsein ab.
Du aber leuchtest in jeder Finsternis.
Und du wachst über der Ruhe deines Volkes.
Lass uns in dieser Nacht neue Kraft sammeln,
um morgen dein Licht zu sein für diese Welt,
um aufmerksam zu sein für das, was du uns zukommen lässt.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
6.
Herr, nimm an diesen Tag.
Er war dein Geschenk,
das du mir anvertraut hast.
Achtsam wollte ich sein.
Manche Stunde war erfüllt.
Manche Stunde ist mir entglitten.
Du aber: Sieh bitte mit einem Lächeln auf mich.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
7.
Herr, nimm an diesen Tag.
Jetzt schließt sich der Kreis zwischen Wachen und Schlafen.
Jetzt ist Pause.
Nichts Wesentliches geschieht in meinem Leben
in den kommenden Stunden.
Doch du bist da.
Nimm an diesen Tag,
segne diese Stunde
und die Ruhe der kommenden Nacht.
Rechtliche Hintergründe