Dieser Begriff ist in anderen Ländern gebräuchlicher als in den deutschsprachigen Bereichen, wo er praktisch keine Verwendung findet. Er bringt den Glauben bzw. das Glauben-Lernen in den Kontext eines Erziehungs- bzw. Ausbildungsvorganges. Eine „Pädagogik des Glaubens“ knüpft daran an, dass Gott für sein Volk sorgt und es erzieht (vgl. Hos 11,3-4). Im Blick auf Jesus betont eine Pädagogik des Glaubens seine Rolle als Lehrer, der die Apostel durch sein Beispiel, durch seine Worte und Taten gleichsam in die Schule nimmt.
Die Erziehungskunst Gottes
(vgl. Allgemeines Direktorium für die Katechese 139)
„Gott behandelt euch wie Söhne“ (Hebr 12,7). Die „Erziehungskunst Gottes“ wird in Analogie zu menschlichem Handeln betrachtet.
Hervorzuheben ist der Erziehungsstil Gottes, an dem sich folgende Merkmale zeigen:
Die Pädagogik Christi
(Allgemeines Direktorium für die Katechese 140)
In ähnlicher Weise agiert Jesus.
Inhaltlich geht es Jesus um eine Verkündigung des Reiches Gottes und um die Aufforderung zu einem Verhalten, das dem Glauben entspricht.
Methodisch verwendet Jesus alle Möglichkeiten interpersonaler Kommunikation: Worte, Schweigen, Bildreden, Handlungen und vor allem sein persönliches Beispiel.
Die Pädagogik der Kirche
(Allgemeines Katechetisches Direktorium 142)
Diese Pädagogik des Glaubens will die Kirche umsetzen. Dabei hat sie sich in der Vergangenheit gerne des Bildes „Mutter Kirche“ (KKK 169, Gravissimum educationis 3) bedient. (Das wurde aber teilweise auch missverstanden.)
Im Sinn einer Pädagogik des Glaubens handeln heute Personen „im Auftrag der Kirche“ in Verkündigung, Katechese und Pastoral und orientieren sich an denselben Kriterien, wie sie schon ansatzweise in der Heiligen Schrift gezeigt werden:
Und dies erreicht der Mensch am besten in seiner Nachfolge Jesu Christi entsprechend seiner persönlichen Berufung.
Konkret ist das Wort Gottes selbst die erste Schule, aus dem sich das Lernen des Glaubens inspiriert; sodann geht es um einen Heilsdialog zwischen Gott und dem Menschen.
Dem dient eine Pädagogik des Glaubens, indem sie auf liebevolle Weise motiviert, dabei aber die Freiheit der Menschen respektiert. Damit wird unterstrichen, dass der Glaube ein Geschenk und keine Last ist.
Es geht auch darum, eine Sprache zu finden, die imstande ist, in ganz unterschiedlichen Verhältnissen den Zuhörern das Gotteswort mitzuteilen.
Glauben-lernen ist ein fortschreitender (Lehr- und Lern)Prozess, der nie abgeschlossen ist und der kaum jemals nur geradlinig verläuft.
Zu betonen ist die zentrale Stellung Jesu Christi und die Einbettung der Glaubenserfahrung in die Gemeinschaft des Volkes Gottes, der Kirche.
Glauben lernen bzw. im Glauben zu wachsen ist ein Weg, auf dem jeder sein persönliches Maß des Glaubens erreichen mag, so wie es Christus geschenkt hat (Eph 4,7).
Ziele einer Pädagogik des Glaubens
(vgl. Allgemeines Katechetisches Direktorium 144-147)
Vorweg bleibt festzuhalten, dass jegliches pädagogisches Bemühen nicht mit dem Heilshandeln Gottes verwechselt werden soll, das man nicht „machen“ kann: Das menschliche Engagement stellt sich in den Dienst Gottes.
Eine Pädagogik des Glaubens strebt danach, den Menschen in all ihren Dimensionen zu helfen, Glaube und Leben als Einheit zu gestalten: Der Mensch mag bereit werden, sich in diesem Dialog Gott ganz zu übergeben, d.h. seinen Verstand, seinen Willen, sein Herz, sein Gedächtnis auf ihn hinzuordnen. Dies mag sich am besten in einer Atmosphäre des Hörens, des Dankens und des Gebetes vollziehen – und es bedeutet aktive Beteiligung.
Ein vielleicht sichtbares Ergebnis eines „Erfolges“ dieser Pädagogik des Glaubens ist das Wachsen einer Freude am Glauben, in der Menschen bereit sind, sich der religiösen Dimension zu öffnen und sich am Vorbild Jesu Christi zu orientieren.
Tipps für das Sprechen
Tipps für das Zuhören
(aus Toni Fiung, Weil i di mog. Anregungen für eine gelingende Partnerschaft, Athesia Verlag)
Wer heiraten will, muss einen Partner finden. Es ist eine/einer unter Millionen, den/die man kennenlernt, erwählt, gemeinsame Lebensprojekte gestaltet und ein Leben lang zusammen-bleiben will – in Offenheit für Kinder und in der Übernahme von Mitverantwortung für ein Stück Welt.
Es gibt viele Ratgeber zum Thema Partnerwahl. Diese geben manche gute Hinweise, aber sie sind nicht die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit eines Menschen, alle Facetten seiner Persön-lichkeit, sind mehr: vielleicht nicht so ideal, wie man sich vorstellen will, aber real und leben-dig. Der konkrete Mensch ist wichtiger als noch so gute Kriterienkataloge für eine Partnerwahl.
Filme, Videos, Dokumentationen nähern sich dem Thema Partnerwahl vor dem Hintergrund: Es soll interessant sein. Sicherlich gibt es in diesen Medien gute Überlegungen. Manchmal jedoch neigen sie dazu, Projektionen zu verstärken und unrealistische Idealvorstellungen von Beziehung zu vermitteln.
Man kann auch Fehleinschätzungen bezüglich der eigenen Person haben. Dann hält man sich für besser – oder schwächer – als man wirklich ist. (Eine Frage des Selbst-Bewusstseins.) Man fühlt sich zu möglichen Partnern auch hingezogen entsprechend dem Bild, das man von sich selbst hat.
So kann es geschehen, dass manche heiraten wollen, „ohne sich zu kennen. Sie haben nur gemeinsam Zeit verbracht, haben gemeinsame Erfahrungen gemacht, haben sich aber nicht der Herausforderung gesellt, sich selbst zu offenbaren und zu lernen, wie der andere wirklich ist.“ (AL 210)
Es gibt keinen perfekten Partner. Man sollte sich jedoch gut vorstellen können, mit den Schwächen des anderen leben zu können, die man nicht weg-erziehen kann. Aber man will stets helfen, das Beste der Person zur Entfaltung zu bringen.
Die Wahl des Ehepartners ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die frei und bewusst getroffen wird. Das bedeutet: Man kennt den Partner so weit, dass man ihm/ihr voll und ganz vertrauen will, ja das eigene Leben rückhaltlos auf ihn/sie bauen möchte. Dennoch ist das persönliche Umfeld – besonders die eigene Familie und der Freundeskreis – wichtig, um auch auf mögliche Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, wenn etwas zwischen den Personen offensichtlich nicht zu passen scheint. „Das Problem ist, dass die Anfangsbegeisterung dazu führt, dass man versucht, vieles zu verbergen oder zu relativieren; man vermeidet Unstimmigkeiten, und so schiebt man die Schwierigkeiten nur vor sich her.“ (AL 209)
Auch Freunde, das familiäre Umfeld oder eine Gemeinde, die Verlobte begleitet, kann darauf aufmerksam machen, dass es ggf. nicht sinnvoll ist, sich auf eine Beziehung einzulassen, in der die beiden bei Grundsatzfragen gegensätzliche Vorstellungen haben. Hier braucht es einen Raum für das persönliche (seelsorgliche) Gespräch etwa darüber, „was jeder von einer eventuellen Ehe erwartet, was er unter Liebe und Verpflichtung versteht, was er sich vom anderen wünscht, welche Art von gemeinsamem Leben man planen möchte. Diese Ge-spräche können die Augen dafür öffnen, dass es in Wirklichkeit wenige Berührungspunkte gibt und dass die bloße gegenseitige Attraktion keine ausreichende Grundlage für eine Ver-bindung ist. Nichts ist flüchtiger, unsicherer und unberechenbarer als das Begehren, und niemals darf man zu der Entscheidung einer Eheschließung ermutigen, wenn nicht andere Motivationen ergründet worden sind, die dieser Bindung wirkliche Chancen zur Beständigkeit verleihen.“ (AL 209)
Für eine Partnerwahl gibt es keine spezifisch christlichen Ratschläge. Allgemein ist sicher auf Gemeinsamkeiten zu achten, vor allem in fundamentalen Fragen des Zusammenlebens: also auch bei der religiösen Einstellung, bei Werten, beim Kinderwunsch, bei Grundhaltungen, die mit der christlichen Botschaft vereinbar sein sollen. Das ist hilfreich. Freilich gelingen auch eheliche Beziehungen, in denen es wenig christlich geprägte Gemeinsamkeiten gibt.
In aller Kürze einige Ratschläge für das Gelingen einer Ehe (nach Alfred Adler):
Man findet einen Menschen, den einen Menschen unter Millionen anderen. Das ist ein Geschenk, man erlebt es so. Das ist eine Fügung – man kann es so deuten – und man kann darin Gott erahnen und ihm dankbar sein für diesen einen konkreten Menschen, der sich darauf freut, ein Leben lang gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen.
(aus dem Workshop von P. Dr. Peter van Meijl SDS "Ein Volk von Durchziehenden. Erfahrungen einer Passantenpastoral", Österreichische Pastoraltagung 2006)
Einführung
Was passiert da eigentlich? Sie bleiben stehen, bemerken eine offene Tür, werden am Abend vom Licht angezogen und gehen hinein. Die Michaelerkirche gegenüber der Hofburg in Wien. Die Kirche ist jeden Tag 15 Stunden geöffnet, besinnliche Musik begrüßt die City Hoppers, sie können sich der Wirkung der uralten Raumes nicht entziehen. Wenn diese Menschen nach kürzerer oder längerer Zeit wieder hinausgehen, sieht man es ihnen an: sie sind einfach beglückt.
Fünf Einsichten einer modernen City-Hopper-Pastoral
1. Eingehen auf das Zeitgefühl und den Zeitrhythmus unserer Zeit
2. In Menschen investieren, nicht in Monitore: einen Kreis von Mitarbeitern aufbauen
3. Die Donau hinunter mit der Angst! Es lebe die Kreativität!
4. "Kirche" wirkt überzeugend, wenn ihre "Kirchen" ganztägig bis spätabends für alle offen sind!
5. Mit einem Lächeln gehen sie hinaus in die Nacht.
Ein wenig ausführlicher erzählt
1. Warum tun wir das, was wir tun? - Alles fängt mit einer Urerfahrung an
Als ich im Sommer 2001 abends lange Zeit auf einer Bank auf dem Michaelerplatz gesessen bin und die City-Hoppers an mir vorbeiziehen sah, war die ganze Zeit mein Auge auf die verschlossene Tür der Michaelerkirche gerichtet. "Warum ist gerade jetzt jene Tür geschlossen?", fragte ich mich dauernd. Wenn die Menschen abends ihre Wohnungen und Geschäfte verlassen, über den Kohlmarkt spazieren oder sich auf den Weg zur Oper oder zum Burgtheater machen, gerade dann schließt die Kirche ihre Türe. Da stimmt doch etwas im Zeitverständnis nicht! Das heißt: diese Kirche lebt nicht im Rhythmus des modernen Menschen. Für mich war klar: Die Kirchenuhr muss neu gestellt werden! Die Tür muss offen sein, solange die Menschenmenge hier vorbeizieht. Das war eine erste Änderung, die ich als Moderator vornahm: Die Kirche bleibt täglich von 7 Uhr früh bis 10 Uhr abends offen.
2. Niederschwellige Angebote
Mein pastorales Ausgangspunkt ist: Wenn der Raum einen sichtbaren und einen unsichtbaren Schatz anzubieten hat, dann muss er auch so gut wie möglich "vermittelt" und "geöffnet" werden, damit jeder ihn mit allen Sinnen sehen, lesen und bewundern kann. Dann müssen niederschwellige Angebote (Bischof Wanke, Erfurt) gemacht werden, welche die modernen Menschen annehmen und verstehen können. Karl Schlemmer, emeritierter Professor der Liturgiewissenschaft und Pastoraltheologie an der Universität Passau, hat dies auch hervorragend in seiner Abschiedsrede im Jahre 2003 ausgearbeitet.
3. Der Raum als locus theologicus
Die 700 Jahre alte Michaelerkirche inmitten der Großstadt Wien ist nicht ein Museum, in dem untertags touristische Führungen und am Wochenende Eucharistiefeiern stattfinden oder etwa die Leute nur nach Eintrittsgeld hereingelassen werden und beten dürfen. Die Michaelerkirche ist ein locus theologiocum, ein Raum, der von 7 bis 22 Uhr geöffnet ist und in dem Kirchen-, Gruft- und Ausstellungsführungen stattfinden. An Hochfesten (1. Mai, 15. August und 1. November) wurden von Herrn Gustav Bergmeier nach der Eucharistiefeier liturgische Sonderführungen gehalten. Der Raum hat einen (inneren und äußeren architektonischen und spirituellen) Mittel-punkt, worauf alle Linien hindeuten und um den sich alles bewegt. Dieser Mittelpunkt ist der Tabernakel im Hochaltar. Er ist bereits vom Michaelerplatz aus zu sehen und zieht so manche Besucher schon von draußen an.
4. Kapellen wurden ge-räumt
Im ersten Jahr als Moderator habe ich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern manche Kapelle in der Michaelerkirche ge-räumt, d.h. Räume geschaffen und als Besinnungsorte gestaltet. Räume für Träume, Orte für Worte. Zuerst kam am Fest der Taufe Jesu 2003 die Taufkapelle an die Reihe. Niemand der Anwesenden war je in diesem (vor kurzem restaurierten) Raum gewesen! Dann wurde die Blasius-Kapelle geöffnet und anlässlich des Festes des Hl. Blasius am 2. Februar 2003 der Gemeinde vorgestellt. Außerdem wurde anlässlich der Stadtmission in Wien im Monat Mai 2003 die Turmkapelle jungen Künstlern für ein Multimediaprojekt zur Verfügung gestellt. Danach blieb der Raum den Kirchenbesuchern dauerhaft zugänglich. Ende des Jahres wurde darin ein Fürbittenbuch aufgelegt, das innerhalb von drei Tagen 12 Seiten an Fürbitten aufnahm!
Schließlich wurde im Oktober 2003 die so genannte Barnabitenkapelle in eine Insula Pacis (Friedensinsel) umgestaltet. Am Allerheiligenabend 2003 wurde dort in der Eucharistiefeier für alle Verstorbenen der Pfarre und für alle, für die im vergangenen Jahr ein Seelenamt in der Michaelerkirche gehalten wurde, ein Holzkreuzchen mit dem Namen des Verstorbenen und einem Lichtlein aufgestellt. Die betreffenden Familien, die zu diesem Gottesdienst eingeladen waren, können jetzt in diesem Raum für ihre Verstorbenen beten und jedes Mal eine Kerze anzünden. Diese Initiative ist sehr gut angenommen worden. So kann jede Familie dort an der Kultur und Liturgie des christlichen Trauerns weiterarbeiten.
5. Ein ruhiger Rundgang: keine Aus-stellung, sondern eine Ein-stellung
Die "Öffnung" dieser Kapellen und das Jubiläum "80 Jahre Salvatorianer in St. Michael (1923 - 2003)" im September 2003 gaben mir und Prof. Bergmeier die Möglichkeit , einen besinnlichen Rundgang durch die Kirche zu gestalten. Es wurden 11 historische "Räume" ausgewählt, die eine Beziehung zu den Salvatorianern und zur heutigen Zeit herstellen. Die Botschaft wurde auf großen Plakaten festgehalten. Immer wieder werden diese Texte von den Besuchern gelesen.
Schließlich wanderte Weihnachten 2003 auch die Krippe mit den Figuren wiederum in die so genannte Krippenkapelle, in die Nähe des barocken Gemäldes Anbetung durch die Hirten von Franz Anton Maulbertsch (1753 - 1755), wo sie bis Mitte Jänner 2004 zu besuchen war. Durch seine Lichtführung hat dieser Künstler bildlich dargestellt, dass Gott immer wieder ein Licht anzündet, wenn es in Kirche und Gesellschaft dunkel wird. So ist es zu verstehen, dass ich dieses Jahr die Weihnachtspredigt unter das Motto "Von Krippen, Kirchen und Kapellen" gestellt habe!
6. Der Raum verkündigt
Der Kirchenraum von St. Michael ist ein exzellenter Raum der "Verkündigung mit allen Mitteln" (Pater Jordan, Gründer der Salvatorianer und Salvatorianerinnen). Das wurde mir zum ersten Mal bewusst während der Fastenzeit 2003, die unter dem Thema stand "Meditation über verschiedene Christusdarstellungen im Laufe der Zeit". Die Mitfeiernden haben sich immer wieder zu diesen steinernen Darstellungen (Grabsteine) wie zu den verschiedenen Christusdarstellungen (1350-2000) geäußert, was zu beeindruckenden persönlichen Zeugnissen führte.
7. Ein Raum, in dem alle Sinne angesprochen werden
Immer wieder wird die selbe Frage gestellt (zuletzt auch vom Grazer Bischof Egon Kapellari), die Romano Guardini schon vor Jahrzehnten auf einem liturgischen Kongress in Mainz gestellt hatte, nämlich, ob der Mensch von heute noch liturgiefähig sei. Wenn ich aber die Frage umdrehe, so muss auch gefragt werden dürfen, ob unsere Liturgie heute noch menschenfähig ist. Wird der Mensch dort mit all seinen Sinnen angesprochen? Ich versuche es mit folgenden Mitteln zu erreichen:
Das Hören
Weil die Michaelerkirche eine außergewöhnlich gute Akustik hat, habe ich mich dazu entschlossen, außerhalb des Gottesdienstes eine ruhige und besinnliche Musik spielen zu lassen. Sie wird dem liturgischen Jahr entsprechend gewählt (Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Ostern und Jahrskreis). Am Abend sind die gregorianische Vesper und Komplet, ausgeführt von den Mönchen von Solemnes (Frankreich) zu hören. So kann jeder Kirchenbesucher mitten im Herzen der Großstadt seinen anstrengenden Wienbesuch mit dem Abend- und Nachtgebet der Kirche beschließen. Auch ist die beeindruckende Musik der göttlichen Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomus zu hören (Deutsch und Griechisch). Eine Frau aus Petersburg sagte mir einmal: ich fühle mich hier wie zu Hause.
Lesen, Schauen und Bewundern
Wir haben entdeckt, dass de Plakate des Ruhigen Rundgangs , die dem Kirchenbesucher eine Botschaft des historischen Raumes vermitteln wollen, sehr gut und dankbar aufgenommen werden. Bis tief in die Nacht hinein lesen die Besucher die einfache und kernige Sprache der Plakate.
Das Riechen
Jeden Samstag gehe ich mit dem Weihrauchfass durch den Kirchenraum. Der Geruch des Weihrauches vermittelt den Besuchern eine Atmosphäre des "Heiligen". Statt muffige und kalte Luft einzuatmen, nimmt man auf sinnliche Weise einen "geheiligten" Raum wahr.
Lexikon der Körpersprache der night visitors
Nach einem halben Jahr Erfahrung konnte ich ausreichend empirisches Material sammeln, um das Alphabet der Körpersprache der night visitors ein wenig buchstabieren zu können. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich das Verhalten dieser Besucher verändert, wenn sie den Raum der Kirche betreten. Sie hören die Musik, werden still, verweilen, zünden eine Kerze an und gehen wieder. Da immer jemand Aufsicht führt, ist für Auskunft und Sicherheit gesorgt. Das Auffälligste ist das überraschend freundliche Ausstrahlen der Gesichter der Besucher. Das wurde zuletzt am Silvesterabend 2003 nochmals bestätigt, als viele Menschen bis 23.30 Uhr die Kirche besuchten. Eine eigene feierliche Besinnung war spürbar.
8. Weitere Schritte in Planung
Stand-Punkte und Perspektiven
Zur Zeit wird ein neues Konzept der Beschriftung von Frau Johanna Piff ausgearbeitet, aufbauend auf die frühere "Fotoarbeit" von Prof. Gustav Bergmeier. Die bisherige Beschriftung war sprachlich überfrachtet und visuell unzureichend. Man wollte den Besuchern so viel "kunsthistorische" Informationen wie nur möglich vermitteln. Das neue Konzept geht von verschiedenen Stand-Punkten im Raum aus, die besondere Perspektiven bieten, um in kurzer Zeit die wesentlichsten Informationen klar und kernig in zwei Sprachen (Deutsch und Englisch) wiederzugeben.
Fastentuch 2004 zum Motto "Sehe ich wirklich schwarz?"
Zusammen mit Herrn Georg Sarti haben Prof. Bergmeier und ich einen Text ausgearbeitet, welcher die Botschaft der Lesungen der Fastenzeit in kurzen prägnanten Sätzen zusammenfasst. Dazu werden die zwei Dozenten für Fotographie an der graphischen Lehr- und Versuchanstalt Bilder auf einem großen schwarzen Tuch gestalten, die das Alte und Neue Testament in die heutige Zeit rücken wollen. Die Besucher der Michaelerkirche können dann das Fastentuch aus der Nähe betrachten.
Kellerräume: Reise in die Tiefe
Die Grundidee dieser "Reise in die Tiefe" ist die Feststellung, dass das traditionelle christliche Glaubenswissen zum Teil ganz abhanden gekommen ist. Die trockenen Kellerräume unter dem Salvatorianerkloster könnten helfen, dieses Wissen wieder ganzheitlich zu vermitteln: in sieben Räumen, nach der Zahl "sieben" geordnet. Das könnte sein: sieben Tage der Schöpfung, sieben Werke der Barmherzigkeit, sieben Hauptsünden, sieben Sakramente, die mit allen Sinnen wieder entdeckt werden sollen (Geräusche, Musik, Geruch usw.): Taufe (Wasser), Firmung (Öl), Eucharistie (Brot und Wein), Ehe (Ringe), Buße (aufbauende Texte der Versöhnung), Krankensalbung, Priesterweihe. Künstler sind von den Räumen begeistert. Es gibt aber bei diesem Projekt noch sehr viele ernsthafte Schwierigkeiten finanzieller und bautechnischer Art zu überwinden.
Pater D. Peter van Meijl SDS
Trends als Herausforderung für die Pastoral
Karl Bopp
Aus: Walter Krieger, Balthasar Sieberer (Hg.), Jesus Christus und der Zeitgeist, Lahn-Verlag, Kevelaer 2005
2. Das größte Problem für die Seelsorger ist nicht die Seelsorge, sondern die Problemtrance (d.h.: die eigene Berufung wertschätzen und sich daran freuen; sich vergewissern, eine großartige Botschaft zu haben; von beglückenden Erfahrungen erzählen - ohne Negatives zu verschweigen; der größte Teil der Seelsorge bleibt in allen Veränderungen gleich: Taufe, Verkündigung, Zuhören - bedenken, wie sehr das Zuhören von den Menschen geschätzt wird)
3. Die größte Sehnsucht von Seelsorgern in einer Zeit des Umbruchs ist eine Verankerung der eigenen Person (d.h.: das Bedürfnis nach Beheimatung auf tiefste Quellen - auf Gott hin - verankern; Pfarre, Gemeinde, Gemeinschaft ist nicht Heimat, sondern Fremde - Heimat ist in Gott; Beheimatung hängt nicht von den Umständen ab, sondern von der eigenen Verwurzelung; persönliche Spiritualität entwickeln: Bibel lesen...)
4. Auf Kraftquelllen statt auf Defizite schauen (d.h.: Defizite sind wie schwarze Löcher, die nur Energie kosten; Defizite sind selten interessant; dafür soll nur wenig Zeit und Energie - höchstens 25% - gewidmet werden, d.h. für "Reparaturdienste"; sich den eigenen Kraftquellen widmen: Deutungs-, Gestaltungs-, Sinnressourcen nützen; Ressourcen investieren und erneuern)
5. Umstellung auf eine neue pastorale Situation bedeutet auch Trauerarbeit (d.h.: ernst nehmen, dass Trauerarbeit nötig ist; Vergangenes würdigen aber auch verabschieden; Trauer auf Hoffnung hin durchdringen; klar sehen: Kirche ist Mond - Sonne ist Christus - lunare Ekklesiologie)
6. Die zentrale Frage der Pastoral ist die Gottesfrage d.h.: nicht die Kirchenfrage; es geht um Reich Gottes, um Gott, um das - "bedrohte" - Leben der Menschen)
7. Das Zeitalter des Managements in der Seelsorge ist vorbei -theologische Deutungs- und Gestaltungskompetenz sind Schlüsselkompetenzen der Zukunft (d.h.: Rückkehr zu mehr theologischer Selbstdeutung und Programmatik, zur Theologie; Ressourcen für theologische Reflexion und theologisches Handeln fördern)
8. Wir leben in einer Situation zunehmender pastoraler Armut (d.h.: dankbarer Rückblick auf "reiche" Epoche; Dankbarkeit für so viele pastorale Kompetenzen heute; anerkennen, dass ASKESE eine neue pastorale Stärke sein wird: "ich beschränke mich um eines Zieles willen", "ich verzichte darauf, alles tun zu wollen, was ich könnte..")
9. Die Kunst der Selbst-auf-Gabe (Hingabe) der Seelsorger/innen (d.h.: Menschenfischer-sein ist eine ganzheitliche Lebensform; Lebensaufgabe und Selbstverwirklichung gehören zusammen)
10. Wir leben in einer Situation zunehmender Vereinzelung (d.h.: Gemeinschaft bilden und pflegen!; Austausch, Kollegialität, Freudschaft sind Motivationsquellen; eine neue Lebenskultur des Miteinander finden: beten, feiern,...; auf private Vorlieben zugunsten von Synergien verzichten)
11. "Was ist dein Beruf?" ist eine alte Frage - die neue Frage lautet: "Was ist deine Mission?" (d.h.: darauf immer wieder Antwort finden; Mut zu einem unverwechselbaren Profil entwickeln; auftragsbewusst und zielbezogen leben; Wesentliches in den Blick nehmen)
12. Sich selbst treu bleiben - Selbst-Sorge (d.h.: Selbst-Sorge ist ein integraler, existenzialer Bestandteil des Lebens, ist kein "Segment"; es geht um pastorale Lebenskunst; Burn-out-Symptome ernst nehmen)
13. Die Botschaft vom Reich Gottes soll im Herzen brennen (d.h.: die erste Liebe neu entfachen; kein pastoraler Beamter sein; Hingabe macht lebendig: daran wirklich glauben; leidenschaftliche Fähigkeiten wertschätzen; Formation der Leidenschaft)
14. Die Gegenwart ist eine Zeit scheinbarer pastoraler Dürre angesichts erhöhter pastoraler Anstrengungen (d.h.: es geht nicht um Leistung, sondern um Fruchtbar-werden; Konzepte nicht machen, sondern empfangen; staunen, was Gott wachsen lässt; im Aufbruch ins Unbekannte liegt ein Segen; Geschichten der Fruchtbarkeit, nicht des Erfolges, erzählen)
15. Erlaubnis zum Fragment (d.h.: es geht um das Ganze im Fragment; Paradigmen relativieren; Gelassenheit: auch im Scheitern kann Heil geschenkt werden; eucharistisch leben: "das Geheimnis von Ostern ist in Bruchstücken verborgen")
* Prüfe dich: Woran hängt dein Herz? Was tust du gern und wofür verwendest du deine Zeit mit Freude? Was ist dir zuwider, was meidest du, ohne dass es aus Bequemlichkeit geschieht?
Frage dich selbst oder deine Freunde und Vertrauten, die ein offenes Wort dir gegenüber nicht scheuen.
* Wenn du über dich und deine Vorlieben erschrickst, lass dich nicht irritieren, sondern geh in deine Mitte! Suche nicht oberflächlich Anerkennung durch deine Leistungen, sondern höre auf deine innere Stimme und finde zu dir selbst! Dort wirst du jene Quellen der Kraft wiederentdecken, die dir geschenkt wurden!
* Frage dich: Warum bin ich da?
- Staune, dass du überhaupt bist! Du: mit deiner einzigartigen Geschichte, deinen Beziehungen, deinem Können, deiner Fähigkeit, das Schöne des Lebens zu genießen, mit deiner Würde und deiner Liebenswürdigkeit, deinem Opfer und deinem Verzicht. Durch das alles bist du einmalig, unersetzlich und wertvoll!
- Staune, dass du da bist: an diesem Ort, in dieser Stadt, in diesem Land, an deinem Arbeitsplatz, unter diesen Menschen, in diesem Raum. Es ist kein Zufall, sondern deine Bestimmung, in jedem gegenwärtigen Augenblick einen ganz bestimmten Plan auszufüllen - mit dir!
* Was bedeutet Erfolg für dich? Sei nicht abhängig von Anerkennung, sondern sieh auch in der Ablehnung eine Chance zu lernen. Sei du selbst und bleib dir bewusst, dass du in all deiner Größe und deiner Bescheidenheit immer nur das geben kannst, was du empfangen hast. Vor allem hüte dich vor der Traurigkeit, die du dir im Grunde selber machst, und die eine Form von Sünde sein kann!
* Bedenke daher deinen Auftrag: Er ist es, das Evangelium zu leben und zu verkünden; Zeit zu haben für Gott und für die Menschen, um deren Heil willen du ein Zeichen der Hoffnung bist!
* Ordne in diesem Sinn dein Tun! Unterscheide wichtige von weniger wichtigen Dingen! Lass nichts kompliziert werden, denn im Grund ist das Leben einfach. Steh zur Einfachheit deines eigenen Lebens und deiner Persönlichkeit, die so ist, wie sie ist und wird!
Kultur des Willkommens (welcoming):
Menschen sollen sich in der Kirche willkommen fühlen und Gastfreundschaft erfahren. Jemand ist immer für sie erreichbar. Die Gemeinschaften engagieren sich intensiv für ein "Beziehungs-Management" und achten aufmerksam auf das, was die Menschen brauchen.
Sagen, was mich bewegt (mission statement):
Man erinnert einander daran, wem man sich als Kirche verdankt und wofür wir stehen. Dadurch vergewissert man sich seiner Mission und übt, diese zu kommunizieren.
Einander dienen (stewardship):
In Dankbarkeit gegenüber Gottes Gaben füreinander Zeit, Talent und Besitz einsetzen. Das geht in Richtung "neues Ehrenamt", in dem man vor allem auf die Charismen achtet.
Lebenslanges Lernen (lifelong learning):
die Zeichen der Zeit stets neu lesen und deuten, Erfahrungen anderer aufgreifen, veränderungsbereit sein, Fehler nicht ängstlich vermeiden, sondern aus ihnen lernen.
Zur Entstehung eines Begriffs
Der Auftrag
Im Jahr 1994 wurde das Österreichische Pastoralinstitut von der Österreichischen Bischofskonferenz beauftragt, einen Arbeitskreis "Pastoralkatechese" einzurichten. Ziel des Arbeitskreises sollte sein, "den Katechismus der Katholischen Kirche als Bezugspunkt für die Erneuerung der Katechese fruchtbar zu machen und damit den Zusammenhang zwischen pastoralem Handeln und der Glaubenslehre der Kirche zu untersuchen und zu konkretisieren". (1)
Es erscheint sinnvoll, als einer der ersten Beteiligten bei der Entstehung und Verwendung dieses Begriffs einige Hintergründe zu erläutern.
Denn das bis dato nicht-existierende Wort "Pastoralkatechese" löste einiges Erstaunen aus. Lediglich eine Wortverbindung "pastoral-katechetisch" wurde entdeckt, und zwar im Allgemeinen Katechetischen Direktorium (1971), um dort den Zusammenhang zwischen Katechese und pastoraler Tätigkeit herauszustreichen. (2) Auch war unklar, welche Rolle der Katechismus der Katholischen Kirche (3) auftragsgemäß spielen sollte. War er als Richtschnur für alles gedacht oder als eine Quelle unter mehreren oder etwa als systematische Vorgabe? Vorgespräche mit maßgeblichen Mitgliedern der Bischofskonferenz ergaben, dass der entsprechende Arbeitskreis des Österreichischen Pastoralinstituts selbst den besten Weg der Berücksichtigung des "Weltkatechismus" finden möge.
Jeder neue Begriff markiert einen neuen Akzent. Das Gemeinte ist zwar oftmals schon vorhanden, erhält aber eine neue, auf Aufmerksamkeit hoffende Bedeutung. Und Akzente fallen nicht einfach vom Himmel (oder werden von einem Ort auf der Welt für andere bestimmt), denn sie sind bereits irgendwo vorgezeichnet. - Im vorliegenden Fall orientiert sich der Begriff Pastoralkatechese an zwei Erfahrungen: an der synonymen Verwendung der Begriffe Sakramentenpastoral und Sakramentenkatechese sowie überhaupt an der (weitestgehend) synonymen Bedeutung von "Pastoral" und "Katechese" im frankophonen Raum. (4)
Beim Begriff Pastoralkatechese wird somit zunächst klar, dass es einerseits um ein pastorales (Handlungs-)Feld geht, andererseits um Glaubensinhalte, die auf diesem pastoralen Feld relevant sind.
Betont wird dabei die Bedeutung der Verkündigung als Grundauftrag der Pastoral. (Vielleicht ist es gut, dass nacheinander oder auch gleichzeitig an verschiedenen Orten die drei Grundaufträge der Pastoral abwechselnd besonders herausgestellt werden. Zuletzt musste sich ja alles als "diakonisch" rechtfertigen, bei der jungen Priestergeneration bahnt sich nach Beobachtungen des Autors eine verstärkte Sensibilität für Liturgie an.) Es geht also hier um "Glaubensvermittlung", um eine "Weitergabe des Glaubens", auch wenn diese gewohnten Begriffe unglücklich sind, da sie fälschlicherweise suggerieren, Glaube wäre eine Art Sache, die man sicher "haben" und jemandem "geben" könne.
Das "pastorale Feld" muss nicht die Gemeinde sein. Vorstellbar ist jeder Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um sich - geplant und einigermaßen systematisch - mit Glaubensinhalten auseinanderzusetzen. Das kann neben einer Pfarrei auch im Dekanat, in einer Gruppe, einer "Erneuerungsbewegung", einem Bildungshaus, einem dafür zugänglichen Kloster oder sogar in der Familie sein (- etwa im Sinn der "catequesis familiar"). Wie in jeder Katechese ist allerdings zu betonen, dass es zuallererst um Jesus Christus, um das Entdecken seiner Person, um ein Kennenlernen und um eine Begegnung mit ihm geht. Alles andere ist dem nachgeordnet.
Somit geht es bei "Pastoralkatechese" auch um eine Neuentdeckung dessen, was Katechese eigentlich meint, und zwar in vielfältigen Formen, die sich trotz mancher Ähnlichkeiten dennoch charakteristisch von Erwachsenenbildung, Theologischer Bildung oder von spiritueller Persönlichkeitsbildung unterscheiden.
Im Band 7 des soeben erscheinenden Lexikons für Theologie und Kirche, wo dieser Begriff neu aufgenommen wurde, wird dies so beschrieben: "Pastoralkatechese bezeichnet allgemein katechetische Vorgänge in pastoralen Bereichen und betont deren Zusammengehörigkeit... Ein Ansatz `vom Leben her` eröffnet in Korrelation zur `traditio` Zugänge zum Glauben... Für Pastoralkatechese relevante Bereiche: Gemeindekatechese, Glaubenskurse, Bildungsarbeit, Sakramentenvorbereitung, pastorale Verwendung des Katechismus der Katholischen Kirche, Verkündigung und Katechese allgemein". (5)
Vorgeschichte
In Österreich fand zur Umsetzung der Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils 1969-1971 der Österreichische Synodale Vorgang statt. (6) Der Begriff "Katechese", der auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil keine besondere Rolle gespielt hatte, fehlt hier. Stattdessen ist im Kapitel 3 ausführlich von "Bildung und Erziehung" die Rede, wie es mglw. einer österreichischen Tradition naheliegt.
Für die folgende Entwicklung bedeutsam wurde das Allgemeine Katechetische Direktorium von 1971 und das Dokument der Bischofssynode "Die Katechese in unserer Zeit mit besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendkatechese". (7) Damit waren die Entwicklungslinien in Österreich vorgezeichnet: einerseits in Richtung einer Betonung der Bildungsarbeit, andererseits eine Verortung der Katechese im Kinder- und Jugendalter. Dies wurde offensichtlich bei der Veröffentlichung des Österreichischen Direktoriums für die Kinder- und Jugendarbeit, wo Katechese de facto dem Religionsunterricht zugeordnet, ja sogar m.E. mit ihm gleichgesetzt wird: (8) Religionslehrer werden als Verantwortliche für die Katechese angesehen (9). Wenn einmal doch das ganze Volk Gottes als Katechet und Katechumene angesprochen wird (10), ist in der Folge doch wieder nur vom Religionslehrer die Rede (11). Die einzige Verbindung zwischen Katechese und Pastoral wird im Zusammenhang mit der Sakramentenvorbereitung beschrieben. (12)
Katechese bekam also ihren Ort in Österreich im Religionsunterricht, wurde hier jedoch schon bald vom Begriff der "Religionspädagogik" abgelöst. Denn das ausgesprochen katechetische Bemühen im Religionsunterricht musste aufgrund der Schulsituation und der mangelnden religiösen Vorbildung bzw. Offenheit der Schüler immer wieder zurücktreten. Heute ist im Zusammenhang mit dem Religionsunterricht m.E. nicht mehr von "Katechese", höchstens noch von "katechetischen Elementen" die Rede. (13)
So hat "Katechese" - dem Namen nach - praktisch keine Bedeutung. Allerdings gibt es in der Praxis viele Überschneidungen mit der Bildungsarbeit oder mit spezifischen spirituellen Angeboten. Einzelne Personen, Pfarren, Bibelrunden, Bildungshäuser, de facto auch das "Pastoralseminar" u.a.m. haben da und dort immer Katechese praktiziert. Ein umfassendes und tiefes Verständnis dessen, was Katechese in ihrer eigentlichen Bedeutung ist, wurde jedoch verloren.
Dem entspricht auch die sehr unterschiedliche Aufnahme von verschiedenen Kapiteln aus Evangelii Nuntiandi. (14) Während manches intensiv umgesetzt wurde, blieben die katechetischen Bezugspunkte ohne Echo. Damit fand später Catechesi Tradendae keine Anhaltspunkte, um in Österreich auf größerer Ebene fruchtbar zu werden.
Vielleicht liegt in dieser Vorgeschichte auch ein Grund (unter mehreren), warum der Katechismus der Katholischen Kirche in Österreich - strukturell - so schlecht angenommen wurde.
In Deutschland lief die Entwicklung anders, kam aber zu ähnlichen Ergebnissen. Von Katechese handelt kein Dokument der Gemeinsamen Synode (1971 - 1976), lediglich in einem Arbeitspapier wird das Thema ausführlich und für die Zukunft äußerst fruchtbar behandelt.(16)
"Katechese" wurde hier in einem sehr weiten Sinn verstanden.(17) Zu ihr gehört praktisch alles, was nötig ist, um Möglichkeiten des Christ-seins zu zeigen und zu vermitteln. Damit wird der konstruktive Zusammenhang zwischen der katechetischen Tätigkeit und den kirchlichen Grundfunktionen deutlich herausgestellt. Dabei folgt das Arbeitspapier einem ziemlich radikal durchgehaltenen anthropologischen Ansatz. In der Folge tritt das Glaubensgut selbst in den Hintergrund. In diesem weiten Verständnis von Katechese hat auch Bildungsarbeit ihren Platz, über die dann die Auseinandersetzung mit dem Glaubensgut stattfindet. Für die Anliegen des Arbeitspapiers setzt sich seit ihrer davon inspirierten Gründung die "Gemeindekatechese" ein.
Dieser Begriff von Katechese steht zweifellos in Spannung etwa mit jenem des Katechismus der Katholischen Kirche, der darunter eine "Glaubenserziehung" versteht, "die vor allem eine Darlegung der christlichen Lehre umfasst, wobei man im allgemeinen organisch und systematisch vorgeht, um die Schüler in die Fülle des christlichen Lebens einzuführen". (18) Konkrete Differenzen sind etwa:
- der anthropologische Zug des Arbeitspapiers, der im Katechismus sehr im Hintergrund ist;
- der im Arbeitspapier beschriebene Lernprozess samt Erfahrungsaustausch im Glauben ist im Weltkatechismus zwar nicht ausgeschlossen, aber vernachlässigt;
- erstrebt das Arbeitspapier mit einem gewissen Pathos der Veränderung einen innovierenden und kirchenerneuernden Impuls, sucht der Katechismus eine Erneuerung dessen, was ist (des Glaubens), aber keine "Veränderung", die sich allerdings aus einer Vertiefung des Glaubens ergeben mag.
Berücksichtigt man allerdings die verschiedenen Ebenen von Arbeitspapier und Katechismus, sind die skizzierten Spannungen keine Gegensätze, sondern u.U. die vom Katechismus selbst geforderte Anpassung an eine konkrete Situation einer Teilkirche mit den in ihr lebenden Adressaten von "Katechese". (19)
Bezugspunkt Katechismus der Katholischen Kirche
Ohne den neuen Katechismus der Katholischen Kirche hätte es den Auftrag "Pastoralkatechese" nicht gegeben. Aber keineswegs kann es nun einfach um eine "Umsetzung" der Inhalte gehen, die dann "vorgelegt" werden.
Sinngemäß ist der Weltkatechismus ein Instrument für die "Glaubenserziehung", wobei das Wort "Erziehung" missverständlich ist. Erziehung - d.h. "educazione" bzw. "formatione" - meint eigentlich ein ganzheitliches Reifen, ein prozesshaftes Mündig-Werden, ein beständiges Wachsen im Glauben, das nie abgeschlossen ist. Pastoralkatechese ist ein Weg (unter anderem) dazu, der - unter Berücksichtigung bzw. in Verbindung mit dem Weltkatechismus - zur Entdeckung von Glaubensinhalten einlädt, die für das Leben und für den konkreten Menschen bedeutsam sind. Es geht nicht bloß um ein Wissen, sondern um ein ganzheitliches Angesprochen-werden auch auf der Ebene von Gefühlen (z.B. Freude über den Glauben) und des Handelns in christlichem Sinn. (20)
Als "sichere Norm für die Lehre des Glaubens" (21) ist der Weltkatechismus ein authentischer Bezugstext (unter anderem) für die Erarbeitung pastoralkatechetischer Modelle. Demgemäß ist er durchaus als "Werkzeug" (22) zu verstehen. Als Werkzeug kann er das leisten, was in ihm steckt. Das bedeutet, dass es auf den Künstler, auf den Benutzer dieses Werkzeugs ankommt, was damit geschaffen wird: ob Hilfreiches oder Irritierendes, Nützliches oder Befremdendes, etwas den Blick auf Gott Eröffnendes oder ihn Verstellendes. Der Sinn der Verwendung des Katechismus der Katholischen Kirche im Bereich Pastoralkatechese soll jedenfalls dem entsprechen, was er selbst so ausdrückt: Alles "muss auf die Liebe ausgerichtet sein ... immer ist dabei vor allem die Liebe zu unserem Herrn zu empfehlen". (23)
Ausblick
Der im Österreichischen Pastoralinstitut eingerichtete Arbeitskreis Pastoralkatechese hat seinen Auftrag erfüllt und einen Behelf für eine Art Glaubenskurs publiziert, der in Gruppen, Gemeinden, Hauskirchen usw. in der Fasten- und Osterzeit stattfinden könnte. (24) Hier wurden verschiedene Elemente - auch ein Text aus dem Katechismus der Katholischen Kirche - miteinander in Verbindung gebracht und stellen damit Anregungen für die persönliche und gemeinschaftliche Glaubensvertiefung dar.
Auf andere Art gab der Behelf "Dein Wille geschehe" (25) Impulse zu 33 aktuellen kirchlichen Themen, für die der Weltkatechismus eine von mehrere Quellen darstellte.
Was heute allgemein in der Praxis in Österreich und in Deutschland (und wohl auch in der Schweiz) im Bereich Katechese geschieht, ist eine Mischung aus Sakramentenvorbereitung, Bildungsarbeit, Glaubenskursen usw. Daneben fällt auf, dass Katechese oft von "Erneuerungsbewegungen" ins Spiel gebracht wird. Von der Wortwahl her ist dies beim "Neokatechumenat" unüberhörbar. Und das bringt ein konkretes Problem mit sich. Denn damit erscheint der Begriff teilweise besetzt, so dass es manchmal tatsächlich schwierig ist, sogar mit kirchlichen Insidern, die es eigentlich besser wissen müssten, über Katechese unbefangen zu sprechen. Denn immer wieder wird "Neokatechumenat" mitgehört.
Der Begriff Pastoralkatechese könnte Katechese ein Stück weit in das kirchliche Bewusstsein zurückgewinnen. Dabei geht es um einen anthropologischen Ansatz aus der Überzeugung heraus, dass das Glaubensgut (bzw. die Lehre der Kirche) das Menschsein fördert und befreit - und nicht etwa seiner Entfaltung hinderlich entgegensteht. Dass hier Hindernisse der Vergangenheit und der Gegenwart überwunden werden müssen, stellt die besondere Herausforderung der mit "Pastoralkatechese" bezeichneten Aufgabe dar. Es geht darum, die Botschaft Gottes vernehmbar zu machen, und zwar für den konkreten Menschen, der mit seinen Freuden und Ängsten, mit seinen Fragen und Überzeugungen (26) in einem "pastoralkatechetischen" Feld begegnet.
Und es wird dabei wesentlich sein, nicht in die veraltete Charakteristik von "Lehrveranstaltungen" zurückzufallen, sondern einen Glaubens-Prozess (d.h. letztlich einen ganzheitlichen "Lern-Prozess") verantwortungsvoll zu gestalten und zu begleiten. (27)
Anmerkungen:
(1) Brief des Sekretariats der Österreichischen Bischofskonferenz an Dr. Walter Krieger, Österreichisches Pastoralinstitut, vom 7.6.1994.
(2) Siehe Überschrift im Text zu Teil VI Kapitel VI: "Die Koordinierung der pastoral-katechetischen Tätigkeit mit der gesamten pastoralen Tätigkeit", in: Allgemeines Katechetisches Direktorium, hrsgg. von der Hl. Kongregation für den Klerus, Fulda 1973.
(3) Katechismus der Katholischen Kirche, München u.a. 1993.
(4) Vgl. z.B. Giovanni Giusti, Fare catechesi. Riflessioni, problemi e proposte per chi opere nella catechesi, Turin 1986, bes. 25-39.
(5) Walter Krieger, Pastoralkatechese (Manuskript), in: Lexikon für Theologie und Kirche, hrsgg. von Walter Kasper u.a., Band 7, Freiburg 1998, 1439f; Abkürzungen wurden hier ausgeschrieben.
(6) Österreichischer Synodaler Vorgang. Dokumente, Wien 1974; Leben und Wirken der Kirche in Wien. Handbuch der Synode 1969-1971, Wien o.J.
(7) Die Katechese in unserer Zeit mit besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendkatechese. Vatikanstaat 1876.
(8) Österreichisches Direktorium für die Kinder- und Jugendarbeit, erarbeitet von der Projektgruppe Religionsunterricht der Österreichischen Kommission für Bildung und Erziehung, Wien 1981; dem folgten keine einschlägigen Orientierungen mehr.
(9) Ebd. S. 24-31, Nr. 5
(10) Ebd. S 74f, Nr.9.1.
(11) Ebd. S. 75ff, Nr. 9.2, 9.3.
(12) Ebd. S. 80-87, Nr. 10.1.
(13) Das wird wohl auch vom neuen Allgemeinen Katechetischen Direktorium (hrsgg. von der Kongregation für den Klerus, Vatikan 1997) so gesehen, wobei auf den untrennbaren und undispensablen Zusammenhang von Religionsunterricht und Katechese hingewiesen wird: Nr. 73-76.
(14) Paul VI, Apostolisches Schreiben "Evangelii Nuntiandi" an den Episkopat, den Klerus und alle Gläubigen der katholischen Kirche über die Evangelisierung in der Welt von heute. 8. Dezember 1975 (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 2, hrsgg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1975).
(15) Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben "Catechesi Tradendae" an den Episkopat, den Klerus und alle Gläubigen der katholischen Kirche über die Katechese in unserer Zeit, Freiburg/Schweiz 1979.
(16) Das katechetische Wirken der Kirche, in: Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Ergänzungsband: Arbeitspapiere der Sachkommissionen. Offizielle Gesamtausgabe II. Freiburg 1977.
(17) Die folgenden Charakterisierungen dieses Arbeitspapiers entsprechen den Ausführungen von Karl Lehmann, Das katechetische Wirken der Kirche. Einleitung, in: Gemeinsame Synode. Ergänzungsband, S. 31-36.
(18) Catechesi Tradendae 18, zitiert nach Katechismus der Katholischen Kirche 5.
(19) Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche 23-25; vgl. Allgemeines Katechetisches Direktorium 1997, bes. 167-214.
(20) Vgl. Walter Krieger, Und er bewegt uns doch: Einführung in den Katechismus der Katholischen Kirche, Leipzig 1994, 11.
(21) Johannes Paul II., Apostolische Konstitution "Fidei Depositum" zur Veröffentlichung des "Katechismus der Katholischen Kirche", der im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil verfasst wurde, in: Katechismus der Katholischen Kirche S. 29-35; zum Verständnis von "Norm" in diesem Zusammenhang vgl. Krieger, Und er bewegt uns doch, 23-25.
(22) Fidei Depositum a.a.O.
(23) Katechismus der Katholische Kirche 25.
(24) Lebenswege - Spurensuche. Orientierung aus dem Glauben. Pastoralkatechese im Modell, hrsgg. vom Österreichischen Pastoralinstitut, Wien 1997.
(25) Dein Wille geschehe. Impulse für Pfarrgemeinden und Gruppen (Pastoralkatechetisch-spirituelle Anregungen zu aktuellen Herausforderungen in der Verkündigung), hrsgg. vom Österreichischen Pastoralinstitut im Auftrag des Ständigen Rates des Österreichischen Bischofskonferenz, Wien 1997.
(26) Vgl. Gaudium et Spes 1.
(27) Wie schwer dies aus den Köpfen zu bringen sein wird, zeigt die teilweise mißglückte Übersetzung des Allgemeinen Katechetischen Direktoriums 1997, die entgegen dem Wortlaut des italienischen (Original-)Dokumentes genau diesen Fehler macht: Nr. 143: "La catechesi si configura cosi come processo (!), o itinerario, o cammino al seguito del Cristo nel Vangelo nello Spirito verso il Padre ..." wird übersetzt: "Die Katechese gestaltet sich als Lehrvorgang (!) oder Anleitung oder Weg im Geist zum Vater in der Nachfolge des Christus des Evangeliums". - Dies wurde in einer überarbeiteten Auflage allerdings korrigiert!
Vorbemerkung
Bei einer Diskussion um die Hilfe, die z.B. Milieustudien für Pastoral leisten können, wurde darauf hingewiesen, dass es quasi eine Folie - einen Pastoralplan - braucht, um aus der sensibilisierten Wahrnehmung entsprechende Schlüsse zu ziehen, die dann zu einem pastoralen Handeln führen, das dem Heute - noch - besser entspricht.
Aus diesem Grund habe ich mich mit einschlägigen diözesanen Dokumenten bzw. Konzepten befasst, die auf unterschiedliche Art und unter unterschiedlichem Titel dem entsprechen bzw. nahekommen, was man unter PP verstehen kann.
Dies waren Texte aus: Zürich-Chur, Basel, Lausanne-Fribourg-Geneve, Osnabrück, Speyer, Münster, Hildesheim, Würzburg, Essen, Passau, Trier.
Diese werden hier schwerpunktmäßig zusammengeschaut, um ein "Unternehmen PP" (wo auch immer ein solches ins Auge gefasst wird) zu unterstützen.
1. PP: wozu?
Ein PP will helfen:
- Eine Orientierung für pastorales Handeln am Handeln Gottes zu finden
- Theologisch verantwortete pastorale Schwerpunkte zu setzen
- eine Glaubensvermittlung im Dialog mit der Gegenwart zu fördern
Anmerkungen:
Dies verweist auf unverzichtbare Voraussetzungen für die Entwicklung eines PP:
Dabei ist eine Rückbesinnung auf das Handeln Gottes kein spirituelles Häubchen, sondern vergegenwärtigt sein Handeln in der Gegenwart. (Eine Betrachtung von Bibelstellen in PP-Erarbeitungsphasen steht unter diesem Anspruch.) Mit Gott ist zu rechnen. Er hat Vorrang. Auch wenn sich sein Wirken nicht "planen" lässt: er hat geoffenbart, was ihm wichtig ist d.h. was heilsam ist. Und der Kern jeder Pastoral ist die Sorge um das "Heil der Seelen", d.h. dass Menschen "Leben in Fülle" finden.
Und das ist konkret. Es geht um eine verantwortliche Konkretisierung an einem pastoralen Ort, wo eben nicht alles gleichermaßen gleichzeitig möglich ist. Oftmals macht erst ein Mangel an Ressourcen dies bewusst - und dann sind die "Zeichen der Zeit" auf dem Hintergrund des Evangeliums neu zu deuten. Sie sind das wichtigere Kriterium als Gewohnheiten, Traditionen, Erwartungen... - obwohl sie diesen keineswegs widersprechen müssen. Theologisch zu verantworten ist auch der Blick auf die pastoral Engagierten: Was ist ihre Berufung? (Und nicht nur: Was können sie tun?)
Der notwendige Dialog mit der Gegenwart fordert heraus, die Wirklichkeit umfassend und vorbehalt¬los wahrzunehmen, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, zuzuhören und Anteil zu nehmen, die zu vermittelnde Botschaft verständlich zu machen (Sprache, Zeichen, künstlerischer Ausdruck, Design) ... d.h. Kommunikation zu pflegen: aus der Überzeugung: Gott ist Liebe - und es ist Motivation und Auftrag, dies weiterzugeben.
2. Ein geistlicher Prozess
Am Beginn steht eine Vergewisserung: Gott ist (uns) nahe.
Unser Fundament ist Jesus Christus.
Wir sind von ihm erwählt, berufen, beschenkt...
Unser Auftrag ist es, das Evangelium zu verkünden
und gut zu sein für die Nächsten und die ganze Welt...
Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit.
Anregung gibt eine auszuwählende Bibelstelle, in der die Dynamik der Begegnung Gottes mit Menschen verdeutlicht wird. Dies kann zu einem Leitmotiv für einen PP werden.
Beispiele:
"Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind ..." (Mt 18,20 bzw. Mt 18,19-20)
Die Emmausjünger (Lk 24,13-35)
Die Aussendung der Kundschafter (Num 13 - 14)
Der Auftrag zur Einheit (Eph 4,3-6)
Eine neue Stadt aus lebendigen Steinen (Offb 21,1 - 22,5 und 1 Petr 2,5 bzw. 1 Petr 2,1-10)
Anmerkung:
Die Betonung eines "geistlichen" Prozesses kann wie eine Unterbrechung sein, wenn man das "Tun" gewohnt und nur darauf ausgerichtet ist. Aber die Entwicklung eines PP erfordert ein genaueres Hinhören auf Gott. Deshalb beginnt das prozesshafte Geschehen bereits dort, wo man aus anderer Sicht nur eine Vorstufe sehen könnte.
Es geht um eine Sensibilisierung für Gott, um ein tieferes Hinhören - nicht um ein allzu rasches "Wissen" oder um eine sofortige Umsetzung einer - noch so guten - Idee. Denn ein PP steht im Dienst des Planes Gottes. Und je genauer man diesen erfasst, desto präziser kann man sich darauf einstellen, desto "erfreulicher" erlebt man ihn.
3. Theologische Grundlagen
Natürlich schöpft eine PP-Entwicklung als geistlicher Prozess aus der Bibel und der Tradition (besonders aus dem 2.Vatikanischen Konzil und da besonders aus Gaudium et Spes).
Seine theologischen Begründungen findet ein zu entwickelnder PP etwa in folgenden Stichworten:
Gott ist Vater aller Menschen; sein Auftrag zur Weltgestaltung und zum Aufbau des Reiches Gottes; Mitwirken und Sorge um die Schöpfung; Orientierung nach seinem Willen und seinem Plan...
Jesus Christus ist unsere Mitte, unser Weg, unser Vorbild; ihm folgen wir nach; ihm begegnen wir im Nächsten...
Der Heilige Geist inspiriert, stärkt, führt, motiviert; gibt Rat und Erkenntnis (worum es geht); schenkt seine Früchte ...
Christen handeln auf Basis ihrer Taufe (Taufbewusstsein); verbunden in gemeinsamer Priesterschaft (mit später differenzierten Ausprägungen); gemäß persönlicher Berufung und Charismen; in ihrer Sendung (Mission) und ihrem (konkreten) Auftrag; in LIEBE
Wesentlich sind Selbstevangelisierung und Eucharistie (als Vereinigung mit Christus, als Sammlung und Sendung)
4. Leitsätze für das Grundanliegen
Es ist sinnvoll, das Gesamtanliegen eines PP in einen leicht verständlichen, inspirierenden Slogan zu fassen. Dieser steht jedenfalls auf der Basis von Gaudium et Spes und bringt "Kirche in der Welt von heute" zur Sprache. Empfehlenswert ist, dass ein solcher Leitsatz hochoffiziell voransteht (und den PP-Prozess eröffnet), eine Ausdifferenzierung kann bereits eine Aufgabe des Prozesses auf anderer Ebene sein.
Beispiele (großteils stichwortartig):
Neue Aufmerksamkeit für Gott im Heute / Gott bezeugen
Auf dem Weg Jesu Christi
Das Evangelium verlebendigen / mit den Menschen das Evangelium entdecken
Gott und den Menschen nahe
Erwählt und gesandt
Für die Menschen / für das Heil der Menschen /
mit den Menschen unterwegs / Anteil nehmen - dienen - orientieren
kirchliche Präsenz in den Lebenswelten der Menschen
Ausführlichere Formulierungen betonen bestimmte zentrale Perspektiven. Beispiele:
- Eine dienende, missionarische, feiernde, einladende Kirche sein
- Optionen für Charismen, Einladung zum Glauben, Verbindung von Liturgie und Leben, Dienend-sein
- Berührt, wach, vielfältig, lernend, gesendet, wirksam, nah
- Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung / Menschenwürde
Noch ausführlichere Formulierungen beschreiben ein Programm. Beispiele:
- In der Welt von heute Kirche sein - uns vom Willen Gottes erfüllen und leiten lassen - uns in die Sorge Gottes um die Welt hineinsetzen lassen
Zeuge sein in Lebensräumen, Berufungen und Begabungen erkennen, Glaubenserfahrungen ermöglichen, Zeichen setzen, Einheit in Vielfalt, Gemeinschaft sein nach dem Vorbild Christi, Kirche sein in Wort und Tat, das Evangelium in die Kultur hineintragen, ethische Orientierungen fördern
- Spirituell, diakonisch, missionarisch, ökumenisch, kommunikativ (eine Integration von Denken und Tun; quantitative Beschneidungen)
- Jesus Christus ist der Weg - Arme zuerst - Evangelisieren: zum Geheimnis Christi führen - Zeuge sein (missionarisch sein) - mystagogisch - Hauptamtliche und Ehrenamtliche gemeinsam - Ehrenamtliche an Entscheidungen und Leitung beteiligen - Vernetzungen - Immobilien nutzen...
zu einer neuen Kultur des Kirche-seins
- Eucharistie im Zentrum
Sammlung und Sendung, Entwicklung pastoraler Strukturen
Stärkung kirchlicher Präsenz in differenzierten Lebenswelten
Erneuerung der sozialen Kompetenz der Kirche
Bewahrung kirchlicher gesellschaftspolitischer Kompetenz (Bildungsarbeit, Medien)
Anmerkungen: Es ist gut zu überlegen, wer (welche Ebene) zu welchem Zeitpunkt dem Grundanliegen eine ausführlichere Beschreibung hinzufügt. Diese ist nämlich eine Vorgabe, die einerseits motivierend und zielgerichtet ist (und von verantwortlichen, kompetenten Personen erstellt wurde). Andererseits führen die Formulierungen möglicherweise zu jenen gewohnten Denkrichtungen und einem vorschnellen "Wissen", das man vielleicht unterbrechen und erneuern will.
5. Der Stil eines PP
Das Evangelium verkünden heißt nicht nur Reden, sondern vielmehr noch Tun; aber nicht "nur" Tun, sondern dies in einem bestimmten Stil, nämlich nach dem Vorbild Jesu Christi, letztlich: liebevoll, wohlwollend ...
Als pastorale Stilmerkmale sollen (im Blick auf einen PP) daher hervorgehoben werden:
christozentrisch, evangeliumsgemäß, biblisch - geistlich - spirituell,
respektvoll, einladend, freundlich, dialogisch, begleitend,
demütig und selbst-bewusst,
situationsbezogen,
in Verbindung zur gesamten Kirche;
als Partner in der Gesellschaft; für das Wohl der Kultur und der Gesellschaft
Merkmale dieses Stils sind z.B.: Wertschätzung, Wohlwollen, Verständnis, Kommunikation
Auch das Setzen von Zeichen gehört dazu.
Anmerkung:
Gemäß einer Orientierung am Handeln Gottes wird deutlich, dass es nicht nur um ein Tun an sich geht, sondern auch um den Stil dieses Tuns und um die Haltung dahinter, die deutlich werden soll.
Freilich: Gott handelt differenziert in unterschiedlichen Situationen - und deshalb lässt er sich nicht für unser Tun vereinnahmen.
Festzuhalten bleibt in diesem Zusammenhang die zentrale Charakteristik des christlichen Gottesbildes - möglicherweise zum Unterschied zu Missverständnissen und Vereinnahmungen (auch durch wohl-meinende Christen, die aber nicht immer Recht haben).
6. Schritte zu einem PP
Ein PP beinhaltet:
Eine spirituelle Leitidee,
eine pastorale Zielsetzung (allgemein),
konkrete Aufgaben und eine Aufgabenverteilung (entsprechend seiner PP-Ebene)
eine aktuelle Beschreibung des zuständigen pastoralen Teams
Strategischer Ablauf:
A
Klärungen
Arbeitsstruktur schaffen
Analyse
Visionsarbeit
Leitthesen formulieren
(Visionen zusammn-führen)
Prioritäten definieren
Umsetzungsschritte
Evaluierung
Weiterentwicklung
B
Bestimmung des Ausgangspunktes: Wo stehen wir?
Stärken, Defizite
Entscheidung für eine Leitidee (Vision):
Was inspiriert? Was wollen wir?
Leitidee formulieren
Schwerpunkte festlegen gemäß Leitidee:
Wo ist welcher Handlungsbedarf
Ziele formulieren:
Welcher Zustand wird angestrebt?
Festlegung einzelner Aufgaben
C
Wahrnehmen, was ist
Vision erarbeiten
Leitbild formulieren
Prioritäten setzen
Ziele finden
Maßnahmen planen
Reflexion des Gesamtptozesses
Sinnvoll scheint, dass Auftrag und allgemeiner Leitsatz (Slogan) von der Diözesanleitung kommen; alles Folgende aber in Kooperation bzw. auf lokaler Ebene entfaltet wird.
Zur Begleitung:
Wecken Sie ein Gefühl der Dringlichkeit
Zielvorbereitung und Strategien entwickeln
Transparenz, öffentliche Kommunikation
Handlungsspielräume aufzeigen
Kurzzeitige Erfolge sichern
Nicht nachlassen
Eine neue Kultur entwickeln
7. Sehen - Urteilen - Handeln
Für konkretere Hinweise - besonders bezüglich "Sehen - Urteilen - Handeln" - wird auf die vorhandenen Pastoralpläne / Entwicklungspläne / Leitlinien / Orientierungen / Arbeitshilfen in den verschiedenen Diözesen hingewiesen.
7.1. Sehen
7.1.1. Lebenswelt - Sozialraum - die umfassende Wirklichkeit vor Ort
(möglicherweise mit Hilfe einer Milieu-Studie)
Menschen:
Wer lebt hier? Altersaufteilung, Milieus, Fluktuation, Migrationshintergründe, Religionszugehörigkeit
Berufe (wo arbeiten sie?), Vermögensverhältnisse
Lebensformen
"interessante" Persönlichkeiten? Politiker, Künstler, öffentliche Positionen...
Was ist ihnen wichtig? Lebensstile, Interessen, Werte, Hoffnungen...
Was erwarten / wünschen sie von der Kirche?
Welche Probleme, Nöte, Sorgen haben sie?
Welche Bedürftige gibt es?
Welche Einrichtungen gibt es?
Kindergärten, Schulen, Weiterbildungseinrichtungen
Krankenhäuser, Altenheime, soziale Wohngemeinschaften, Ärzte
Soziale, kulturelle, Freizeiteinrichtungen, sonstige kommunale Einrichtungen ...
Andere christliche Konfessionen, andere Religionen
Geschäfte, Firmen, Lokale, Treffpunkte - und deren Charakteristik für bestimmte Menschen (Milieus)
Vereine, Gruppen, Initiativen: für Sport, Kultur, Freizeit; Bürgerinitiativen; Mietergemeinschafen u.ä.
Politische, wirtschaftliche, soziale, ökologische, verkehrstechnische Charakteristik
Bedeutung gesellschaftlicher Trends, Medien
7.1.2. unsere Pfarre
Menschen:
Wer kommt zu welchen Anlässen? Zu Gottesdiensten: sonntags, zu Hochfesten, zu geprägten Zeiten
Wer engagiert sich, wer "lebt mit", wer ist gekommen, wer ist gegangen?
Unsere Mitarbeiter/innen: Wohnort, Milieus, Charismen; Kommunikation; Glaubwürdigkeit, Motivation
"interessante" Persönlichkeiten: bes. Kompetenzen, Brückenbauer, Netzwerker
Arbeitskreise, Gruppen, Einzelinitiativen: wer engagiert sich? - über die pfarrliche Kerngruppe hinaus? Verbindung mit Gesamtpfarre?
Communio
Gemeinschaftspflege mit Christus: Gottesdienstbesuch, Einkehrtage, Exerzitien im Alltag, Gebet ...
"Zielgruppen" und deren Gruppenleben, Umgang miteinander
Aktivitäten: Feste, Reisen, Ausflüge,...
Liturgie
Wie wir Eucharistie gefeiert? ("Qualität", Homilie) Vorbereitungen, Mitwirkung ...
Andere Gottesdienstformen: Vorbereitung, Beteiligung, Leitung
Verkündigung
Sakramentenpastoral: was geschieht wie mit und durch wen? Elternarbeit?
Bildungsarbeit: Was geschieht wie durch wen: Erwachsenenbildung, Katechese, Bibel, Glaubenskurse
Diakonie
Diakonisches Bewusstsein in der Gemeinde?
Konkrete Projekte, Hilfen, Aktionen: Welche Nöte werden wahrgenommen und beantwortet?
Wer engagiert sich aus der Pfarre? Wer ist noch dabei?
Vernetzungen mit Caritas, anderen kirchlichen und außerkirchlichen Einrichtungen
Personal
Finanzen
Räumlichkeiten, Immobilien: Nutzung,...
7.1.3. Kirchlicher Kontext
Andere kirchliche Orte im Sozialraum
Bildungshäuser, Klöster, Ordensgemeinschaften,
Kath. Aktion, kath. Vereine, Gruppen, Bewegungen, geistliche Aufbrüche
kath. Kindergärten, kath. Schulen, Religionsunterricht, Schulpastoral
Caritasstellen, Beratungsstellen, Kirchenbeitragsstellen
Nachbarpfarren, Dekanat
Was geschieht dort?
Was ist ähnlich wie bei uns? Kooperationen?
Was gibt es dort besonderes, dem wir uns anschließen können?
Was fehlt dort, wozu können wir einladen, was können wir unterstützen?
Was kann in gemeinsamer Trägerschaft geschehen?
z.B. Katechumenat, Katechumenale Wege, Glaubenskurse;
Jugendpastoral, Jugendkirche
Woche für das Leben, Schöpfungszeit, Nacht der 1000 Lichter, Events ...
missionarische Projekte, caritative Projekte
Einzelnes in der Sakramentenpastoral, Feste, Begegnungstage, Kreuzweg, Fronleichnam ...
Weiterbildung
Diözese: Allgemeine Entwicklung, Hilfen
Weltkirche: Entwicklungen; Verbundenheit, Solidarität, Austausch von Erfahrungen, "Geben und Nehmen"
Ökumene
Interreligiöser Dialog
Anmerkung:
Die Sinus-Studie bietet eine Wahrnehmungshilfe.
Wahrnehmungshilfen sind wertvoll, weil "Sehgewohnheiten" und scheinbare Selbstverständlichkeiten aufgebrochen werden und man daher offen für Neues werden kann.
Und um genau dies zu konkretisieren und Konsequenzen aus der Wahrnehmung zu ziehen braucht es einen PP, ansonsten würde man - bis auf Einzelaktionen - vermutlich bald wieder in alle bisherigen Gewohnheiten zurückfallen.
Gewohntes muss (dann) überprüft werden: Passt das noch? Was muss weiterentwickelt werden? Was kann man blieben lassen?
Neues kann in den Blick kommen. Dazu braucht es (dann) Personen, die pastoral kreativ sind - und dazu auch die nötigen (Zeit)Ressourcen haben.
Aber davor - und an das muss vielleicht immer wieder erinnert werden - braucht es eine geistliche Fokussierung: Was sagt uns Gott durch diese Wirklichkeit? Welches Wort des Evangeliums ist damit direkt zu uns gesprochen - und wie antworten wir in der Folge? Das führt zum "Urteilen".
7.2. Urteilen
Es geht darum, mit Jesus Christus auf die Wirklichkeit zu schauen
- im Blick auf die Sendung (Mission) der Kirche, die bei uns Hier und Jetzt zu realisieren ist
7.2.1 Urteilskriterien
Es geht um eine geistliche Entscheidungsfindung, daher um eine geistliche, spirituelle Inspiration
Evangeliumsgemäß: Was sagt das Evangelium (zu unserer Situation)?
Anwaltschaft: Welche Menschen brauchen unseren Beistand? In welchen Bereichen? Was können wir leisten?
Weltkirchliche Verbundenheit: keine pfarrlichen Sonderwege - Loyalität im Rahmen der Diözese
Lokalität: Es geht um Hier und Jetzt; Situationsbezogen kann in Spannung zu "allgemeinen Regeln" stehen; pastorale Priorität hat das "Heil der Seelen"
Taufe / Taufbewusstsein ist Fundament für persönliches und gemeinschaftliches Engagement
Charismen: Das ins Auge fassen, was Hier und Jetzt möglich ist
(Anmerkung: Charisma bedeutet mehr als Fähigkeit, nämlich dass in Ausübung eines Charismas etwas "Charmantes, Ausstrahlendes" geschieht und nicht bloß etwas kompetent getan wird.)
Sendung (Mission): Entspricht das zu planende Handeln unserer pfarrlichen Sendung von Christus her?
7.2.2. Vision
Also: Was will Gott von uns?
Um das möglicherweise zu entdecken, helfen unsere - im Glauben verwurzelten - "Visionen".
Ausgangspunkt ist die Frage: Welche Hoffnungen und Träume haben wir in Bezug auf unseren pastoralen Raum? Das soll miteinander ausgetauscht und besprochen werden: Was wäre anders als heute, wenn diese Hoffnung Wirklichkeit geworden ist? Woran würde man das merken? Und dann: Wie kommen wir dorthin? Was fördert oder hindert uns?
Also: Wie soll unsere Gemeinde (Pfarre) sein, damit wir unserer Leitidee entsprechen, nämlich z.B. (siehe oben):
für die Menschen da zu sein, Anteil zu nehmen, differenziert zu agieren
Nöte wahrzunehmen und zu lindern
Zum Glauben einzuladen
Das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden; danach zu leben
Einladend, offen, gastfreundlich ... zu sein
Friede (Zusammenleben der Menschen), Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung fördern
Zur Vertiefung und geistlichen Verankerung:
Biblische Bilder: Sauerteig, Licht der Welt, Brief Christi ...
2. Vatikanum: Zeichen und Werkzeug für die Gegenwart Gottes; Kirche als Volk Gottes, als das Eine Volk, als Leib Christi, als Tempel des Heiligen Geistes ...
Anmerkung: Eine Vision motiviert und orientiert.
Für diese Visionsarbeit braucht es wohl eine kompetente Anleitung und Begleitung.
Ihr fühlen sich allerdings nur jene verbunden, die sich an ihrer Entwicklung beteiligt haben. Andere können mglw. gut einsteigen, wenn ihnen die Vision gut vermittelt wurde; oder sie bleiben draußen. Um aber ein Mitgehen mit der Vision möglichst umfassend zu erreichen, empfiehlt sich der Bezug auf ein klares Fundament (z.B. biblische Bilder). - Vielleicht kommt man auch ohne Vision aus, wo dies "zu schwierig" erscheint.
7.2.3. Prioritäten setzen - und Nachrangigkeiten akzeptieren
Wiederum ist an die geistliche Verschränkung zwischen konkreter Situation und dem Blick auf diese Situation aus dem Glauben heraus zu erinnern. Die - profane - Wirklichkeit ist es, durch die Gott zu uns spricht.
"Angemessen" zu berücksichtigen sind auch Traditionen, Gewohnheiten, Erwartungen, kirchliche Vorgaben. Entscheidend aber ist, wohin Gott uns führt.
Was sagt der Heilige Geist? Welches Wort des Evangeliums gilt es hervorzuheben?
Was ist unser - primärer - Auftrag Hier und Jetzt? Im Blick auf die soziale Wirklichkeit?
Was hat Dringlichkeit?
Im Blick auf unsere Möglichkeiten? Charismen, Ressourcen? Wie können wir unsere Möglichkeiten erweitern?
Was entspricht unserer Leitidee, was führt in Richtung unserer Vision?
7.2.4. Ziele formulieren
Dies muss spezifisch (genau beschrieben), messbar (evaluierbar), attraktiv (motivierend), realistisch und terminlich (mit Zeitplan) ("SMART") geschehen.
7.2.5. Maßnahmen planen
Was genau?
auf Ziel, Kriterien achten; Ressourcen berücksichtigen
Wie?
auf Qualität und Stil achten
Wer? Mit wem?
Verantwortlichkeiten festlegen; Kooperationen, Unterstützung suchen; Begleitung?
Für wen?
territorial, kategorial, personal ausgerichtet - oder "in Zwischenräumen"
Wann?
bes. Anlass (Kirchenjahr, Jubiläum, Event, Gedenktag); Uhrzeit, Wochentag, Jahreszeit
Wo?
Pfarrheim, Kirche, andere Einrichtung, öffentlicher Raum
Wie bekannt machen? pers. Einladungen, Verlautbarungen, Medien
7.3. Handeln
Maßnahmen vorbereiten und durchführen
Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit
Evaluierung: Nachhaltigkeit? Was ergibt sich für einen nächsten Schritt?
7.4. Feiern
Dank an Gott und alle Mitwirkenden
Erinnerung an unsere Leitidee, Berufung, Sendung ...
8. PP - Weiterentwicklung
Grundsätzlich ist der PP ein Anlass für vielfältige pastorale Kommunikation, in der man Erfahrungen austauschen, lernen und anderen Rat geben kann.
Er soll ein Mittel sein, die Chancen von Kooperationen und Vernetzungen bewusst zu machen und zu stärken.
Er soll motivieren und orientieren.
Er soll ermutigen für Projekte, Aktionen, Experimente, für Neues - auf einem klaren gemeinsamen Fundament.
Er soll eine (kirchliche, diözesane, pfarrliche) Identität stärken.
Unterschiedliche Schwerpunktsetzungen sind nicht nur gute Ergänzungen, sondern könnten auch irritierend sein.
Dabei braucht es die Vergewisserung, dass Kirche eben Einheit in Vielfalt ist, dass situationsbezogen verschiedene Weg zu einem gemeinsamen Ziel führen: zu Gott.
Personen, deren persönlich wichtige Dinge zu Nachrangigkeiten geworden sind, müssen beachtet werden: sie verlieren ihren bisher gewohnten Platz in der Kirche - man muss mit ihnen einen passenden neuen suchen.
Bis ein PP angenommen wird, dauert es seine Zeit. An verschiedenen Orten gibt es unterschiedliche Geschwindigkeiten.
Über die Dauer der Gültigkeit bzw. Aktualität eines PP gibt es keine Hinweise.
In den Programmen einzelner Gruppierungen findet sich ein 10- oder 14-Jahresplan; aber ob dies aktuell ist, lässt sich nicht evaluieren. Immerhin kann dies ein ungefähr realistischer Zeitraum sein, wobei man zusätzlich die Erarbeitungszeiträume einrechnen müsste. Damit mag sich ein Eindruck ergeben, wie es mit dem zu erwartenden Verhältnis von Aufwand und Wirkung aussehen könnte.
Weiter voraussehen kann man in den rasanten aktuellen Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche heute kaum.
Es geht darum, dass Kirche in ihrer Pastoral fit für Gegenwart und Zukunft ist. Ein PP ist dazu ein Hilfsmittel.
Die alljährlich stattfindende Österreichische Pastoraltagung ist eine der größten kirchlichen Tagungen in Österreich und die bedeutendste für die Pastoral. Sie widmet sich stets auf vielfältige Art einem wichtigen pastoralen Thema, sodass aus Grundsatzüberlegungen konkrete pastorale Impulse entstehen, die jede/r dann an ihrem/seinem Ort verwirklichen kann.
Walter Krieger
Aus: Walter Krieger, Balthasar Sieberer (Hg.), Ämter und Dienste. Entdeckungen – Spannungen - Veränderungen, Wagner Verlag Linz 2009
Die Polizeiseelsorge gilt den rund 35.000 Frauen und Männern, die polizeilichen Exekutivdienst oder Verwaltungsdienst leisten und ihren Angehörigen. Die Sorge der Kirche gilt also den Menschen, nicht der Organisation.
Die Polizeiseelsorger und Polizeiseelsorgerinnen sind dem zuständigen Diözesanbischof verantwortlich und bei ihren seelsorglichen Tätigkeiten von staatlichen und polizeilichen Weisungen unabhängig.
Vertraulichkeit ist dabei selbstverständlich. Die Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseelsorger leisten ihren Dienst ehrenamtlich, sie sind keine Bediensteten des BMI.
Polizeiseelsorge geschieht durch:
Das Angebot der Polizeiseelsorge ist konfessionell geprägt und pluralistisch ausgerichtet: Soweit hilfreich, steht es jedem, unabhängig der Konfessions- oder Religionszugehörigkeit, offen.