Artikel
Einleitung
Das Ziel und die Absicht dieser Arbeit wird unter dem Hauptthema dieses Treffens betrachtet: Jugendliche in Europa mit dem Akzent meines Themas auf der kroatischen Jugend in Wien, die aus der pastoralen Erfahrung der Kroatischen Katholischen Mission Wien als der wichtigsten Grundlage und als dem Wächter des kroatischen Wesens und des katholischen Glaubens und der katholischen Kultur innerhalb des kroatischen Volkes in Wien und in dessen Umgebung.
Schon der Begriff Migration weist uns zu dem, was wichtig ist: Gründe für den Weggang, für die Migration aus der „alten Heimat“, die sich in soziologischer Sicht folgendermaßen darstellen: Unmöglichkeit des Lebens im ehemaligen Jugoslawien, die wirtschaftliche Art der „Selbstverwaltung“, die die Freiheit des Marktes bremste und unterdrückte.
Das kommunistische Regime unter Tito und die vorhandene ständige Unterdrückung gegenüber dem kroatischen Volk und der Katholischen Kirche. Hier geht es um die erste Aussiedlungswelle. Die zweite Aussiedlungswelle ereignet sich Anfang der Neunzigerjahre wegen der serbischen Aggression gegenüber dem kroatischen Volk, hier ist besonders an die Kroaten aus Bosnien-Herzegowina gedacht, die ein großes Opfer der Jugoslawischen Volksarmee und des serbischen Militärs waren.
Unter solchen Umständen sehen viele Kroaten die einzige Chance „draußen“, im Auszug in den „Westen“. Unter den „erwählten“ und sicheren Ländern werden besonders gern die „germanischen Länder“ gewählt und Österreich wird hier wegen der geschichtlichen, kulturellen und religiösen Nähe hervorgehoben.
Nach der ersten Orientierung in der „fremden Umgebung“ wollten viele Kroaten etwas erwirtschaften und dann nach Hause, zu den Vorfahren, zurückkehren. Doch das geschah nicht, sondern sie blieben in ihrer neuen Umgebung, in diesem Fall in Österreich und konkret in Wien. In diesem Umfeld werden auch Kinder geboren, die heutigen Jugendlichen unserer Gemeinde Am Hof, die soziologisch die Bezeichnung Migrantenkinder oder Kinder mit Migrationshintergrund tragen.
Wegen des umfangreichen und ziemlich schwierigen Themas, aber auch aus Zeitmangel für die Vorbereitung dieser Arbeit aufgrund pastoraler Verpflichtungen, da unsere kroatische Gemeinschaft und Pfarre in Wien 40 000 Gläubige zählt, werde ich nur auf einige Fragen eingehen, die eng mit der Jugendpastoral mit der Altersgrenze etwa zwischen 14 und 30 Jahren in unserer Kroatischen Katholischen Mission in Wien verbunden sind. Diese Arbeit basiert auf dem Feedback und der Beobachtung der Jugendlichen unserer Gemeinde.
Wie erleben die Jugendlichen (außerhalb der Gemeinde) ihr gesellschaftliches Umfeld?
Auf diese gestellte Frage haben unsere Jugendlichen verschiedene Antworten gegeben. Im Versuch des Findens einer Antwort habe ich das System des Zugehens auf die Basis praktiziert und von den Jugendlichen ehrliche und durchdachte Antworten erbeten. Diese Frage und die Antworten darauf fußen auf der konkreten Erfahrung der jungen Gläubigen, die diese in der „äußeren Gemeinschaft“ Schule, Studium oder Arbeitsplatz erleben.
Wie erleben junge Kroaten außerhalb ihrer Gemeinschaft ihr gesellschaftliches Umfeld?
Auf diese Frage haben 500 Jugendliche „unserer Gemeinde“ geantwortet. Die Resultate sagen uns, wie wichtig die äußerlichen gesellschaftlichen Bedingungen sind, die die Jugendlichen als ihre Umgebung erkennen und wo sie sich schon beheimatet fühlen.
Nun wollen wir auf die konkreten persönlichen Erfahrungen der Jugendlichen aus „unserer Gemeinde“ übergehen.
Ein junger Mann, der anonym bleiben wollte, sagte:
Ich fühle mich momentan sehr beheimatet in Österreich und momentan auch eher als Österreicher, wobei da eh kaum mehr ein Unterschied. Ich habe zuvor als Krankenpfleger gearbeitet, studiere aber jetzt Chemie. Ich bin diesen Schritt gegangen, um eine sichere Zukunft zu haben, bzw. weil das Einkommen so ziemlich gesichert ist. Geld hat aber jetzt nicht die oberste Priorität, ich studiere Chemie aus hauptsächlich aus zwei Gründen. Erstens, weil es mich interessiert; zweitens: es ist eine Art Wettkampf und ich möchte mir selber beweisen dass ich es schaffen kann. Geld sehe ich als einen sehr netten Nebeneffekt. Mir ist aufgefallen dass sich die Kroaten wenig für die Politik in Österreich interessieren und sich eher von allem fern halten.
B.R.:
Ich fühle mich in Wien auf jeden Fall zu Hause, da ich da geboren wurde und mein Leben lang schon da lebe. Ich habe mich auch nie wirklich ausgeschlossen gefühlt in der Heimat. Ich habe mich für meine Herkunft nie geschämt oder sonstiges, aber man muss schon sagen, dass man als "Ausländerin" in der Schule manchmal anders beurteilt als die Österreicher. Nach dem Gymnasiumabschluss möchte ich klar ein Studium anfangen. Ich weiß noch nicht genau was, aber ich denke Österreich bietet uns wirklich viel an und ich sehe meine Zukunft auf jeden Fall in Wien.
P.N.:
Ich fühle mich zu aller erst als Kroate und dann erst als Österreicher. Jedoch sehe und fühle ich mich in beiden als Ausländer! Nichts desto trotz fühle ich mich zu Kroatien mehr emotional hinzugezogen und sehe Österreich trotzdem als meine (zweite, eigentliche geografische) Heimat und würde sie ebenso intellektuell und physisch verteidigen.
Ja meine Freundin, welche ich mittlerweile als meine Partnerin sehe, ist Österreicherin und es war am Anfang etwas komisch für meine Eltern da ich schon seitdem ich denken kann immer gesagt habe, ich werde nur eine Kroatin heiraten. Diese Verwirrung verschwand aber sehr rasch. Wieso sollte es überhaupt jemanden stören woher sie kommt?! Da denke ich, dass meine Schwester eher das Misstrauen meiner Eltern auf sich gezogen hat, als sie mit einem Österreicher kam. (Auch wenn es hier meiner Meinung nach eher um die Art usw. dieser Person selbst ging.) meine Eltern haben sich dann spätestens nach der Hochzeit und der Taufe des ersten Kindes damit abgefunden.
D.K.:
Von meiner Gesellschaft außerhalb der „kroatischen Gemeinschaft“ in Wien (Freunde, Bekannte, Schul-, Arbeits- und Studienkollegen) habe ich den Eindruck, dass sie relativ modern leben. Einige haben eine eher offenere Haltung (sog. „westliche Wertvorstellungen“) zu bestimmten Themen, andere hingegen sind eher konservativer. Unter ihnen gibt es auch Leute, mit denen ich über Religion reden kann. Im Großen und Ganzen aber rede ich sehr wenig mit diesen Leuten über meinen Glauben. Wenn ich darüber reden würde, dann würde ich denken, dass der andere denkt, dass ich ihm meinen Glauben aufdrängen will. Außerdem denke ich schon im Vorhinein, dass die Person sowieso darüber nicht viel reden will. Entweder hat er oder sie höchstwahrscheinlich eine andere Meinung oder das Thema ist für diesen Menschen eher uninteressant.
Was versteht man in der Jugendarbeit in der kroatischen Gemeinde unter „Religion“, „Kirche“, „Katechese“, „Evangelisierung“?
Unter dem Begriff des „Religiösen“ wird die Bewahrung und Weitergabe der „Geheimnisse“ des heiligen katholischen Glaubens, der im kroatischen Volk eine wichtige Rolle als Verteidiger und Träger des Wesens des Volkes gespielt hat. Es gibt einen Ausspruch, der lautet: Wohin das Volk, dorthin auch der Franziskaner. Der Priester ist Rückhalt und Sicherheit, besonders für das kroatische Volk, da im Ausland lebt. Sinn und Ziel ist es, den Jugendlichen das Erbe des Glaubens unter Zuhilfenahme moderner Hilfsmittel unserer Zeit weiterzugeben. Die Jugendlichen erleben ihre Religiosität tief durch die nationale Zugehörigkeit zum kroatischen Volk und ohne dem kann man überhaupt nicht von der Anwesenheit und vom Geschenk des Glaubens sprechen! Hier bringe ich einige konkrete Erfahrungen:
Ein junger Mann, der anonym bleiben wollte, sagte:
Der Glaube hat bei mir schon einen hohen Stellenwert. Ich gehe jetzt nicht dem Katechismus zu 100% nach, lebe aber dennoch, meiner Meinung nach, christlich. Mir ist oft aufgefallen, dass nicht unbedingt Menschen, die jeden Sonntag in die Kirche gehen automatisch die besten und nettesten sind. Überall lassen sich solche und solche Menschen finden. Ich gebe ab und zu mit meiner Freundin in eine österreichische Messe und finde das vollkommen ausreichend. Oft gehe ich nicht weil ich lernen muss für eine Prüfung und isoliere mich da etwas von allem.
I.B.:
Mich in der kroatischen Kirche firmen zu lassen war eine sehr leichte Entscheidung, da ich sehr interessiert bin an meiner Religion und ich liebe sie und somit wollte ich meinen Glauben noch mehr erweitern. Ich habe dadurch viele neue kroatische Freunde kennengelernt und viele neue wichtige Fakten über diesen wunderschönen Glauben erfahren. Ich besuche die kroatische Kirche jede Woche, da ich von meinen Eltern gelehrt worden bin jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Ich besuche die heilige Messe aber nicht wegen meinen Eltern sondern weil mir mein Glauben sehr viel bedeutet und ich mich sehr nah bei Gott fühle und wenn ich die heilige Messe besuche, werde ich mit Gottes Hilfe immer am richtigen Weg bleiben und nicht den falschen Weg wählen. Ebenso gehe ich in die kroatische Kirche, um meinen Glauben noch mehr zu "bestätigen" und noch viel mehr über diese Religion zu erfahren. Ein wichtiger Grund wieso ich meine Firmung in der kroatischen Kirche hatte ist weil ich meinen Wissen über Gott und den Wissen über den ganzen Glauben erweitern wollte .Es ist sehr schön zu sehen wie wir uns alle in der Kirche gut verstehen und wie sich fast alle in der Kirche kennen. Es ist einfach so schön, zu sehen das es so viele Kroaten gibt die so gläubig sind und regelmäßig in die Kirche gehen. Ich habe sehr viele neue Freunde in der kroatischen Kirche kennengelernt und das ist so wunderschön zu hören, wenn man sagt das man Freunde in der Kirche kennenlernt. Mir bedeutet das sehr viel und ich hoffe, dass diese Gemeinsamkeit für immer so bleibt!
L.M.:
Mich in der kroatischen Kirche firmen zu lassen, war eine leichte Entscheidung. Am meisten dazu bewegt hat mich die Interesse an meiner Religion und ich wollte ebenso meinen Glauben bestätigen. Regelmäßig besuche ich die Messen, weil ich Teil daran haben will und mein Glaube mir viel bedeutet. Unsere Pfarrgemeinde Am Hof bietet genug für uns alle, was ich sehr gut finde. 'ich geh in die kroatische Kirche um mein Glauben zu bestätigen, ich hatte meine Firmung in einer Kroatischen Kirche, um mein Wissen über Gott zu erweitern, sowie mehr über meine Religion zu erfahren. Ich will weiterhin meinen Glauben behalten. Es ist schön zu sehen wie wir uns alle gut verstehen. Mir bedeutet die Gemeinsamkeit in unserer Kirche sehr viel. Man sieht wie wir alle stark zusammen verbunden sind!
Ist die Rolle des Priesters/Geistlichen wichtig im Leben?
M.B.:
Ja! Sehr! Hätte ich schon Kinder würde ich mir es wünschen das sie mit vielen verschieden Priestern aufwachsen, denn ich verdanke mein "neues" Leben, mein Leben im Glauben eine Handvoll Menschen und darunter sind 2 Priester die mir den Weg richtig gezeigt haben und mir den Mut im wichtigen Lebensabschnitt gegeben haben.
Dalibor Kutleša:
Eines Tages hatte ich nach einer längeren „Pause“ (private Gründe) plötzlich wieder Sehnsucht bekommen, unsere Messen zu besuchen. Nachdem ich meinen Vater einige Male erfolglos darum gebetet habe, mit mir zu kommen (er brauchte die Sonntage, um sich von der Arbeit zu erholen), ging ich alleine dorthin. Auch wenn mir die Menschenmasse unangenehm war und ich damals sehr wenig verstanden habe, ging ich nächsten Sonntag wieder dorthin…und übernächsten Sonntag wieder…und den Sonntag darauf. Mit anderen Worten: Ich habe wieder begonnen, unsere Messen regelmäßig zu besuchen. Es gibt drei Gründe, warum ich unsere Messen liebe.
Erstens, weil die Predigten nicht eintönig, sondern besonders sind. Jeder der 4 Priester gibt was Eigenes dazu. P. Daroslav hält ab und zu seine Vorträge laut und energisch (besonders dann, wenn er faule, weit verbreitete Ausreden, den Glauben betreffend, lustig wiedergibt). Wenn P. Željko über menschliche Schwächen und Versöhnung redet, dann geht er zuerst von sich aus und dann von den Laien (damit erinnert er, dass auch er nur ein Mensch ist). P. Slavko hält eher allgemeine Reden, während unser Pfarrer, P. Josip, manchmal seine Predigten mit Geschichten aus seiner Jugend beginnt.
Über Kirche
Unter dem Begriff Kirche steht an erster Stelle die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche, wobei es interessant ist, die Statusmeldungen in den sozialen Netzwerken zu beobachten, wo die Jugendlichen in ihr persönliches Profil gleich neben der nationalen Zugehörigkeit sich als römisch-katholisch definieren, was sie mit Stolz hervorheben. Als Seelsorger bemühen wir uns, den Jugendlichen das Evangelium auf eine für sie annehmbare Art näherzubringen. So gibt es zum Beispiel eine Whatsapp-Gruppe, an die täglich die Lesungen des Gottesdienstes zum Tag mit einigen Gedanken dazu gesendet werden. Auch hier muss in die Betrachtung sofort einbezogen werden, dass, wenn hier die Rede von der Zugehörigkeit zur Kirche ist, diese durch die Zugehörigkeit zum kroatischen Volk erlebt wird. Hier sind einige Reaktionen der Jugendlichen über ihren Begriff von Kirche und was Kirche für sie bedeutet.
P.N.:
Ein Grund, welcher für mich auch der wichtigste ist, ist, dass die Messe in meiner Muttersprache kroatisch gehalten wird und ich so auch den Gottesdienst gemeinsam mit meinen Eltern feiere. Der zweite Grund ist mit dem ersten zu verbinden, nämlich, dass dort "unsere" Leute, Verwandte und Freunde sind. Als dritter Grund ist einfach auch die Gewohnheit zu nennen. ABER! Die letzten Jahre gehe ich immer weniger in die kroatische Mission, da ich mit meiner Freundin zu anderen, ihrem Wohnort näheren, Kirchen gehe.
M.B.:
Ich gehe schon seit ich ein kleiner Junge bin zur heiligen Messe in die kroatische Kirche, es ist für mich eine Art Gewohnheit geworden. Meine Eltern gingen fast jeden Sonntag zur Messe. Die Firmung habe ich auch in der kroatischen Kirche empfangen, obwohl ich in einer österreichischen Pfarre beim Firmunterricht war. Die kroatische Sprache spricht mir mehr in die Seele, weil sie meine Muttersprache ist.
Erst mit 21 Jahren (vor einem Jahr) habe ich gelernt und gefühlt, was es heißt bei der Messe teilzunehmen. Jetzt bin ich ein Teil der Messe und nicht mehr nur ein Gast. Mich erfüllt jede Messe mit Vollkommenheit und den wichtigsten aller Gottesgaben, der LIEBE.
M.B.:
Weil ich seit klein auf so erzogen wurde, dass ich die kroatische röm.-kath. Kirche besuche und deshalb wurde ich in dieser gefirmt. Für mich bedeutest das, dass wir eine große Glaubensgemeinschaft sind und zusammenhalten müssen, sowohl religiös als auch kulturell, da wir ein kroatisches Volk sind und zusammenhalten sollten.
J.J.M.:
Ich habe unsere kroatische Kirche für meine Firmung ausgesucht, weil es für mich viel bedeutet, das in meiner Muttersprache zu erleben. Ich besuche die heilige Messe, weil ich mich immer gut danach fühle und ich höre immer etwas Gutes in der Predigt. Meine Religion bedeutet für mich sehr viel. Jesus Christus gibt mir mehr Kraft und ich bin sehr froh dass ich katholisch bin. Unsere kroatische Mission in Wien finde ich sehr gut, damit auch weitere Generationen dies in ihre Muttersprache erleben können. Ich finde es gut, wie es ist und dass es weiter so läuft.
G.B.:
Ich gehe in die Kirche um mit Menschen aus meiner Kommune, seien es Familienmitglieder oder Freunde, in Kontakt zu treten. Die Kirche hat in meinem Augen eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schule. Man hört der Predigt des Priesters zu und am an Ende der Messe trifft man sich mit geliebten Personen und spricht mit ihnen.
Über Katechesse
Unter Katechese wird ein Treffen mit den Jugendlichen unserer Gemeinschaft verstanden, wo wir versuchen, ihnen all das nahezubringen und zu erklären, was uns vom religiösen und nationalen Standpunkt her wichtig ist. Etwa 800 Kinder und Jugendliche kommen jedes Wochenende in unsere Pfarre und Mission Am Hof zur religiösen Unterweisung. Darin ist automatisch auch das Pflegen der kroatischen Sprache eingeschlossen. Die Katechese wird immer noch streng in der Muttersprache gehalten. Doch wir stoßen mittlerweile auf gewisse Verständnisschwierigkeiten. Jugendliche, die in Wien geboren sind, verstehen nicht alle kroatischen Begriffe und oft bedienen wir uns auch der deutschen Begriffe bei der Erläuterung eines Themas. Ich alleine begleite jedes Jahr etwa 250 Jugendliche zur Firmung, wobei sich auch Gespräche mit ihnen und verschiedene Treffen ergeben.
Welche Erwartungen haben die Jugendlichen an die Gemeinde?
Von unserer Seite ist es besonders wichtig, auf die Jugendlichen zu hören und neben allen unseren pastoralen Verpflichtungen in einen unmittelbaren Kontakt mit ihnen zu treten! Hier nur einige der Vorschläge unserer Jugendlichen:
P.N.:
Wir als Kroaten und unsere kroatische Mission sollte anderen Leuten ein Vorbild sein! Unsere Mission sollte ALLE Leute verbinden und nicht nur diese einzelnen Kulturvereine der einzelnen Ortschaften pflegen. Und sie sollte Leuten zeigen was für Fehler sich in unseren Alltag einschlichen haben, angefangen mit Aberglauben. Sie sollte auch unseren Leuten helfen, zu Arbeit zu kommen.
Für die jungen in unserer Gemeinde gilt dasselbe wie bei den Älteren. Wir sollten alle einander kennen und etwas unternehmen. Da sehen ich gerade unsere Kirche(Organisation) als zuständig. Diese könnte nämlich Events planen und organisieren, so dass die Jungen gemeinsam Spaß haben. Vorschlag wären Sporttage und Partys. Verglichen mit der österreichischen Jungschar.
G.B.:
Am besten würde man Jugendliche an die Kirche binden, indem man Veranstaltungen organsiert, die mehr mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl als Fokus setzen. Zum Beispiel Sportveranstaltungen.
D.K.:
Ein monatliches Treffen für junge Katholiken und Katholikinnen zwischen 20 und 30 Jahren im Kloster – genauso, wie es Schwester Anica organisiert hat (Lectio divina). Damals haben wir einen Evangeliumstext gehört, darüber nachgedacht, miteinander darüber geredet und Gebete geschrieben. Sowas fehlt nicht nur mir, ganz im Gegenteil. Mich haben sogar 2-3 Personen gefragt, wann ein solches Treffen wieder stattfindet.
Es gibt Jugendliche, die für die Frama einfach zu reif sind (besonders dann, wenn die Mehrheit zw. 14 und 18 Jahren alt ist) und für die der OFS (noch) nicht attraktiv ist. Solche monatlichen Treffen, in denen meditiert und darüber geredet wird, könnte unsere katholische Gemeinschaft den Jugendlichen anbieten. Ansonsten ist meiner Meinung nach alles da (Chöre, Karitas, OFS, Legion Mariens, Pilgerfahrten, etc.).
Gibt es eine Art „Jugendkultur“ in der kroatischen Gemeinde?
Natürlich, dies ist ein großes Gebiet und wir werden versuchen, es auf einige Themen einzugrenzen. Die Jugendkultur besteht aus: Ort der Versammlung und des Beisammenseins der Jugendlichen, besonders an Wochenenden bis hin zu verschiedensten Vereinen: Sportvereinen, Kulturvereine, übrige Vereine, von denen es über einhundert gibt! Jeder Ort aus Bosnien-Herzegowina und Kroatien hat seinen Verein oder seinen Klub, wo sich unsere Jugendlichen versammeln.
M.B.:
Es gibt viele kroatische Vereine in Wien, Folklore, Fußballvereine wo man viele aus der Kirche wiedersieht. In Wien herrscht ein "Jeder kennt Jeden"-Prinzip. Oft höre ich Österreicher zu mir sagen: "Ihr Kroaten kennt euch doch alle untereinander", und ich gebe dem Österreicher mit einem grinsenden Gesicht vollkommen Recht.
B.R.:
Wir junge Kroaten und Kroatinnen gehen am Wochenende teilweise oft auf einen Café oder auch in Clubs in den 16. Bezirk, der als Balkanbezirk beschrieben wird. Es ist schön zu sehen, wie viele wir eigentlich sehen und dass wir alle zusammenhalten.
K.K.:
Der Kroatische Kulturverein „ Nasi Običaji Wien“ wurde am 6. Mai 2012 gegründet, mit dem Ziel, der kroatischen Jugend, die in Wien geboren und aufgewachsen ist, kulturelle Bräuche und Traditionen ihres Heimatlandes näher zu bringen.
Für uns ist es wichtig, dass unsere Kinder die Möglichkeit haben sich zu versammeln, um die Muttersprache sprechen und katholische Feiertage wie den Nikolo oder Weihnachten gemeinsam feiern zu können.
Unsere Kinder versammeln sich jeden Sonntag von 15-19 Uhr in unseren Proberäumen, die wir für diesen Verein gemietet haben. Da zu diesen Versammlungen auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen erscheinen, haben auch wir Erwachsenen die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und über die unterschiedlichsten Themen, wie das Leben in Österreich/ Bosnien und Herzegowina/ Kroatien, zu sprechen.
Wir haben in unserem Kulturverein 3 Gruppen, jede hat ihren eigenen Namen: „Mozart's Juwelen Wien“ ( Kinder von 4-12 Jahren); „Die Jugend unserer Bräuche“ ( Kinder von 12-15 Jahren); „Kroatiens Dukaten Wien“ ( Jugendliche von 15-25 Jahren).
Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit konnten wir noch eine vierte Gruppe gründen, die auch uns Eltern ermöglicht, kroatische Volkstänze zu lernen und noch näher zusammen zu wachsen.
Einmal in der Woche gibt es eine Versammlung nur für Eltern und junge Erwachsene, die dann die Möglichkeit haben, Theaterstücke einzuüben und zu präsentieren.
Wir haben sehr viele Auftritte in Österreich, jedoch auch in Bosnien und Herzegowina sowie in Kroatien. In unserem Verein feiern wir die Geburtstage unserer Mitglieder, den Nikolo, Muttertag, Weihnachten. Neben diesen Veranstaltungen gibt es auch Karaoke-Partys, sowie nach jedem Vereins-Jahr eine Abschlussfeier im Juni.
Unser Kulturverein hat 65 Tänzer und in der Mitgliedschaft sind 52 Familien. Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr immer weiter und es freut uns zu sehen, dass unsere Kinder und Jugend immer mehr Gefallen an unserem Verein finden, denn es ist sehr wichtig, dass wir ihnen ihre Muttersprache, den katholischen Glauben und die Traditionen ihres Heimatlandes näher bringen. Wir sind uns sicher, dass wenn wir dieser Generation, mit der wir jetzt arbeiten, all diese Sachen näher bringen, diese auch wieder der nächsten Generation weitergegeben werden und somit nicht in Vergessenheit geraten.
Die Arbeit ist natürlich nicht immer einfach in so einer großen Organisation, denn man muss sehr viel Ehrgeiz und Freizeit dafür hergeben, doch dies zahlt sich im Endeffekt aus.
R.S.:
Zu Kriegsbeginn hatte es außer Dinamo Ottakring und Celik keinen wirklichen Jugendtreff für Kroatische Jugendliche in Wien gegeben. Erst kurz vor Kriegsende und danach begannen sich Vereine zu gründen. SK CRO Vienna wollte Kinder mit kroatischem Migrationshintergrund weg von den Parks. Straßen usw. holen damit wir eine Fußballgemeinschaft starten. Nicht nur für die Kinder war das etwas Gutes sondern auch für deren Eltern. Freundschaften Teamgeist und Zusammenhalt wurde in CRO Vienna gefördert. Sport ist eine Art der Betätigung wo sich Jugendliche austoben können, Ihren schulischen Frust abbauen können und sich auch austauschen können. Mittlerweile gibt es schon viele Kulturvereine und einen Handballverein in Wien.
Die Kroatische Jugend unterscheidet sich sehr von Jugendlichen anderer Nationen. Unsere Kinder sind mglw. ehrgeiziger und anpassungsfähiger in einer fremden Gesellschaft als manche andere. Vielleicht hat das auch etwas mit unserer Erziehung zu tun. Ehrlichkeit, Fleiß, Respekt und Glaube, das ist das, was wir unseren Kindern versuchen zu vermitteln.
Noch eine Besonderheit im Hinblick auf den Sport! Die jungen Kroaten, die Junioren, haben unlängst die Weltmeisterschaft im Wasserball gewonnen. Unter ihnen waren auch Jugendliche unserer Gemeinde Am Hof.
Die Franziskanische Jugend (FRAMA) in der kroatischen Gemeinde Am Hof
Während der Evangelisation und der Arbeit mit den Jugendlichen kommt unser franziskanisches Charisma zum Ausdruck, sowie die besondere Sicht auf die Welt unter dem Einfluss von Franz von Assisi… hier bringe ich nur einen kleinen Teil dessen, was sich in dieser Arbeit auf dem Gebiet der Evangelisation ereignet und stelle Ihnen die örtliche Franziskanische Jugend (FRAMA) vor.
Benjamin Brandić:
Freitagabend: Zahlreiche kroatische Jugendliche treffen sich nicht etwa um auf eine angesagte Party oder um auf einer der vielen Abendveranstaltungen hier bei uns in Wien "abzushaken". Nein, diese Jungs und Mädels treffen sich jede Woche in der kroatischen katholischen Gemeinde im ersten Wiener Gemeindebezirk und sprechen über "Gott und die Welt". Die Rede ist von FRAMA – einer Jugendgruppe in Wien, die hier seit 20 Jahren den heiligen Franziskus als Vorbild und Stütze im alltäglichen Leben nimmt.
Als ich an einem unserer wöchentlichen Treffen in die Runde fragte, was FRAMA für diese jungen Leute bedeutet, hatte so ziemlich jeder seine eigene Antwort. Und das beschreibt unsere Gruppe so ziemlich am besten – vielschichtig, offen, ehrlich. Für mich persönlich war FRAMA immer eine besondere Geschichte in meinem Leben. Neben so viel Stress und alltäglicher Routine in der Schule und jetzt im Studium hilft mir FRAMA im Umgang mit jungen, ehrlichen Katholiken auch mal abzuschalten und, sei es beim diskutieren, eislaufen, bowlen oder bei einem gemütlichen Grillfest am Wochenende die gemeinsame Zeit einfach zu genießen. Na klar war es schwer das alles aufzubauen. Als ich vor 8 Jahren begann waren wir gerade einmal 15-20 Leute. Aber Jugendliche erkennen, wenn man in etwas viel Zeit, Arbeit und Willen investiert. Wenn sie merken, dass man sie als Person hier wahrnimmt. Wenn sie merken, dass ihnen von unserem Pater, der uns spirituell begleitet und führt, Vertrauen geschenkt wird. Und so schafften wir es, dass sich diese Zahl beinahe verdreifachte und der Ansturm noch immer stetig anwächst! Die Themen über die wir plaudern und diskutieren entscheiden wir alle gemeinsam am Anfang des Jahres und so schaffen wir es, dass neben Abwechslung stets auch das Interesse da ist. In FRAMA lernt man Jugendliche kennen, die voller (manchmal noch unentdeckter) Talente stecken. Wenn man länger dabei ist, ist es am schönsten mit anzusehen, wie sich verspielte Jungs und Mädels über die Jahre hinweg positiv weiterentwickeln und zu jungen Erwachsenen werden. Ein wenig verspielt bleiben wir alle aber dennoch . Auf der Suche nach unseren unentdeckten Talenten, schafften wir es dieses Jahr auch unseren eigenen FRAMA-Chor auf die Beine zu stellen. Zumindest einmal im Monat singen und spielen wir, in Rücksprache mit unserer Gemeinde, eine Abendmesse und helfen so die Messe noch lebendiger zu gestalten. Im Zentrum all dem was wir machen, steht immer der heilige Franziskus und sein Leben an das wir uns versuchen zu richten.
Jedes Jahr im Oktober geben wir unsere jährlichen Versprechen, wo wir versprechen genau das einzuhalten. Um diese Feier noch schöner und größer zu machen besuchen uns jedes Jahr andere FRAMAs aus Kroatien und dieses Jahr auch aus Deutschland. Es ist so ziemlich das schönste auf der Welt, wenn man jemanden zum ersten Mal sieht und sich auf Anhieb sofort mit ihm versteht und das nur, weil man dem ersten Anschein nach nur eine Gemeinsamkeit hat – FRAMA! Weil wir derzeit leider die einzige FRAMA in ganz Österreich sind, helfen wir immer wieder österreichischen Kollegen mit Werbespots und Interviews auf YouFra (Franziskanische Jugend auf internationaler Ebene) aufmerksam zu machen, die jetzt in manchen Teilen Österreichs neu dazu kommen soll. Bis dahin stehen wir in sehr engem Kontakt mit der Jugend der Erzdiözese Wien und sind auch im Jugendrat stark vertreten.
Unlängst haben Mitglieder der FRAMA (dh. die Jugendlichen) gemeinsam mit dem Dritten Orden des Hl. Franziskus in Österreich und wer möchte, kann sich dieses Video ansehen und mehr über die Franziskanische Jugend erfahren. Das Video „Franziskanische Jugend (YouFra), was ist das?“ dauert zwanzig Minuten und ist unter: https://youtu.be/_Wl4VEtkFuQ abrufbar.
Was sagen die FRAMA-Mitglieder über die FRAMA?
M.B.:
Ich bin sehr zufrieden mit unserer Frama (Franziskanische Jugend) denn wir lernen stets was neues voneinander. Durch selber ausgearbeitete Themen und der Präsentation lernen wir viel voneinander und lernen einander kennen. Es ist ein sehr positiv ausgelegtes Treffen der kroatischen Jugendlichen, natürlich sind dort alle herzlich willkommen.
Ich sehe es als von Gott bestimmten Weg, er bestimmt für uns die Wege aber bei uns liegt die Entscheidung ob wir diese Wege annehmen und gehen. Schnell stieß ich auch zur Frama, um Freude und Liebe zu verbreiten, und denke das es ein wunderbarer Ort ist, es zu verbreiten und auszuleben.
G.B.:
Ich besuche Frama aus dem Grund, da ich die Erwartung hatte, mehr Menschen meines Glaubens oder besser gesagt mehrere Glaubensbrüder zu finden.
Ein letzter Satz:
So arbeiten und funktionieren wir Woche für Woche – für viele von uns ein Stück kroatischer Heimat im Zentrum Wiens.