Eine "besondere" Tagung
Ca. 300 Teilnehmer/innen aus ganz Österreich und aus den benachbarten Ländern besuchen diese auf ihre Art in gewisser Weise einzigartige Veranstaltung, denn neben den üblichen Charakteristika einer Weiterbildungsveranstaltung hat die Österreichische Pastoraltagung einige Besonderheiten:
- ein aktuelles pastorales Thema wird umfassend behandelt
- die Teilnehmer/innen sollen nach einer Vertiefung ins Thema vor allem praktische Impulse für ihr persönliches pastorales Engagement mitnehmen
- der Erfahrungsaustausch der Teilnehmer/innen (aus ganz Österreich, aus Deutschland, aus Italien, besonders der Diözese Bozen-Brixen, aus der Schweiz, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Polen, Rumänien, Kroatien) spielt eine große Rolle
- neben haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Pastoral kommen auch Verantwortliche und Interessierte aus anderen kirchlichen Bereichen: Bischöfe, Religionslehrer/innen, Vertreter/innen der Ökumene
- somit bietet sich hier eine nahezu einzigartige Gesprächs- und Begegnungsplattform für die Kirche in Österreich
- dabei ergeben sich auch unkomplizierte Kontakte z.B. zwischen einzelnen Bischöfen und pastoralen „Basisarbeiter/innen“
- wichtig sind nicht nur die Vorträge, Workshops und Gesprächskreise, sondern auch die liturgische Gestaltung und das künstlerische Rahmenprogramm der Tagung
- so hat sich die Österreichische Pastoraltagung in gewisser Weise auch zu einem geistlichen und „kirchenstiftenden“ Ereignis entwickelt
- schließlich nimmt das Buch zur Österreichischen Pastoraltagung die Vorträge in einer Weise auf, dass sie auch für Nichteilnehmer/innen zugänglich und nachvollziehbar sind
Entwicklungen
Ein Blick in die Geschichte ist immer sehr aufschlussreich. Er zeigt den Beginn und die Entwicklung von Traditionen und gibt eine Vorstellung davon, wie sich Dinge in ihrer Zeit entwickeln und verändern müssen, um lebendig zu bleiben.
Der Aufbruch der Pastoraltheologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bot den Kontext für die Einrichtung zahlreicher pastoraler Weiterbildungen. Hervorzuheben ist in diesem Sinn die Gründung des Wiener Seelsorge-Instituts 1931, das später unter der Zeit des Nationalsozialismus als Seelsorgeamt überleben und sich bewähren konnte. Diese Erfahrung ermutigte, im Jahr 1948 das Österreichische Seelsorgeinstitut zu gründen, damit alle österreichischen Diözesen wichtige pastorale Impulse bekommen können. Wichtigster Ort dafür wurde die Österreichische Seelsorger-Tagung, die traditionell in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester in Wien veranstaltet wurde. Im Lauf weiterer Entwicklungen wurde das Österreichische Seelsorge-Institut 1968 in Österreichisches Pastoralinstitut umbenannt, die Seelsorger-Tagung hieß fortan Österreichische Pastoraltagung. Zugleich wurde die Verflechtung des Österreichischen Pastoralinstituts mit der neu eingerichteten Pastoralkommission Österreichs statutenmäßig festgelegt.
Eine Weiterentwicklung erlebte die Österreichische Pastoraltagung, als sie 1998 ihren Tagungsort änderte und indem der Termin verlegt wurde, d.h. seit Jänner 2000 findet die Österreichische Pastoraltagung alljährlich in Salzburg statt, und zwar nach dem Dreikönigsfest vom darauffolgenden Donnerstag bis Samstag. (Das hindert manche ältere Geistliche nicht, noch immer von der „Wiener Weihnachts-Seelsorgertagung“ zu sprechen.)
Mit diesen Veränderungen, mit der Neuetablierung von Ort und Termin wurde der Österreich-Charakter dieser Tagung stärker hervorgehoben. Zugleich wurde der immer stärker gewordene Wunsch pastoraler Mitarbeiter/innen berücksichtigt, zwischen Weihnachten und Dreikönig etwas „Ruhe“ bzw. genug Zeit für die „Dreikönigsaktion“ zu haben. Außerdem konnte im Lauf der letzten Jahre ein neues „Stamm-Publikum“ gewonnen werden, das sich im Vergleich zu früher deutlich verjüngt hat.
Themen
Aber die Österreichische Pastoraltagung will sich nicht damit begnügen, allgemein einigermaßen anerkannt zu sein, sondern möchte immer wieder auch für jene interessant werden, die diese Tagung noch nicht für sich entdeckt haben. So ist die Österreichische Pastoraltagung in ständiger Entwicklung. Jedes Jahr ist neu zu überlegen, mit welchen Methoden, in welchem Stil, das – von der Pastoralkommission Österreichs gewählte – Thema pastoral aufbereitet werden soll. Denn damit die Österreichische Pastoraltagung ihre Aufgabe erfüllt und „so bleibt wie sie ist“, muss sie sich weiterhin verändern, vor allem aber jene Themen aufgreifen, die für die Kirche in der Welt von heute aus pastoraler Sicht besonders wichtig sind. In den letzten Jahren hat man dabei einen Gleichklang mit den großen Themen der Kirche in Österreich hergestellt:
Bewusst im Vorfeld des Jahres der Berufung 2002 gab die Tagung „Alle sind Berufene. Christen in Kirche und Gesellschaft“ im Jänner 2001 einen starken Impuls für die Vorbereitungsarbeiten.
Im Jahr der Bibel 2003, das im gesamten deutschsprachigen Raum von vielen christlichen Kirchen gemeinsam begangen wurde, stand die Österreichische Pastoraltagung unter dem Motto „Lebendig wird das Wort. Die Bibel in der Verkündigung“.
Und im Jahr 2004 ging es im Kontext mit dem Mitteleuropäischen Katholikentag (veranstaltet von den Bischofskonferenzen Österreich, Polen, Kroatien, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Bosnien-Herzegowina, Kroatien) sowie im Vorausblick auf die Erweiterung der Europäischen Union um die Thematik „Pastorale Perspektiven auf dem Bauplatz Europa“ .
Im Jahr 2008 stand die Pastoraltagung unter dem Titel „Missionarische Kirche sein“; 2011 ging es um das Thema „Ehrenamt“.
Teilnehmer/innen aus dem „Osten“
In früheren Jahren war die Österreichische Pastoraltagung auch für viele Teilnehmer/innen aus den östlichen Ländern eine Gelegenheit, mit finanzieller Unterstützung teilzunehmen. Die Situation hat sich geändert. Einerseits gibt es dafür keine finanziellen Mittel wie in früheren Zeiten, andererseits benötigen die pastoralen Mitarbeiter/innen dieser Länder eine solche Tagung im Ausland heute weitaus weniger. In diesem Sinn wird geplant, in Zukunft schwerpunktmäßig das eine oder andere östliche Land einzuladen und die Teilnehmer/innen auch entsprechend finanziell zu unterstützen.
Ein „Ereignis von Kirche“
Die Österreichische Pastoraltagung ist ein „Ereignis von Kirche“ (Bischof Alois Schwarz). In dieser schönen Beschreibung steckt aber auch der Anspruch, immer zu versuchen über das eigene (harmonische) kirchliche Milieu hinauszugehen und auch andere für diese Tagung zu gewinnen. Dann geht es darum, die Vielfalt von Kirche bewusst zu machen, zu erfahren, auszuhalten und sich letztlich darüber zu freuen. Das wäre sicherlich weit mehr, als bei einer sonstigen normalen Weiterbildungsveranstaltung möglich ist. Wenn es der Österreichischen Pastoraltagung jedoch gelingt, in diesem Sinn den einen oder anderen Akzent zu setzen, leistet sie über die jeweilige Thematik hinaus wirklich einen guten Dienst für die Kirche in Österreich – und darüber hinaus.